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Greenpeace / Will Rose

Klima-Zeitbombe Permafrost

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Der Permafrost, der „ewig“ gefrorene Boden, taut und beschleunigt den Klimawandel. Ganze Wälder kippen, fester Boden wird zu tiefem Sumpf; Asphalt birst, Häuser reißen ein, Öl- und Gaspipelines brechen - Folgen der Erderwärmung in Sibirien. Auf der Halbinsel Jamal in der Karasee hat Greenpeace diese Entwicklung 2009 dokumentiert. Dort kollabieren ganze Landschaften.

Leidtragende des Tauwetters auf Jamal sind vor allem die Nenzen. Sie sind Nomaden, wandern täglich kilometerweit mit ihren Rentierherden. Im Laufe eines Jahres durchqueren sie die ganze Halbinsel. Schon seit längerem ist ihre traditionelle Lebensweise durch die Erdgasförderung auf Jamal gefährdet, durch das Tauen der Böden kommt eine weitere existenzielle Bedrohung hinzu.

Tauende Böden setzen Methan frei

Die Folgen reichen weit über Sibirien hinaus. Der Permafrost gilt als ein zentrales Kippelement für das Klima. Das heißt, kippt das Klima hier, so hat dies Auswirkungen auf das gesamte Weltklima. Die immensen Mengen an Treibhausgasen, die im Boden lauern, können den Klimawandel ungeheuer beschleunigen.

Permafrostböden sind Kohlenstoffsenken. Schätzungen zufolge könnten dort 1.600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert sein. Taut der Boden, so wird das organische Material der oberen Bodenschicht von Mikroorganismen zersetzt. Steht dabei Sauerstoff zur Verfügung, entsteht Kohlendioxid (CO2). Herrscht Sauerstoffmangel, weil Wasser auf der Oberfläche steht, entsteht durch Fäulnisprozesse Methan (CH4). Methan ist etwa 21-mal gefährlicher für das Klima als Kohlendioxid.

Neben dem schon jetzt vermehrt freigesetzten Methan lauert eine weitere Gefahr: Methanhydrate - große Kristalle mit eingelagerten Methanmolekülen. Sie lagern in großen Mengen eingeschlossen im vereisten Boden, aber auch in Meeressedimenten. Methanhydrate bilden sich bei hohem Druck und niedrigen Temperaturen. Sie sind brennbar und zersetzen sich an der Luft.

Fast ein Viertel der globalen Landfläche sind Permafrostböden. Der größte Teil liegt in der nördlichen Hemisphäre: rund 23 Millionen Quadratkilometer. 60 Prozent Russlands und große Teile Kanadas, Alaskas und Westchinas sind durchgehend gefroren - oder waren es bisher. Der Frost kann wenige bis hunderte Meter tief in die Erde reichen. In Ostsibirien sind es 1800 Meter.

Berghänge in den Alpen kommen ins Rutschen

In den Alpen ist die Bodentemperatur im Dauerfrost innerhalb von 50 Jahren um 0,5 Grad gestiegen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Permafrostgrenze um 100 bis 300 Höhenmeter nach oben verschoben. Diese stets gefrorenen Böden, die im Sommer nur oberflächlich abtauen, haben eine wichtige Funktion: Das Eis hält Felsgestein, Schutt, Steine und Boden zusammen. Taut es, verlieren die Berghänge ihre Tragfähigkeit und kommen ins Rutschen. Dies kann langsam, aber auch abrupt geschehen. Millionen Euro werden für den Katastrophenschutz ausgegeben. Siedlungen und Verkehrswege müssen mit Auffangdämmen vor Schnee- und Gerölllawinen geschützt werden.

Zwischen 1991 und 2007 sind im Alpenraum zehn größere Bergstürze in Permafrostzonen ausgelöst worden. In den Ötztaler Alpen wird Medienberichten zufolge der Bliggferner seit Jahren mit Sorge beobachtet. Seit 2008 rutscht sein Hang bis zu 20 Zentimeter am Tag. Eine große Masse Gestein und Eis ist in Bewegung geraten.

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