Greenpeace-Auto SmILE
Gleiche Leistung - Halber Verbrauch
Der umgebaute Renault Twingo ist windschnittig, wiegt rund 600 Kilogramm und verbraucht auf 100 Kilometern gerade mal knapp drei Liter Benzin – alles ohne Abstriche bei Sicherheit und Komfort. Mit 170 km/h Spitzengeschwindigkeit überholt der SmILE sogar das Original.
- Hintergrund
Das Greenpeace-Auto SmILE beweist seit 1995, dass ein halbierter Benzinverbrauch sofort und serienmäßig möglich ist. Das SmILE-Prinzip ist zum normalen Preis in jeder Klasse umzusetzen - ohne Einbußen bei Leistung und Sicherheit. Die Petro- und Autoindustrie hält den Verbrauchern eine sparsame Mobilität vor: bis zu 50 Prozent weniger Sprit, Kosten und CO2-Emissionen einzusparen.
Was bedeutet SmILE?
SmILE (Small - Intelligent - Light - Efficient) ist eine Technik, die es ermöglicht, den Spritverbrauch aller gängigen Serienautos um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Dabei sind drei Elemente entscheidend:
- Der Motor: SmILE-Autos haben einen Motor mit deutlich kleinerem Hubraum, der aber die gleiche Leistung erbringt wie ein herkömmlicher Motor. Durch Aufladung (Kompression) der Verbrennungsluft hat der Motor einen besseren Wirkungsgrad mit deutlich geringerem Spritverbrauch. Siebzig Prozent der Verbrauchsreduktion gehen auf das Konto des SmILE-Motors.
- Das Gewicht: Durch konsequente Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung kann der Spritverbrauch weiter gesenkt werden, bei gleichem Komfort und vor allem gleicher Sicherheit.
- Die Aerodynamik: durch Verringerung des Luftwiderstandes wird ein noch geringerer Verbrauch vor allem bei höheren Geschwindigkeiten erzielt
Greenpeace hat die SmILE-Technik auf ein bekanntes Serienauto - den Renault Twingo - angewendet. Der Motor des Original-Twingo wurde durch einen effizienten, hochaufgeladenen Motor unter Beibehaltung der Leistung (40 kW/55 PS) ersetzt, das Gewicht wurde um rund 200 Kilogramm reduziert und die Aerodynamik wurde verbessert. Ergebnis: Statt 6,7 Liter verbraucht der Twingo SmILE nur noch 3,3 Liter Benzin auf 100 Kilometer und hat mit 170 Kilometer pro Stunde sogar eine höhere Spitzengeschwindigkeit als das Original.
Haben SmILE-Autos gegenüber heutigen Fahrzeugen irgendwelche Nachteile?
Nein. Ein SmILE-Auto ist ein Serienauto mit gleicher Leistung, gleichem Komfort und gleicher Sicherheit wie andere Serienautos und in der Herstellung keinen Pfennig teurer.
Wo kann man ein SmILE-Auto kaufen?
Bisher nirgendwo, denn die Autohersteller weigern sich, diese Technik umzusetzen.
Warum baut die Autoindustrie keine SmILE-Autos?
Sie hat keinen Bedarf. Sie kann mit der jetzigen Situation zufrieden sein. Nichts zwang bisher die Autohersteller dazu, wirklich sparsame Autos zu bauen - weder die Geschäftslage noch die Politik, auch nicht die Spritpreise. Statt kleiner, werden die Autos immer größer und schwerer.
Solange der Absatz läuft, gibt es keinen Grund für die Industrie, in den Umbau aller Modelle für weniger Spritverbrauch zu investieren.
Gibt es nicht schon 3-Liter-Autos und andere sparsame Modelle?
VW hatte eine Variante des Lupo auf den Markt gebracht, den so genannten 3-Liter-Lupo, der in der Praxis rund 4 Liter verbraucht. Der Lupo war eine gute Ingenieursleistung, aber keine Alternative für die Masse der Fahrzeuge. Das Auto war über fünftausend Euro teurer als der Standard-Lupo, VW selbst rechnete von Anfang an mit einem sehr begrenzten Absatz. Er verbrauchte Diesel, der krebserregende Partikel erzeugt. Konsequenterweise wurde der Lupo auch eingestellt. Auch sonstige Modelle anderer Hersteller (Smart von Daimler) verbrauchen viel zu viel und sind in keiner Weise eine Alternative.
Ist es nicht besser, Autos mit Wasserstoff-Antrieb zu bauen?
Nein. Die Technik der Brennstoffzelle klingt verführerisch, ist aber bei genauerem Hinsehen keine Alternative. Ein großes Problem ist die Herstellung von Wasserstoff: Selbst wenn er mit regenerativer Energie erzeugt wird, ist der Energieverbrauch extrem hoch und damit auch teuer.
Wasserstoff aus Methanol, wie er zum Beispiel in den heutigen Brennstoff-Prototypen von Daimler verwendet wird, führt zu ähnlich hohen CO2-Emissionen wie bei Benzinautos. Die Autoindustrie hat sich inzwischen eher still und leise von ihren früheren Ankündigungen verabschiedet.
