Rainbow Warrior I – die Legende
Greenpeace und Schiffe, das gehört zusammen. Kein Schiff wurde so sehr zum Symbol für die Organisation wie die Rainbow Warrior.
- Hintergrund
Das erste Schiff dieses Namens ist bereits Legende. Es hat Greenpeace von 1978 bis 1985 begleitet, bevor es vom französischen Geheimdienst durch einen Bombenanschlag zerstört wurde.
Rainbow Warrior: Wale und Robben retten
Ihre Ära beginnt im Frühjahr 1978 - zum ersten Mal geht die "Rainbow Warrior" für Greenpeace auf hohe See: Die Crew will verhindern, dass isländische Walfänger im Nordatlantik hunderte Wale töten. Die isländischen Behörden nehmen die Mannschaft fest. Gegen Kapitän und Greenpeace-Vorstand wird eine einstweilige Verfügung erlassen. Island beschlagnahmt die Schiffsausrüstung.
Für die Rainbow Warrior ist dies der Auftakt. Seit jenem Frühjahr wird sie immer öfter Mittelpunkt von Konfrontationen zwischen den Umweltschützenden und Regierungen. Beim Protest etwa gegen das Entladen japanischen Atommülls zur Wiederaufbereitung im französischen La Hague rammt ein einheimisches Marineschiff die Rainbow Warrior.
Anfang der 1980 er Jahre rückt das Regenbogen-Schiff für die Kampagne gegen das kanadische Robbenschlachten im Golf von Sankt Lorenz und vor Neufundland an. Mitglieder der Mannschaft werden verhaftet, als sie die weißen Pelze der Babyrobben mit ungiftiger, grüner Farbe bemalen und die Tiere so vor dem Tod durch die Keule retten.
Im Beringmeer protestiert die Crew der Rainbow Warrior gegen die zerstörerische Treibnetzfischerei. In Sibirien dokumentiert sie illegale Walfang-Aktivitäten. Jährlich schlachten die Russen dort mehrere hundert kalifornische Grauwale ab.
Greenpeace steht damals wie heute für gewaltfreien zivilen Widerstand. Im Protest gegen den Wahnsinn des nuklearen Wettrüstens und der Atomtests hatten sich die ersten Greenpeacer zusammengefunden.
"Nuclear free Pacific": Keine Atomtests im Pazifik
Die weiße Friedenstaube am Bug der Rainbow Warrior und das große Banner mit der Aufschrift "Nuclear free Pacific" gaben den Kurs vor: Die Rainbow Warrior ist ein Symbol für den Frieden. Mitte der 80er Jahre nach dem Umbau auf einen Segel-Motor-Antrieb startet die Fahrt in Richtung Südpazifik, wo das US-Militär seit den 50er Jahren Atomtests durchführt. Von Hawaii aus geht es zu den Marshall-Inseln, im Schiffsleib lagern medizinische Hilfsgüter für die Bevölkerung der Inselgruppe, denn unter den Einwohner:innen häufen sich inzwischen Krebsfälle, eine Folge der Radioaktivität.
Im Mai 1985 landet die Crew auf der schwer strahlenverseuchten Pazifikinsel Rongelap. Deren Einwohner:innen hatten Greenpeace um Hilfe gebeten. Die Rainbow Warrior nimmt rund 300 Menschen an Bord und siedelt sie um auf eine andere Insel. Auf der Rainbow Warrior bereiteten Greenpeace-Aktivisten die Friedensflotte zum Moruroa-Atoll vor.
Bombe versenkt Rainbow Warrior
Wenige Wochen danach kommt es zum Eklat. Das Greenpeace-Flaggschiff ist nach seiner Südseemission im Hafen von Auckland (Neuseeland) vor Anker gegangen. Am 10. Juli 1985 detonieren zwei Bomben am Rumpf des Schiffes und reißen ein gewaltiges Loch in die Bordwand. Die Rainbow Warrior sinkt sofort. Der französische Geheimdienst hatte die Bomben unter Wasser an der Bordwand angebracht. Die Sprengsätze detonierten kurz vor Mitternacht im Abstand von wenigen Minuten. Die Crew konnte sich retten - bis auf einen. Der Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira, 35 Jahre alt und Vater zweier Kinder, stirbt durch das Attentat.
Schnell führen die Ermittlungen zum französischen Geheimdienst - die Regierung Mitterand gibt zu, von dem geplanten Attentat gewusst zu haben. Greenpeace erhält von Frankreich acht Millionen US-Dollar Entschädigung. Die zerstörte Rainbow Warrior wird in der Matauri-Bucht im Norden Neuseelands mit einer feierlichen Zeremonie versenkt.
Dass die französische Regierung vor Gewalt nicht zurückschreckte, hatten Greenpeacer schon früher bei den Protesten gegen die französischen Atomtests um das Moruroa-Atoll erfahren müssen: 1972 wurde die Segelyacht Vega dort von einem französischen Kriegsschiff gerammt. Der Segler wurde so stark beschädigt, dass er von den Franzosen abgeschleppt werden musste. 1973 enterten französischen Soldaten erneut die Vega und schlugen die Greenpeacer McTaggart und Nigel Ingram zusammen. Danach brach Frankreich die Atomtests ab - bis 1985.
Als Greenpeace 1985 den Protest gegen Atomversuche wiederaufnahm, rechnete jedoch niemand mit der Versenkung der Rainbow Warrior und dem Mord an Fernando Pereira. Die französische Staatsgewalt und Skrupellosigkeit überstieg die schlimmsten Erwartungen. Doch Greenpeace ging gestärkt aus dem Anschlag hervor - einige Crewmitglieder erinnern sich.
Technische Daten:
• Im Einsatz: 1978-85
• Baujahr: 1955
• Schiffstyp: Fischerei-Forschungsschiff
• Länge: 44 Meter
• Geschwindigkeit: 12 Knoten
• Besatzung: 15 Personen
Nachfolgerinnen der Rainbow Warrior
Auch die Rainbow Warrior II machte Bekanntschaft mit französischer Brutalität: 1995 wurde sie bei Anti-Atomprotesten von der französischen Marine heftig attackiert. Dennoch ließen sich die Atomgegner nicht beirren.
2011 lief die dritte Rainbow Warrior vom Stapel. Sie ist das erste Schiff, das Greenpeace komplett selber bauen ließ - ein Segler mit rund 50 Meter hohen Masten.
Der Film The Rainbow Warriors of Waiheke Island dokumentiert die Fahrten des ersten Greenpeace-Flaggschiffs Rainbow Warrior. Im Mittelpunkt steht die ehemalige Crew. Sie leben heute im Eco-Village auf Waiheke Island in Neuseeland. Dort versorgen sie sich weitestgehend selbst und versuchen, die ursprüngliche Vegetation der Insel wieder anzupflanzen.