Jetzt spenden
Biene auf Honig.
(c) Greenpeace / Pieter Boer

Null Toleranz für Gen-Honig

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Der Monsanto-Mais MON 810 ist in der EU nur für die Verwendung in Futtermitteln und bestimmten Lebensmitteln wie Maisgries oder Maismehl zugelassen. Mehrere europäische Länder, auch Deutschland, haben den Anbau verboten. Dem Verbot liegen ungeklärte Umweltrisiken zugrunde. Unter anderem gibt es Bedenken, der Gen-Mais könnte schädliche Auswirkungen auf Bienen haben.

Dem Urteil des EuGH liegt ein Schadensfall aus dem Jahr 2005 zugrunde. Der süddeutsche Imker Karl-Heinz Bablock hatte in seinem Honig Spuren von MON 810 nachgewiesen, den Honig vernichtet und vor Gericht auf Schadenersatz geklagt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof gab den Fall an den EuGH weiter.

Dieses bestätigte nun die Auffassung des klagenden Imkers. Jedes Lebensmittel, das Material aus genmanipulierten Pflanzen enthält, unterliegt dem europäischen Gentechnikrecht. Es darf ohne Sicherheitsprüfung und Zulassung nicht in den Verkehr gebracht werden. Das gilt auch dann, wenn nur geringfügige Mengen ungewollt in den Honig oder andere Lebensmittel gelangt sind.

Damit weist der EuGH die Auffassung der EU-Kommission zurück. Sie vertritt die Ansicht, der Honig benötige keine Zulassung, da die Verunreinigung unbeabsichtigt und ohne menschliches Zutun in den Honig gelange. Imker ebenso wie Landwirte, die Gentechnik ablehnen, müssten demnach unerwünschte Rückstände in ihren Produkten in Kauf nehmen. Da Verunreinigungen nicht zu verhindern sind, wäre der Gentechnik Tür und Tor öffnet.

Gentechnikfreie Landwirtschaft und Agro-Gentechnik können nicht nebeneinander existieren, sagt auch der Greenpeace-Biologe und Gentechnikexperte Dr. Dirk Zimmermann. Bienen unterscheiden nicht zwischen genmanipuliertem und anderem Blütenstaub. Am Ende landet der Gen-Pollen im Honig und somit auch auf dem Butterbrot der Verbraucher.

Nun bleibt zu klären, wie Imker entschädigt werden sollen, wenn sie ihren Honig nicht mehr verkaufen können. Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner kann vor den Problemen, die Gen-Pflanzen für die Imker verursachen, nicht länger die Augen verschließen. Sie muss jeglichen weiteren Anbau von riskanten genmanipulierten Pflanzen unterbinden und sich stärker für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Landwirtschaft einsetzen, fordert Zimmermann.

Noch ist nicht abzusehen, welche Bedeutung das Urteil für Honig aus aller Welt hat. Deutschland importiert 80 Prozent seines Honigs, einen Großteil davon aus Gentechnik-Anbauländern wie Argentinien, Brasilien oder Kanada. Große Teile des gehandelten Honigs könnten ihre Verkehrsfähigkeit einbüßen: In diesen Ländern findet Gen-Pollen, der nicht für Lebensmittel zugelassen ist, zuverlässig seinen Weg in den Honig - ob es Pollen von Biosprit-Gen-Pflanzen ist oder von Gen-Pflanzen im Versuchsanbau.

Datum
Tierqual Ställe bei Bärenmarke

Mehr zum Thema

Gewinnerin Friederike
  • 16.04.2024

Kühe gehören auf die Weide! Zu diesem Thema haben über 150 Kinder Klappkarten selbst gestaltet und gebastelt. Die Einsendungen sind so großartig, dass es uns total schwer gefallen ist, drei Gewinner:innen auszuwählen. Darum zeigen wir euch hier auch noch ein paar weitere tolle Bastelarbeiten.

mehr erfahren
Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".
  • 29.02.2024

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!
  • 10.01.2024

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen
  • 30.07.2023

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren
Protest Against Food in Fuel in Berlin
  • 28.02.2023

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren
Martin Kaiser vor einem Kalb im Stall
  • 18.01.2023

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser spricht im Interview vor der Wir-haben-es-satt-Demo über die Bedeutung einer klimagerechten Agrarwende.

mehr erfahren