„Es ist unsere Zukunft“
Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometer 2015
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Anne und Max sind beide 22, studieren und machen sich Gedanken über den Klimawandel. Abgesehen davon haben die beiden aber nicht viel gemeinsam. Während Anne ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei einem Naturschutzverein absolvierte und sich neben ihrem Studium bei einer Greenpeace Gruppe engagiert, kann Max nicht viel Engagement für Nachhaltigkeit vorweisen. Klar, er trennt seinen Müll, macht das Licht aus wenn er nicht zuhause ist. Aber wie er sich konkreter für eine nachhaltige Umwelt einsetzen kann, weiß er nicht so genau. „Der Klimaschutz ist so ein großes Thema“ sagt er. „Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich als Einzelperson kann doch gar nichts ausrichten.“
Anne dagegen konnte sich am Anfang gar nicht entscheiden, wie sie sich engagieren möchte: „Allein in der Stadt, in der ich studiere, gibt es so viele Umweltschutzgruppen und Hilfsorganisationen – ich habe lange überlegt, wo ich am liebsten mitmachen möchte.“
Verschiedene Handlungstypen
Max und Anne entsprechen zwei der fünf Handlungstypen, die das zweite Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometer bei Jugendlichen identifiziert. Für die Jugendstudie befragte die Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag von Greenpeace mehr als 1500 Jugendliche zu ihren Einstellungen. Mit positivem Ergebnis: Nachhaltigkeit ist für die Generation zwischen 15 und 24 Jahren von großer Bedeutung und wird nicht in Frage gestellt. Unter dem Begriff der Nachhaltigkeit verstehen die Jugendlichen Umweltthemen, kulturelle Vielfalt und Gerechtigkeit. Wichtiges Thema ist dabei laut Nachhaltigkeitsbarometer der Klimaschutz. Die große Mehrheit der Befragten unterstützt ausdrücklich die Energiewende.
92 Prozent aller Jugendlichen setzen sich zudem bereits für eine sozial gerechte und ressourcenschonende Lebensweise ein. Nur tun sie das auf sehr unterschiedliche Weise - so wie Anne und Max. Anne ist der größten Gruppe des Nachhaltigkeitsbarometers zuzuordnen: den Nachhaltigkeitsaffinen. Sie ist hochmotiviert, sich für nachhaltige Entwicklung zu engagieren, und setzt dies zum Beispiel mit ihrem Engagement in der Greenpeace-Gruppe auch aktiv um.
Angebote müssen vielfältiger, virtueller, kurzfristiger werden
Demgegenüber steht eine kleine Gruppe, die sich nicht für nachhaltige Entwicklung interessiert. Hinzu kommen drei Handlungstypen, die sich nicht einheitlich positionieren. Auch Max gehört zu diesen Mischtypen. Er ist interessiert an Nachhaltigkeitsthemen, es fällt ihm aber schwer, Handlungen konkret umzusetzen.
Dabei ist die junge Generation insgesamt sehr engagiert. Nur hat sich die Art, in der das Engagement stattfindet, geändert, wie die Greenpeace-Studie feststellt.
Sie zeigt: Angebote für freiwilliges Engagement müssen vielfältiger, virtueller und kurzfristiger werden, um jugendgerecht zu bleiben. Das kann auch Max bestätigen: „Mein letztes Semester habe ich in Norwegen verbracht. Jetzt mache ich ein Praktikum in London. Da funktioniert eine bindende, langfristige Mitgliedschaft beispielsweise in einer Umweltschutzgruppe nicht.“
Mehr Nachhaltigkeit im Unterricht
Wie Jugendliche sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, lässt sich auch aus ihrem Schulunterricht ableiten. Anne kann sich noch deutlich an mehrere Unterrichtseinheiten zum Thema Nachhaltigkeit erinnern. Einmal bekam sie die Hausaufgabe, daheim Energie zu sparen, zum Beispiel durch richtiges Lüften. In Max‘ Schule wurde dagegen kaum über ökologische oder nachhaltige Themen gesprochen.
Dennoch begegnen inzwischen immer mehr Jugendliche dem Thema Nachhaltigkeit in der Schule. Doch das Greenpeace-Barometer zeigt: Nachhaltigkeitsbezogener Unterricht entspricht qualitativ noch nicht den von der UN empfohlenen Leitlinien der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Bei denen handelt es sich nicht um ein neues Unterrichtsfach, sondern vielmehr um einen Weg dahin, Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Neue Wege einschlagen
Aber der Schulunterricht bietet zu wenig Raum für mutige Zukunftsentwürfe und Visionen. Immer noch hängt es von engagierten Lehr- und Fachkräften ab, ob komplexe Zusammenhänge vermittelt und neue Wege eingeschlagen werden – ob die Schüler lernen, kreativ zu denken. Greenpeace fordert deshalb, Bildung für nachhaltige Entwicklung verbindlich in den Lehrplänen zu verankern. Aber auch Nichtregierungsorganisationen, Parteien und andere Institutionen müssen der jüngeren Generation vielfältigere Möglichkeiten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung bieten.
Anne ist sich sicher: „Die Hausaufgabe damals hat mir klar gemacht, dass sich jeder für ein bisschen mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit einsetzen kann und das auch tun sollte. Es ist ja schließlich unsere Zukunft.“