Jetzt spenden
climate ballon Patagonia

Zehn Jahre Kyoto - Zehn Jahre Klimaschutz?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Vor zehn Jahren war es der erste Schritt in Richtung Klimaschutz. Heute feiert das Kyoto-Protokoll Geburtstag. Gleichzeitig verhandeln auf Bali Politiker aus rund 170 Ländern über ein Nachfolgeabkommen. Wir haben uns anlässlich dieses Jubiläums mit dem Greenpeace-Klimaexperten Karsten Smid unterhalten und gefragt, was dieses Abkommen seiner Meinung nach bewirkt hat und wie es weitergehen muss.

Online-Redaktion: Karsten, was verbindest du mit dem heutigen Geburtstag des Kyoto-Protokolls?

Karsten Smid: Zehn Jahre Kyoto heißt für mich zehn Jahre Diskussion über den Klimawandel. Es ist ein verbindliches internationales Protokoll zur Reduktion von Treibhausgasen entstanden. Das Problem hierbei war sicherlich, dass die USA mit der Bush-Administration sich dem Kyoto-Abkommen verweigert haben.

Online-Redaktion: Würdest du Kyoto dennoch einen gewissen Erfolg zusprechen?

Karsten Smid: Es ist schon erstaunlich, wenn man sieht, dass trotz dieser Verweigerungshaltung Amerikas ein solches internationales Abkommen mit Russland ratifiziert werden und gegen eine Hegemonialmacht in Kraft treten konnte. Amerika mit der Bush-Regierung und der Öl-Industrie im Hintergrund ist jetzt isoliert. Insofern war das sehr wohl ein Erfolg. Aber Kyoto muss jetzt weiterentwickelt werden, muss verschärft werden. Die Reduktionsraten, die man in Kyoto für die Industrieländer festgelegt hat, reichen hinten und vorne nicht aus.

Online-Redaktion: Woran liegt das? War die vom Klimawandel ausgehende Gefahr vielleicht damals noch nicht ausreichend bekannt?

Karsten Smid: Letztendlich wusste man über die Dramatik des Klimawandels vor zehn Jahren auch schon sehr viel. Das Wissen hat sich jetzt aber doch sehr vertieft. Wir wissen, wir müssen jetzt alles tun, damit die Treibhausgase bis zur Mitte des Jahrhunderts halbiert werden. Es liegt vor allen Dingen in der Verantwortung der Industrieländer und insbesondere natürlich der G8-Staaten, der großen Industrieländer, die Treibhausgase zu reduzieren.

{image_r}Online-Redaktion: Tun sie das laut Kyoto-Protokoll nicht schon?

Karsten Smid: Das ist ja das eigentlich Fatale: Man hat sich vor zehn Jahren darauf geeinigt, dass die Industrienationen zuerst beginnen, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren. Auch hat man sich darauf geeinigt, dass die Industrienationen den Entwicklungsländern helfen, einen Sprung zu machen, hin zur Nutzung von erneuerbaren Energien.

Online-Redaktion: Und das haben sie nicht getan?

Karsten Smid: Nein. Rückblickend müssen wir feststellen, dass die Industrienationen diesen Prozess verraten haben und bisher für den Klimaschutz nicht viel mehr als leere Worte übrig hatten. Sie haben die Entwicklungsländer nicht unterstützt, sie haben im eigenen Land kaum die Treibhausgase reduziert, sie haben sich von der Energieindustrie an der Nase herumführen lassen und sie setzen nach wie vor auf das Verfeuern von fossilen Energieträgern. Das müssen wir stoppen.

Online-Redaktion: Was ist demnach der nächste Schritt?

Karsten Smid: Es ist wichtig, jetzt die Auseinandersetzung zu beginnen, mit den Verweigerern aus der Energieindustrie, mit Vattenfall, mit RWE, mit Shell und BP. Es wird einen Kampf geben um die Vorherrschaft auf dem Energiemarkt. Dort müssen diese Verweigerer des Klimaschutzes abgelöst werden durch Erneuerbare Energiesysteme.

