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Arbeiterinnen am Fließband der Firma Foron
© Ali Paczensky / Greenpeace

Greenfreeze - die Kühlschrank Revolution

Am 15. März 1993 verließ der erste Greenfreeze das Werk - der erste Kühlschrank ohne FCKW- und FKW. Er übertraf selbst kühnste Hoffnungen.

Im Jahr 2023 feierte der Greenfreeze-Kühlschrank seinen 30ten Geburtstag. Wir erläutern, wie er entstand und warum er eine der wichtigsten Innovationen des 20ten Jahrhunderts ist.

Aufstrich, angebrochene Nahrungsmittel und Getränke wurden in früheren Zeiten schnell schlecht. Heute besitzt jeder Haushalt einen eigenen Kühlschrank – eine der praktischsten Erfindungen der vergangenen Jahrhunderte.

Doch leider war der Ausstoß an Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) und Fluor-Kohlenwasserstoffe (FKW) der Geräte sehr hoch. Bei beiden Stoffen handelt es sich um Treibgase, welche die Ozonschicht schädigen können. Als die Wissenschaftler Joe Farman, Brian Gardiner und John Shanklin 1985 das Ozonloch entdeckten, war klar, dass sich etwas ändern musste. Acht Jahre später wurde der Greenfreeze, der erste FCKW- und FKW- freie Kühlschrank, auf den Markt gebracht. Die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung: Greenpeace Deutschland.

Partner dabei war die Firma DKK-Scharfenstein (später Foron). Sie produzierte und verkaufte den neuen Kühlschrank, dessen technisches Konzept Greenpeace vorgeschlagen hatte. Durch die Zusammenarbeit entstand der erste FCKW- und FKW- freie Kühlschrank der Welt und damit auch eine neue Technologie. Das neue Kühlgerät setzte sich gegen den anfangs massiven Widerstand aus Wirtschaft und Politik durch und wurde ein voller Erfolg. Die Technik löste innerhalb weniger Jahre die meisten herkömmlichen Geräte in Deutschland ab, welche die Regierungskoalition aus CDU und FDP 1995 schlussendlich verbot. Im Laufe der Zeit verbreitete sich der Greenfreeze auch international, inzwischen wurden weltweit mehr als eine Milliarde Geräte nach Greenfreeze-Standard gebaut. Die Abkehr von FCKW und FKW bei Kühlgeräten hat erheblich dazu beigetragen, dass die Ozonschicht sich zu regenerieren begann. Als Ausgangsstoffe, Zwischen- oder Nebenprodukte werden FCKW aber weiterhin genutzt. Die Konzentration dieser Stoffe steigt deshalb. Mehr zu der weiterhin bestehenden Gefahr durch FCKW sehen Sie hier

Anlässlich des Jubiläums haben wir ein Interview mit unserem ehemaligen Kollegen und Klimaexperten Wolfgang Lohbeck geführt, der an der damaligen Entwicklung beteiligt war.

Greenpeace-Lösungen, die die Welt besser machen

Chlorfreies Papier

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Greenpeace bewies 1991, dass chlorfreies Papier auch ohne Qualitätsverlust produziert werden kann – danach wurde es schnell zum neuen Standard in der Papierindustrie.

Photovoltaikanlage Cyrus

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Als Gemeinschaftsarbeit mit dem Unternehmen “Ludwig Bölkow Systemtechnik” entstand einige Jahre später die Photovoltaikanlage Cyrus – eine besonders günstig zu produzierende Solaranlage für Privathaushalte.

Spritsparendes Auto SmILE

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Als Nächstes baute Greenpeace einen Renault Twingo um, mit dem Ziel, seinen Spritverbrauch um die Hälfte zu reduzieren – das Experiment namens SmILE war ein voller Erfolg.

Interview mit Klimaexperte Wolfgang Lohbeck

Online Redaktion: Hallo Wolfgang, der Greenfreeze wird dieses Jahr 30 Jahre alt. Heute sind FCKW- und FKW-freie Kühlschränke ganz normal, im Jahr 1992 waren sie jedoch eine neue Idee. Gab es zur damaligen Zeit Probleme bei seiner Entwicklung?

Wolfgang: Ja, die gab es. Wir hatten zwar die neue Technik auf der Basis von natürlichen Kohlenwasserstoffen entdeckt, aber wir fanden zunächst keinen industriellen Partner, der sich darauf einlassen wollte. Alle setzten damals auf die neuen synthetischen “Ersatzstoffe“ der chemischen Industrie, die FKW. Schließlich fanden wir die Firma DKK, die sich später FORON nannte. Aber sie war in den neuen Bundesländern angesiedelt und hatte nach der Wende finanzielle Probleme, weshalb die Treuhandanstalt sie auflösen wollte.

Online Redaktion: Wie hat das eure Arbeit am Greenfreeze beeinflusst?

