Grad.jetzt
Wo Klima und Ökosysteme kippen
Mit dem Projekt grad.jetzt machen Naturfotograf Markus Mauthe und Journalistin Louisa Schneider globale Kipppunkte und deren Auswirkungen sichtbar.
Kann man Kipppunkte sehen? Und wenn ja: Wie sehen sie aus?
Diese Frage stellen sich Naturfotograf Markus Mauthe und Journalistin Louisa Schneider für ihre Reportage-Reise grad.jetzt. Denn wir alle reden zwar ständig über Klima, Artensterben und Kipppunkte. Aber was genau damit gemeint ist, das bleibt oft abstrakt und unklar.
Dabei zeigen sich die Auswirkungen der Klimakrise bereits sehr konkret. Natürliche Ökosysteme können Veränderungen nur begrenzt auffangen – eben bis zu einem bestimmten Grad. Sind die sogenannten Kipppunkte erst einmal überschritten, gibt es kein Zurück. Im Gegenteil: Klimaforscher:innen gehen davon aus, dass viele Prozesse, wurden sie einmal in Gang gesetzt, sogar noch schneller ablaufen.
Das Projekt grad.jetzt will die Zusammenhänge von Kipppunkten, Klima und Biodiversität anschaulich darstellen und verständlicher machen.
Markus Mauthe und Louisa Schneider – zwei Generationen mit einem Ziel
Naturfotograf Markus Mauthe und Journalistin Louisa Schneider bereisen ausgesuchte Regionen auf verschiedenen Kontinenten. Ihr Ziel: Die Natur und ihre Ökosysteme in deren Vielfalt und Schönheit zeigen. Sichtbar machen, wo und wie diese bedroht werden. Menschen zu Wort kommen lassen, die konkret von den Problemen betroffen sind. Das Projekt grad.jetzt will außerdem verständliches Sachwissen liefern, ganz besonders über Kippelemente, die Bedrohung der Artenvielfalt und darüber, welche Folgen Biodiversitätsverluste für uns haben.
Der Naturfotograf Markus Mauthe fängt seit mehr als dreißig Jahren mit seiner Kamera die Zerstörung der Natur und die daraus folgende Bedrohung für die Menschheit ein. Als Teil einer Generation, die maßgeblich Verantwortung am schnellen Voranschreiten der menschengemachten Klimakrise trägt, ist es ihm ein persönliches Anliegen, Lösungen zu finden und sichtbar zu machen.
Die Klima-Aktivistin Louisa Schneider stellt sich engagiert gegen die Klimakrise und ihre Folgen. Die 23-jährige ist dabei ein kritisches Sprachrohr der jungen Generation. Seit 2020 arbeitet sie als freiberufliche Journalistin und Moderatorin und erklärt auf Social-Media verschiedene Aspekte der Klimakrise. Mit ihrem Know-how als Klima-Influencerin ist sie auch für grad.jetzt unterwegs.
Mehr über Louisa Schneider und Markus Mauthe erfahren Sie hier
Eindrücke von den Regionen und Klimakipppunkten
Grad.jetzt klärt auf – Regionen und Kipppunkte der Reise
Im Rahmen des Projekts grad.jetzt besucht das Team um Markus Mauthe und Louisa Schneider verschiedene Regionen der Welt. Die geplanten Stationen der Reise zeigen, was Kipppunkte sind und wie Klimakrise und Verlust der Artenvielfalt zusammenhängen:
Die Reiseziele:
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Amazonien: Markus und Louisa bereisen unter anderem den Amazonas-Regenwald in Brasilien, der von Austrocknung und Abholzung bedroht ist. Das Amazonasbecken ist das größte tropische Regenwaldgebiet der Erde. Es produziert den meisten Regen selbst, indem Wasser über dem Wald verdunstet. Das Ökosystem gerät an seine kritische Grenze, wenn sich Niederschläge durch das wärmer werdende Erdklima verringern und gigantische Gebiete für Nutzflächen abgeholzt oder bewusst abgebrannt werden. Louisa und Markus sind Augenzeugen der Feuer im Regenwald. Sie treffen aber auch Indigene, die ganz akut von den Auswirkungen betroffen sind und die sich für den Erhalt der Biodiversität einsetzen.
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Bangladesch: In ganz Südasien bedrohen Extremwetter bereits die Lebensgrundlage vieler Menschen. Besonders das Land Bangladesch ist aufgrund seiner geografischen Lage besonders stark vom steigenden Meeresspiegel und von Überschwemmungen betroffen. Überflutete Küstenregionen zwingen die Menschen vielfach zum Umsiedeln. Das Meerwasser flutet Agrarflächen und versalzt das Trinkwasser. Das Projekt grad.jetzt macht sichtbar, welche Folgen die Überschwemmungen für die Nahrungs- und Trinkwassersicherheit haben. Die Reisenden dokumentieren auch den gigantischen Müllberg, der sich mitten in der Stadt befindet.