Warum hat Greenpeace ein Auto umbauen lassen?
Der Verkehrssektor ist ein Sorgenkind der Klimapolitik. Um die Reduktionsziele für Kohlendioxid zu erreichen, wie sie unter anderem von der UN-Klimaexpertenkommission IPCC für notwendig gehalten werden (60 bis 80 Prozent Reduzierung bis 2050), kann nicht länger gewartet werden.
Greenpeace hat einen Renault Twingo so umkonstruieren lassen, dass der Wagen nur noch halb so viel Benzin wie das Original verbraucht. Wir weisen damit nach: Als erster Schritt ist bei allen Autos eine Halbierung des Benzinverbrauchs machbar. Bereits heute ist es allein durch technische Verbesserungen möglich, die Kohlendioxid-Emissionen des Autoverkehrs drastisch zu senken.
Wieviel Kohlendioxid wird durch SmILE eingespart?
Da in Deutschland jährlich etwa zehn Prozent aller Autos durch Neufahrzeuge ersetzt werden, wäre eine jährliche Minderung der CO2-Emissionen der Autoflotte um fünf Prozent das Ergebnis, wenn alle Neufahrzeuge SmILE-Standard hätten.
Spriteinsparung allein reicht allerdings nicht aus. Effizienzverbesserungen sind kein Mittel, den prognostizierten Zuwachs der Autoflotte zu stoppen. Hierfür sind politische Maßnahmen notwendig, die helfen, Verkehr zu vermeiden (autofreie Innenstädte etc.) und umweltverträglichere Transportmittel (Öffentlicher Nahverkehr, Bahn etc.) attraktiver zu machen.
Was hat Greenpeace für das SmILE-Auto ausgegeben?
Die Schweizer Motorenentwickler-Firma Wenko AG hat von Greenpeace ein Darlehen über 2,5 Millionen DM (2 Millionen Sfr) erhalten, das zurückgezahlt wird, falls und sobald der Motor (in Lizenz) in Produktion geht oder aus dem Verkauf von Lizenzen Gewinne erzielt werden.
Findet Greenpeace Autos jetzt auf einmal gut? Sind verbrauchsarme Autos für Greenpeace die Lösung?
Der Twingo SmILE ist nichts anderes als der Beweis, dass der Spritverbrauch des einzelnen Autos allein durch zeitgemäße Technik auf die Hälfte zu verringern ist. Diese Tatsache macht das Produkt AUTO aber nicht sauber, gesundheits- und umweltverträglich. Drastische Benzineinsparungen beim Auto sind allerdings ein erster Schritt, ohne den die notwendige Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen nicht erreichbar ist. Andere politische Maßnahmen, wie etwa Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung oder die Änderung des Freizeitverhaltens sind ein zweiter wichtiger Schritt.
Hinzu kommt, dass das Auto Symbol für die individuelle Beweglichkeit ist und als Grundausstattung des Freiheits- (und Freizeit-) Bewusstseins empfunden wird. Dies muss sich auf mittelfristige Sicht ändern. Alternative Verkehrskonzepte sind notwendig und liegen seit langem auf dem Tisch. Aber die Zeit drängt. Es wäre verantwortungslos, als Umweltorganisation Effizienzverbesserungen beim Auto zum Tabuthema zu erklären. Ausgerechnet in diesem Bereich darauf zu warten, dass Autoindustrie und Politik ein Einsehen haben und die notwendigen Schritte einleiten, wäre fatal.
Baut die Autoindustrie selbst nicht schon Sparautos?
Das Dreiliter-Auto, von dem die Industrie spricht, ist eine Chimäre: Weder gibt es bis heute ein solches Auto auf dem Automarkt, noch wird für die Zukunft an eine Umstellung aller Neuwagen auf den niedrigsten möglichen Verbrauch gedacht. Lediglich als Ergänzung und zusätzlich zur Modellpalette sind Sparmobile in der Diskussion.
Im Ankündigen sind die Autohersteller allerdings Weltmeister: Ferdinand Piech enthüllte schon 1992, damals noch als Audi-Chef, dass Audi "seit 1974 auf ein Drei-Liter-Auto hinarbeitet". Von VW ist bekannt, dass erstmals 1975 in aller Heimlichkeit ein Sparauto entwickelt wurde. Die Tatsache, dass seit Jahrzehnten drastische Verbrauchsminderungen im Gespräch sind, aber bis heute kein Ergebnis vorliegt, kann nur eins bedeuten: Die Autoindustrie hat kein Interesse an sparsamen Autos. Der Abschied von den Spritsauriern erscheint derzeit wenig profitabel.
Wird nicht noch mehr Auto gefahren, wenn es sparsame Autos gibt?
Die Umstellung der Autoflotte auf größere Verbrauchseffizienz ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Maßnahme. Nur wenn bei einer Halbierung des durchschnittlichen Spritverbrauchs der Benzinpreis mindestens verdoppelt wird, kann verhindert werden, dass noch mehr gefahren wird als heute. Eine Halbierung des Verbrauchs aller Neuwagen muss deshalb einhergehen mit einem entsprechenden Benzinpreiserhöhung.
V.i.S.d.P. Wolfgang Lohbeck