“Schools for Earth”-Schule für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet
- Im Gespräch
Beim Deutschen Schulleitungskongress (DSLK) wurde erneut eine Schule aus dem Projekt “Schools for Earth” ausgezeichnet: Die Berliner Brillat-Savarin-Schule hat als eine von fünf Schulen den DSLK-Schulpreis für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bekommen. Herzlichen Glückwunsch!
Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE)
Die Berliner Brillat-Savarin-Schule bildet junge Menschen in gastgewerblichen Berufen und zu Köch:innen aus. Seit mehreren Jahren engagiert sich die Schule im Bereich Nachhaltigkeit sowie im sozialen und demokratischen Bereich. Dabei setzte sie beispielsweise schon Projekte zu Klimagerechtigkeit, nachhaltigem Tourismus und Zero Waste um. Besonders beeindruckt war die Schulpreis-Jury von den regelmäßigen Treffen der Planungswerkstatt “OSZ goes Green”, in der die Schulgemeinschaft über die Zukunftsvisionen der Schule diskutiert und bei der die ganze Schulgemeinschaft eingebunden wird.
Wir waren bei der Preisverleihung dabei und haben danach mit Ralf Späth, Abteilungsleiter für Hotelfach und Lehrer für Wirtschafts- und Sozialkunde, gesprochen.
Greenpeace: Lieber Herr Späth, herzlichen Glückwunsch noch einmal für die tolle Auszeichnung. Wie genau sieht die Nachhaltigkeitsarbeit an Ihrer Schule aus? Können Sie uns von ein paar Beispielen berichten?
Ralf Späth: Die Breite unserer Aktivitäten bei der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung reicht vom Urban Gardening und der nachhaltigen Schülerfirma SNECK über soziales und demokratisches Engagement bis zu den Wochen gegen Rassismus. Unser Schulentwicklungsprozess ‚OSZ 2025', mit dem wir unsere Schule auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten, mündete in einem Schulkonzept, in dessen Leitbild wir unsere Zukunftsorientierung klar formulieren.
Mit dem Projekt ‚Klima Global' verstärkten wir 2018 unser Engagement zu globalen Klimafragen und veranstalteten zusammen mit EPIZ und Engagement Global Workshops von Energiecheck bis Klimagerechtigkeit global. Im Projekt ‚Zero Waste an Schulen' standen Workshops zum Klimakrise und die schulische Nachhaltigkeitsbilanz im Fokus. Begleitend dazu fanden Workshops und Aktionen im Pop-up-Store re-use statt. Am Projekttag ‚Klimagerechtigkeit' boten NGOs und lokale Anbieter 2019 Workshops für alle Klassen an und wir etablierten erfolgreich das Projekt ‚Klimafreundliche Speisen für ein Café'. 2019 wurden in Workshops zu nachhaltigem Tourismus Kriterienkataloge und eine Muster-Klimaschutzberatung erarbeitet, um ein nachhaltiges Tourismuskonzept für Berlin zu erstellen.
2024 ist bislang unser erfolgreichstes Wettbewerbs-Jahr mit zahlreichen Auszeichnungen und öffentlicher Wahrnehmung unserer BBNE-Aktivitäten. Die heutige Verleihung des DSLK-Schulpreises BNE würdigt unser langfristiges BBNE-Engagement und bestärkt uns darin, auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Schule selbstbewusst und motiviert weiterzugehen.
Greenpeace: Mit ca. 4000 Schüler:innen gehört die Brillat-Savarin-Schule zu den größten Bildungseinrichtungen in Deutschland. Wie schaffen Sie es, eine so große Schulgemeinschaft mitzunehmen auf dem Weg Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität?
Späth: In dem wir die Partizipation der Schulgemeinschaft großschreiben und durch unser ‚OSZ goes green'-Team aktives Handeln und Mitverantwortung fördern: Vierteljährlich trifft sich das Team in der Planungswerkstatt, wertet die angestoßenen Projekte aus und sammelt neue Ideen aus der Schulgemeinschaft. In den gemeinsamen Arbeitstreffen diskutieren wir konkrete Handlungsbedarfe und erarbeiten sowie evaluieren Lösungsmöglichkeiten priorisiert. So entstand beispielsweise das Grüne Klassenzimmer durch die Mitarbeit von Auszubildenden einer Hotelfach-Klasse.
Wir bieten die Möglichkeiten zur Teilhabe und bündeln die schulischen Aktivitäten, um sie sichtbarer zu machen. Im besten Fall stiften wir zum Handeln an und machen so die Freude am gemeinsamen Tun erlebbar. Und dabei sind immer alle gefragt: Schülerinnen und Schüler, Hausmeister, Kollegium, Sekretärinnen und Schulleitung. Denn alle Beteiligten können die eigenen Kompetenzen einbringen, um Projekte voranzubringen.
Freiräume für Partizipation und Teamarbeit schaffen
Greenpeace: Welche Tipps würden Sie Schulen mit auf den Weg geben, die sich dem Thema Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit frischem Schwung annehmen wollen?
Späth: Wir begreifen Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung als Kern der Schulentwicklung und den Whole School Approach als partizipativen Ansatz. Für die erfolgreiche Umsetzung unserer BBNE-Aktivitäten sind Kooperationen und Netzwerke daher wesentlich. Im direkten Umfeld sind dies Initiativen, Vereine und Partner vor Ort, bei denen es einen Berufs- bzw. Branchenbezug gibt. Besonders die landes- und bundesweiten BNE-Netzwerke und unterschiedliche Projektpartner wie beispielsweise Greenpeace mit „Schools for Earth“ sind für uns eine unverzichtbare Stütze erfolgreicher BBNE-Arbeit und ein Ansporn für neue Aktivitäten. Wichtig war uns auch, Ansprechpersonen in der Verwaltung, beim Schulträger und im Facility Management für unsere Ideen zu begeistern und einzubinden. Neben zahlreichen Wettbewerben haben wir diverse Modellversuche und Pilotprojekte mitgestaltet, als Schulgemeinschaft oder mit einzelnen Klassen.
Schaffen Sie Freiräume für Partizipation und Teamarbeit, denn Schüler:innen erlangen nur so Handlungskompetenz, die sie motiviert ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. BNE bietet das Potenzial dafür!