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Senegal: Viele Länder im Westen des afrikanischen Kontinents bieten noch immer reichlich intakte Natur. Ein Beispiel dafür ist der Djoudj-Nationalpark im Norden Senegals. Doch an vielen Orten sind die Ökosysteme auch in akuter Gefahr. Erhöht sich infolge der Erderwärmung die Meerestemperatur, setzt zum Beispiel der Sahel-Monsun später ein und fällt schwächer aus. Das gefährdet Ackerbau und Viehzucht in einer Region, in der die Bevölkerung überwiegend von der Landwirtschaft lebt. Grad.jetzt stellt unter anderem Projekte vor, in denen Menschen aktiv an der Rettung der Ökosysteme arbeiten. So trifft das Team unter anderem Abgeordnete der senegalischen Regierung, die das Projekt der “großen grünen Mauer” erklären.
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Kanada/Alaska: Die nördlichen borealen Wälder in der kaltgemäßigten Klimazone stellen fast ein Drittel der Waldflächen der Erde dar. Doch auch sie sind stark vom Rückgang bedroht: Die Klimakrise verändert die Wälder und sorgt zum Beispiel in der Taiga für eine Zunahme der Waldbrände. Hinzu kommen Abholzung und Kahlschlag durch den Holzhandel. Überschreiten die Belastungen den Kipppunkt, werden die Wälder von Busch- und Graslandflächen verdrängt. Mit grad.jetzt zeigen Markus und Louisa, wie sehr sich die Wälder bereits verändert haben und welche Auswirkungen dies auf die Biodiversität hat. Auch die Tundra wird hier Fokus sein, wo das Auftauen der Permafrostböden starke Auswirkungen auf das Klima hat. Da sich der gefrorene Erdboden erwärmt, verändert sich die Landschaft, Kohlenstoff wird freigesetzt und beschleunigt die globale Erderwärmung.
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Grönland/arktischer Ozean: Grad.jetzt geht auch hier den Auswirkungen der Klimakrise nach. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 3000 der Meeresspiegel um über sieben Meter ansteigen wird, wenn der Grönländische Eisschild komplett abschmelzen sollte. Hier wird ganz besonders die Dynamik von Kipppunkten sichtbar: Tauen Eisflächen ab, kann die Erde an diesen Stellen weniger Sonnenlicht reflektieren. Stattdessen erwärmt sich die Erde weiter – und die Klimakrise beschleunigt sich. Im Gespräch mit Menschen vor Ort, zum Beispiel der indigenen Gemeinschaft Inuit, übermitteln Markus und Louisa die Veränderung des Gletschers und dessen Auswirkungen für Menschen und Natur.
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Pazifik: Die tropischen Korallenriffe sind ein weiteres Kippelement. Zugleich sind diese verletzlichen Ökosysteme außerordentlich anfällig für Klimaveränderungen, Umweltverschmutzung und Übersäuerung der Ozeane. Die Erwärmung des Meerwassers verhindert zum Beispiel die Symbiose zwischen Algen und Korallen, was wiederum die Korallenbleiche auslöst: Die Regenbogenfarben der Korallen verblassen, und passiert das zu häufig, sterben sie ab. Ohne Riffe fehlt den Küsten aber ein wichtiger Schutz vor Überflutungen – und den Menschen fehlen die Fische, die häufig Grundlage ihrer Ernährung sind. Markus und Louisa treffen hier Fachleute der Universität in Perth und sprechen unter anderem auch mit indigenen Communities über ihren Kampf gegen die Kohleindustrie.
“grad.jetzt” müssen wir handeln: Warum die Sichtbarkeit von Klimakipppunkten wichtig ist
Was können wir alle tun, um den Schutz der Artenvielfalt und den Erhalt der Biodiversität zu gewährleisten? Wie können wir Politik, Wirtschaft und Klimakrise-Leugner:innen verdeutlichen, dass die Auswirkungen uns wirklich alle betreffen?
Die Antwort: Hinschauen, verstehen, handeln.
Das Projekt grad.jetzt möchte dabei helfen. Markus und Louisa zeigen daher in Bildern und Videoclips, welche Naturschönheiten noch existieren – und welche schon zerstört wurden. Sie lassen Menschen zu Wort kommen, die vor Ort von den Veränderungen in einem ungerechten Maß bedroht sind. Zahlreiche Hintergrundartikel machen außerdem Zusammenhänge und Wechselwirkungen verständlich.
Zu viele Menschen, etwa Indigene in Amazonien, aber auch die Bewohner.innen der Küstenregionen am Pazifik, sind bereits unmittelbar von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Der Verlust von Biodiversität geht zum größten Teil auf menschengemachte, bewusste Zerstörung der Natur zurück. Dazu gehören unter anderem die illegale Brandrodung und Abholzung des Regenwaldes. Diese Taten sind kriminell und müssen gestoppt werden.