Online-Redaktion: Wie muss es nach diesen zehn Jahren jetzt international weitergehen? Kein Kyoto-Protokoll mehr, weil sich niemand daran hält?

Karsten Smid: Nein, es ist enorm wichtig, dass Kyoto weiterverfolgt wird. Das Protokoll muss jetzt verschärft werden. Wir brauchen ein Nachfolgeabkommen, das letztendlich die Grundzüge, die Basis von Kyoto hat. Das heißt, verbindliche Reduktionsmaßnahmen auf staatlicher Ebene.

Online-Redaktion: Danke, Karsten!

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/vw-klage

Kein Recht auf Verbrenner!

Greenpeace klagt gemeinsam mit mit dem Bio-Landwirt Ulf Allhoff-Cramer und Fridays for Future-Klimaaktivistin Clara Mayer mehr Klimaschutz bei Volkswagen ein. Unterstützen Sie die Kläger:innen mit Ihrer Unterschrift

Klage unterstützen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum

Mehr zum Thema

Auf die Reichstagswiese hat man ein 35 Meter langes Symbol eines Thermometers gelegt. Dessen Quecksilbersaeule wird durch einen Feuerring illuminiert. Auf einem Banner steht „Klimaschutz: In Paris versprochen. In Berlin gebrochen“.
  • 17.12.2024

Im Weißen Haus zieht ein Fan der Fossilen ein, in Deutschland wird Kritik an Klima- und Naturschutz zum Wahlkampfschlager. Wohin steuert der Umweltschutz? Im Gespräch mit zwei Greenpeace-Expertinnen.

mehr erfahren
Make Polluters Pay Waage
  • 25.11.2024

Die Klimakonferenz endet mit Finanzzusagen, die weit zurückbleiben hinter dem Nötigen. Beim Klimaschutz kommt sie gar nicht voran. Hoffnung spendet allein das nächste Gastgeberland Brasilien.

mehr erfahren
COP29  Symbolbild
  • 11.11.2024

Die kletternden Temperaturen machen die Welt unsicherer. Deshalb reden die Staaten bei der diesjährigen Klimakonferenz viel über Geld. Klimaschutz und Anpassungen in den ärmsten Staaten müssen finanziert werden.

mehr erfahren
Fossil Fuel Phase Out Protest at COP 28
  • 07.11.2024

Das Tempo von Klimakrise und Klimadiplomatie klafft schmerzhaft auseinander. Warum die UN-Klimakonferenz dennoch wichtig ist, worum es diesmal geht und weshalb Greenpeace hinfährt.

mehr erfahren
Aktivist:innen von Greenpeace Belgien stellen einen riesigen "Taxonosaurus"-Dinosaurier vor dem Sitz der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates in Brüssel auf, um gegen die mögliche Aufnahme von fossilem Gas und Atomenergie in die "Taxonomie" der EU zu protestieren.
  • 22.10.2024

Die erste Anhörung gegen das "Grüne" Label für Atomkraft und Erdgas in der EU-Taxonomie ist beendet. Greenpeace war vor Ort und zeigt im neuen Report: Das würde den Klimazielen der EU widersprechen.

mehr erfahren
Roie Galitz, Wildtierfotograf und Botschafter von Greenpeace Israel, dokumentiert den Bråsvellbreen, eine der längsten Gletscherfronten in der Arktis. Die Eisfläche des Gletschers im Svalbard-Archipel erstreckt sich 45 km über die Landschaft und ist Teil der größeren Eiskappe Austfonna.
  • 19.09.2024

Die Arktis, eine der entlegensten und faszinierendsten Regionen der Erde, ist ein Ort von unbeschreiblicher Schönheit und ein entscheidender Teil des globalen Klimasystems.

mehr erfahren