Pilotschule aus dem Schools for Earth-Projekt wird ausgezeichnet
- Im Gespräch
Deutscher Schulleitungskongress: Schule am Wingster Wald überzeugt mit Konzept für Bildung für nachhaltige Entwicklung
Herzlichen Glückwunsch! Zum ersten Mal sind im Rahmen des Deutschen Schulleitungskongresses (DSLK) 2023 in Düsseldorf Schulen mit dem DSLK-Schulpreis Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet worden. Unter den fünf Gewinnern ist auch die Grundschule am Wingster Wald aus dem Landkreis Cuxhaven. Seit Beginn des Projekts “Schools for Earth” wirkt die Schule aktiv mit.
Im Bundesland Niedersachsen gilt seit 2021 ein Erlass, der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), verpflichtend für die Lehrplänen in Schulen regelt. Jedoch wird am Beispiel der Schule am Wingster Wald deutlich, dass es vor allem Schulleiterinnen wie Sabine Cordes braucht, die zusammen mit dem Kollegium und allen Schüler:innen Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Schulalltag umsetzt und mit Leben füllt.
Wir haben uns mit Sabine Cordes unterhalten, die seit 2010 die Grundschule leitet und sich auf den Weg in Richtung Klimaneutralität gemacht hat. Sie sieht BNE als eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben von Schulen, indem sie demokratisches, verantwortungsvolles und zukunftsorientiert Handeln vermittelt.
Greenpeace: Liebe Frau Cordes, wir freuen uns, dass Ihre Grundschule ausgezeichnet wurde. Seit vielen Jahren setzen Sie bereits erfolgreich das Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) in unterschiedlichen Bereichen Ihrer Schule um. Welche der erreichten Veränderungen würden Sie auf die Top3 -Liste für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Schulalltag packen? Worauf sind Sie besonders stolz?
Sabine Cordes: Wichtige Veränderungen sind unser naturnah gestalteter Schulhof mit Streuobstwiese, Bienenvölkern, um die sich unsere Schüler:innen und Lehrkräfte aktiv kümmern. Eine Partnerschaft mit Schulen in Indien hilft uns dabei, mit den Kindern des globalen Südens gemeinsame Schritte zu gehen, miteinander und voneinander zu lernen und durch den Perspektivwechsel einen anderen Blick auf die Welt zu bekommen. Jährliche Musicals der ganzen Schule rücken BNE-Themen wie Frieden, Klimaschutz in den Fokus und wirken über die Schulgemeinschaft hinaus.
Greenpeace: Gemeinsam mit Ihrem Kollegium und den Schüler:innen haben Sie schon viel auf die Beine gestellt. Wie schaffen Sie es, die Schulgemeinschaft zu motivieren, sich auf den Weg Richtung Klimaneutralität zu machen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen?
Cordes: Das Thema Klimaschutz kann niemand mehr ignorieren. In den Elterngremien, großen Schulveranstaltungen und kommunalen Projekten präsentieren wir immer wieder Aspekte dieses großen Themas. Das Kollegium steht geschlossen hinter den BNE-Zielen, die im Leitbild der Schule sichtbar und zielführend verankert sind. Wir thematisieren Klimaschutz und Nachhaltigkeit an unserer Schule durch Presseartikel, auf unserer Homepage und die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen. Partizipation und Transparenz sind wichtige Bausteine. Greenpeace, als einer von zahlreichen außerschulischen Partnern, unterstützen uns mit Ideen und Handlungsoptionen, die den Schulalltag sehr bereichern.
Greenpeace: Welche Lernerfolge sehen Sie bei Kindern durch die Integration von BNE? Wie sehr beschäftigt das Thema Klimaschutz schon die kleinsten Schüler:innen?
Cordes: Auch kleine Kinder beschäftigen sich schon intensiv mit Zukunftsfragen. In den Medien werden diese bereits sehr kindgerecht aufbereitet. Daher bringen selbst die jüngsten Schüler:innen schon viele Fragen mit in die Schule, auf die wir eingehen. Gleichzeitig sehen wir, dass Kinder teilweise schon selbstbewusst Auskunft zu BNE-Themen geben können und durchaus kritische Fragen an die Erwachsenen stellen. Mit der Integration von BNE im Unterricht, lernen sie ihre Themen zu präsentieren und für ihre Meinung einzustehen.
Greenpeace: Sie sind als Pilotschule von Anfang an beim Greenpeace Projekt „Schools for Earth“ dabei. Wie sah und sieht die Zusammenarbeit aus?
Cordes: Als Pilotschule wurden wir eng in die Entwicklung des CO2-Schulrechners einbezogen. Gerade am Anfang galt es noch Schwierigkeiten des Rechners zu erkennen und die Handhabbarkeit für Schulen zu optimieren. Wir könnten hier Verbesserungsvorschläge für den Schulalltag beisteuern. Ein Höhepunkt für unsere Schüler:innen war der Besuch von Greenpeace in Hamburg und das Kennenlernen des Bildungsteams. Zudem haben wir an der Entstehung des Grundschul-Bildungsmaterials “Gemeinsam für das Klima” mitgearbeitet und konnten hier viele Praxiserfahrungen und Ideen einbringen.
Greenpeace: Gibt es Bildungsmaterialien von Greenpeace, die Sie im Unterricht einsetzen?
Cordes: Das Grundschulmaterial, an dem wir mitgearbeitet haben.
Greenpeace: Welche Erkenntnisse haben Sie aus der C02 – Bilanzierung mit dem Greenpeace-Schulrechner gewonnen?
Cordes: Als Schule im ländlichen Raum ist für uns der Bereich „Mobilität“ ein großes Thema. Elterntaxis zu reduzieren ist daher eine besondere Herausforderung, kann aber einen großen Anteil CO2 einsparen.
Greenpeace: Was ist Ihre Vision einer Schule, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt?
Cordes: Meine Vision ist eine Schule, in der demokratische Prinzipien den Alltag bestimmen. Eine Schule für alle Kinder, in der jeder nach seinen Fähigkeiten und Begabungen den eigenen Platz findet. Die Schulgemeinschaft setzt sich für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ein und setzt diese um. Das Gebäude ist energetisch komplett saniert und bietet genug Raum für offene partizipatorische Lernformen.
Greenpeace: Ihre Schule hat ein Preisgeld von 10.000 Euro erhalten für weitere Nachhaltigkeitsprojekte. Gibt es schon Ideen und Wünsche, was Ihre Schule damit realisieren möchte?
Cordes: Wir fördern an unserer Schule vor allem kooperatives Lernen und offenere Lernformen. Schule ist ein wichtiger Lebensraum für Kinder, besonders mit Blick auf das Ganztagsangebot. Deshalb möchten wir diesen Raum mit einem farbigen und fröhlichen Möbelkonzept gestalten. Hierzu hat mich eine Studienreise nach Finnland inspiriert.