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ich bin reich und zahl kaum Steuern
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Johann Hug ist vermögend und möchte eine Milliardärssteuer. Damit sein Reichtum mehr zum Klimaschutz und zum Gemeinwohl beiträgt. 

Mit einer Milliardärssteuer ließen sich wichtige Klimaschutzmaßnahmen finanzieren, die wir dringend benötigen, wie der Ausbau des ÖPNV und die langfristige Finanzierung eines 9-Euro Tickets, die energetische Sanierung von Schulen und vieles mehr.  Wie sieht das aus der Perspektive der Vermögenden aus? “Johann Hug” (Pseudonym) ist Vermögend und setzt sich dafür ein, dass Hochvermögende wie er selbst mehr zum Gemeinwohl beitragen und höher besteuert werden. In unserem Interview spricht er über seine Motivation und was er sich von einer Milliardärssteuer erhofft. 

Greenpeace: Unser Interview-Gast ist Johann Hug von der Initiative Tax Me Now. Johann, es ist großartig, dass du dir die Zeit genommen hast. Magst du dich kurz vorstellen?

Johann: Mein Name ist Johann, ich bin um die 30 Jahre alt und lebe im Kanton Zürich in der Schweiz. Seit etwa zwei Jahren engagiere ich mich bei taxmenow. Das ist eine Organisation, in der sich vermögende Personen dafür einsetzen, dass Steuern gerechter gestaltet werden und auch vermögende Personen ihren Beitrag zu unserem Gemeinwohl leisten.

Greenpeace: Eine persönliche Frage: Warum trittst du unter einem Pseudonym auf?

Johann: Das hat vor allem mit meiner aktuellen Lebenssituation zu tun. Ich möchte zurzeit noch nicht mit Klarnamen auftreten. In der Zukunft ist das aber etwas, was ich mir durchaus vorstellen kann. Generell geht es mir eher darum, auf Dinge aufmerksam zu machen. Meine Person soll gar nicht so im Vordergrund stehen.

Greenpeace: Was hat dich persönlich dazu motiviert, dich so intensiv für Steuergerechtigkeit einzusetzen?

Johann: Zwei zentrale Gründe: Zum einen bin ich selbst von den Vorteilen der bestehenden Steuerprivilegien betroffen, was mich nachdenklich gemacht hat. Zum anderen spielen meine Werte eine Rolle. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto deutlicher werden die Ungerechtigkeiten im System. Ein persönlicher Wendepunkt war eine Erbschaft. Das hat mir klargemacht, wie stark Vermögen oft nicht durch eigene Leistung entsteht, sondern durch Zufälle.

Greenpeace: Warum ist es deiner Meinung nach so problematisch, wenn Vermögen zu gering besteuert wird?

Johann:  Einerseits haben wir das Problem, dass Vermögen oft geringer besteuert wird als Arbeitseinkommen. Das ist widersprüchlich, weil Arbeit gesellschaftlich eigentlich als wertvoll erachtet wird. Außerdem können Hochvermögende ihre Steuern so optimieren, dass sie kaum noch Abgaben zahlen. Das widerspricht dem Prinzip, dass starke Schultern mehr tragen sollten.

Greenpeace: Gab es einen bestimmten Auslöser für dein Engagement?

Johann: Es war ein Prozess. Ich habe viele Podcasts gehört und Bücher gelesen, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Rund ein Drittel meines Vermögens gilt als selbst erwirtschaftet, einerseits durch meinen gut bezahlten Job und andererseits durch Glück beim Investieren. Vor zwei Jahren kam eine Erbschaft dazu. Ein nahes Familienmitglied ist verstorben. Das hat mich in eine Liga katapultiert, die mir schon komisch vorkam. Plötzlich hatte ich den Lebenstraum eines eigenen Hauses und finanzieller Sicherheit erreicht, ohne Sorgen. Im Vergleich zu meinen Kolleginnen und Kollegen war das extrem. Ich dachte: Gut, ich bin jetzt fertig und habe das erreicht, worauf andere viele Jahre oder Jahrzehnte hinarbeiten. Das hat mich dazu gebracht, mich zu engagieren.

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Greenpeace: Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, dass du dich für Steuergerechtigkeit stark machst?

Johann: Als erstes habe ich mit meiner Familie besprochen, dass ich mich engagieren möchte. Sie hatten keine großen Bedenken. Mein Umfeld reagiert insgesamt positiv, meine Argumente stoßen auf viel Zustimmung. Ein gutes Beispiel ist der Hauskauf. In der Schweiz kann man ein Haus nicht mehr allein mit Lohnarbeit finanzieren. Das schafft Bewusstsein bei den Leuten.

Greenpeace: Greenpeace kritisiert, dass sehr reiche Menschen die Klimakrise mit ihrem Konsumverhalten und ihren klimaschädlichen Investitionen maßgeblich anheizen. Sich aber gleichzeitig wenig an der Bewältigung der Klimakrise beteiligen, weil sie zu geringe Steuersätze zahlen, verglichen mit dem Durchschnitt der Gesellschaft. Welche konkreten Änderungen im Steuersystem würdest du dir wünschen?

Johann: Wir fordern keine festen Modelle, sondern wollen verhindern, dass man unermesslich reich wird, was eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Reichtum bedeutet Macht, wie man in den USA sieht. Man könnte Erbschaftssteuern erhöhen, progressiv besteuern, um Vermögen mit der Lebenszeit zu begrenzen. Oder man setzt höhere Steuern auf Kapitalerträge und Vermögen an. Eine Kombination verschiedener Maßnahmen wäre denkbar. Eine spezifische Antwort auf diese Frage gibt es nicht.

Greenpeace: Die Schweiz hat bereits eine Vermögenssteuer. Warum besteht deiner Meinung nach trotzdem Handlungsbedarf?

Johann: Die Vermögenssteuer in der Schweiz funktioniert, aber der Steuersatz liegt oft unter einem Prozent. Das reicht nicht, um das Wachstum von Vermögen zu begrenzen. Sinnvoll wäre es, sie so auszugestalten, dass sie mit Erbschaftssteuern oder anderen Modellen kombiniert wird. So verteilt sich die Last besser und bleibt für Einzelne erträglicher.  In der Schweiz kennen wir zudem den Weg der Besteuerung nach Aufwand, für vermögende Ausländer, eine sehr effiziente Möglichkeit, Steuern im Heimatland zu vermeiden.

Greenpeace: Wie würde sich eine gerechtere Steuerpolitik konkret auf die Gesellschaft auswirken?

Johann: Ich denke, Arbeit würde wieder mehr Bedeutung bekommen, weil man durch sie Vermögen aufbauen kann, statt durch Erbschaften oder Glück. Das würde den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Heute entstehen Bubbles, in denen Hochvermögende eigene Schulen und Institutionen nutzen. Das entfernt sie von der breiten Gesellschaft. In einer Demokratie sollte aber jede Stimme gleich viel zählen, und dafür braucht es ähnliche Lebensrealitäten. Das wäre, was ich mir erhoffe.

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