Greenpeace-Aktion gegen Ölbohrschiff Stena Carron
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Zwölf Meter hohe Bordwände, ein 42 Meter hoher Bohrturm, 228 Meter lang und 15 Meter breit - die Stena Carron wirkt neben den im Wasser schwimmenden Aktivisten wie ein Gigant. Geschafft haben sie es trotzdem: Nachdem sie eine viertägige Protestaktion an der Ankerkette des Bohrriesen vor der Hafenstadt Lerwick nach einem britischen Gerichtsbeschluss abbrechen mussten, hindern die Schwimmer nun das Schiff auf hoher See an der Weiterfahrt. Chevron schickte sein Ölbohrschiff anschließend umgehend ins Lagavulin-Ölfeld 200 Kilometer nördlich der Shetlands. Die Stena Carron soll die Probebohrung im Auftrag des US-Energiekonzerns Chevron durchführen, der in Deutschland mit der Marke Texaco vertreten ist.
Chevron treibt ein gefährliches Spiel
Die Stena Carron kann nicht garantieren, ihren Standort im stürmischen Nordatlantik metergenau zu halten - das geben sogar die Anwälte des Ölkonzerns Chevron zu. Der Grund: Das Bohrgestänge könnte brechen. Könnte solch ein Maschinenausfall am Schiff zu einer Ölkatastrophe wie im Golf von Mexiko führen? Diese Bohrung in der Tiefsee vor den Shetland-Inseln ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Das ist unverantwortlich, sagt Greenpeace-Ölexperte Christoph von Lieven. Hier stehen die Erwartungen von riesigen Gewinnen dem Risiko gegenüber, dass die Umwelt auf Jahrzehnte zerstört wird. Auch in der Nordsee ist ein Unglück wie im Golf von Mexiko somit jederzeit möglich! Die Folgen könnten weitaus schwerwiegender sein: Durch die niedrigen Wassertemperaturen würde sich das Öl weitaus langsamer abbauen als in den warmen Golf-Gewässern.
Neue Chance: EU-Umweltausschuss
Am 28. September tagt in Brüssel der EU-Umweltausschuss - eine neue Chance, den gefährlichen Run auf die Tiefsee zu stoppen. Es liegt ein Entschließungsantrag vor, in dem die EU-Kommission aufgefordert wird, ein Moratorium für Tiefseebohrungen zu beschließen. Der Bohrstopp soll gelten, bis einheitliche Sicherheitsstandards für Ölplattformen und Bohrtätigkeiten eingeführt sind. Diese sollen laut Antrag höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.
Die erste Chance für ein solches Moratorium ist bereits vertan: Beschließen können hätte es die OSPAR-Meeresschutz-Konferenz, die vergangenen Freitag im norwegischen Bergen zu Ende ging. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), hatte zwar einen Antrag eingereicht, dieser wurde aber schon im Vorfeld vom Wirtschaftsministerium stark abgeschwächt. Den Rest erledigten fünf diskussionsstarke Verhandlungstage - vom Antrag blieb letztendlich nichts übrig. Er scheiterte vor allem am Widerstand der Ölförderländer Norwegen, Großbritannien und Dänemark.