Wolfgang: Bis dahin hatten wir nur an der Entwicklung der technischen Grundlagen gearbeitet, aber nun ging es darum, der einzig infrage kommende Partnerfirma zu ermöglichen, dass sie überlebt. Um sicherzustellen, dass der Greenfreeze realisiert wurde, starteten wir eine großangelegte Kampagne für die neue ozon- und klimafreundliche Technik und für FORON. Wir organisierten anfangs sogar selbst den Vertrieb der neuen Geräte. Die Politik sah sich gezwungen, FORON zu erhalten, alle anderen Kühlgerätehersteller zogen nach einer kurzen „Schamfrist“ nach, zunächst in Deutschland, dann weltweit. Greenpeace erhielt weder aus dem Verkauf noch durch eventuelle Patentrechte irgendwelche Einnahmen.

Online Redaktion: Wie haben die damaligen Kühlschrankhersteller auf die Entwicklung des Greenfreeze reagiert?

Wolfgang: Sie versuchten mit allen Mitteln, auch mit Falschbehauptungen und dem Schüren von Angst vor der neuen und „unerprobten“ Technologie, deren Erfolg zu verhindern – doch nachdem die Käufer:innen scharenweise Geräte mit der neuen umweltschonenden Technik haben wollten, übernahmen die anderen Hersteller unsere Idee und stellten ihre Produktion entsprechend um. 

Online Redaktion: Wie haben die Kühlschränke vor dem Greenfreeze funktioniert?

Wolfgang: In den damaligen Kühlschränken wurden FCKW und FKW als Kältemittel eingesetzt. Vor allem bei der Entsorgung der Geräte, entstand ein hoher Ausstoß der fluorierten und chlorierten Treibhausgase, die ja immerhin mehrtausendfach stärker sind als CO₂. Dazu kam das Ozonlochproblem: Sobald die Gase die untere Stratosphäre erreichen, tragen sie dazu bei, das dort anwesende Element Ozon zu spalten, und schädigen dadurch die Ozonschicht.

Online Redaktion: Was war neu an der Technik des Greenfreeze?

Wolfgang: Wir suchten nach einer Alternative und zusammen mit zwei Dortmunder Wissenschaftlern entwickelten wir die “Dortmunder Mischung”. Es handelt sich dabei um ein Kältemittelgemisch auf Basis sogenannter kurzkettiger Kohlenwasserstoffe wie Propan und Butan. Diese schädigen den Schutzmantel unseres Planeten nicht und sind umwelt- und klimaverträglich. Im Laufe der Zeit haben sich anstelle der ursprünglichen „Dortmunder Mischung“ vor allem Isobutan und Propan durchgesetzt.

Online Redaktion: Am Greenfreeze zeigt sich, dass Umweltschutz auch bedeutet, Lösungen zu finden. Ist die Entwicklung neuer Technologien eine wesentliche Aufgabe von Greenpeace?

Wolfgang: Um unsere Umwelt nachhaltig zu schützen, braucht es unterschiedliche Ansätze. Zwei wichtige Punkte sind, unseren Konsum zu reduzieren sowie die Ziele wirtschaftlichen Wachstums an die Möglichkeiten unseres Planeten anzupassen. Ein weiterer ist der Ausbau bereits vorhandener nachhaltiger Technologien wie Solar und Windenergie. Es braucht allerdings auch immer wieder neue technische Entwicklungen, weshalb Greenpeace sie im Laufe seiner Geschichte immer wieder gefördert hat. Ein Beispiel dafür ist das chlorfreie Papier, ein anderes das spritsparende Auto SmILE.

Online Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch!

Greenpeace setzt auf Lösungen - bis heute

Medikamentenkühlschrank SolarChill

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In Kooperation mit diversen Partnern entstand der Medikamentenkühlschrank SolarChill. Er ist besonders kostengünstig und gleichzeitig umweltfreundlich, durch ihn verbesserte sich die medizinische Versorgungslage in vielen Ländern des globalen Südens.

Digitale Lösungen

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Neuere Lösungen sind oft digital – beispielsweise eine interaktive Karte von Unverpackt-Läden in ganz Deutschland, die alle Benutzer befüllen können, sowie ein eigenes soziales Netzwerk: Greenwire. Seit 2019 ermöglicht es Umweltaktivist:innen online miteinander in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und gemeinsam Aktionen zu planen.

Kleidertauschpartys

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Auch die von uns veranstalteten Kleidertauschpartys haben sich als eine gute Möglichkeit erwiesen, gemeinsam etwas zum Klimaschutz beizutragen.

Über zehn Jahre Greenfreeze – ein weltweiter Erfolg

Über zehn Jahre Greenfreeze – ein weltweiter Erfolg

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Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/vw-klage

Kein Recht auf Verbrenner!

Greenpeace klagt gemeinsam mit mit dem Bio-Landwirt Ulf Allhoff-Cramer und Fridays for Future-Klimaaktivistin Clara Mayer mehr Klimaschutz bei Volkswagen ein. Unterstützen Sie die Kläger:innen mit Ihrer Unterschrift

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