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Das Ziel war bekannt - der Gegner geheim: Die Esperanza startete Anfang August von London ihre Go Beyond Oil-Tour, um die gefährlichen Tiefseepläne der Ölindustrie zu stoppen. Mit an Bord ist eine deutsche Aktivistin, Ann-Kathrin Schneider.
Vor der Westküste Grönlands angekommen, fordert Greenpeace heute die britische Ölfirma Cairn Energy auf: Raus aus der Tiefsee. Die Esperanza hat sich im sogenannten Iceberg alley (Eisberg-Passage) in Sichtweite der Bohrinsel Stena Don und des Bohrschiffs Stena Forth positioniert. Ein dänisches Kriegsschiff ist auf dem Weg und droht, das Schiff zu stürmen und den Kapitän zu inhaftieren, sollte die Esperanza in die Sicherheitszone von rund 500 Metern um die Bohr-Plätze eindringen.
Der Gegner: Cairn Energy
Das Ölunternehmen bohrt mit Genehmigung der grönländischen Regierung bereits seit dem 1. Juli 2010 vor der Westküste Grönlands. Grund zur Sorge für die ökologisch hochsensible Arktis besteht reichlich: Keine Bohr-Erfahrungen in kalten Gebieten, keine großen Rücklagen, um eventuelle Unfälle zu decken und ein öffentlich nicht zugänglicher Notfallplan. Zum Vergleich: Cairn verfügt im Falle eines Ölunfalls gerade einmal über 14 Schiffe, die das Öl auffangen könnten - selbst BP kann die Ölpest im Golf mit mehr als 6.500 Schiffen kaum bewältigen. Die kleine Ölfirma Cairn lässt sich jedoch kaum schrecken und plant bis Ende Oktober zwei weitere Probebohrungen westlich der Disko Bucht. Am 24. August hat Cairn bekannt gegeben, auf Erdgas gestoßen zu sein.
Hochgefährlich: Tiefseebohrungen in der Arktis
Cairn bewegt sich mit seinem Tiefseegeschäft buchstäblich auf dünnem Eis. Neue Greenpeace-Fotos zeigen, wie Schiffe das Treibeis rund um die Bohrplätze schmelzen müssen. Die Förderung von Öl ist generell gefährlich, umso höher ist das Risiko bei Tiefseebohrungen in der Arktis:
- Die Bohrsaison ist kurz. Der arktische Winter kommt schnell und die Eiseindickung macht Primärbohrungen und Entlastungsbohrungen unmöglich.
- Ein Ausbruch ohne sofortige Entlastungsbohrung könnte zu einem Ölaustritt führen, der zwei Jahre lang unbemerkt verläuft und unter einer dicken Eisschicht eingeschlossen ist.
- Ein Ölaustritt ähnlich dem im Golf von Mexiko würde in den niedrigen Arktistemperaturen zu einer weitaus längeren Regenerationsphase führen. Die Folgen der Ölpest der Exxon Valdez in Alaska sind über zwanzig Jahre später immer noch sichtbar.
- Die Bohrungen finden in der Baffin Bay statt - der Heimat von bis zu 90 Prozent der weltweiten Narwal-Population. Die Ölbohrungen bedrohen zudem den Lebensraum der Blauwale, Polarbären, Robben und Zugvögel in der Region.
Greenpeace fordert: Weg vom Öl
Die Ölkatastrophen im Golf von Mexiko und in China haben deutlich gezeigt, dass wir unsere Abhängigkeit vom Öl beenden müssen, sagt Christoph von Lieven, Ölexperte bei Greenpeace. Weltweit fordern Greenpeace-Büros ein Ende der gefährlichen Tiefseebohrungen.