Deutsche Bank und Co.: Hauptfinanzierer von Naturzerstörung
- Ein Artikel von Elisabeth Lemke, Torben Dreyer
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Deutsche Bank, Allianz, DZ Bank, Commerzbank und Co. geben Milliarden für die Zerstörung von Wäldern. Seit 2016 wurden im deutschen Finanzsektor Kredite von insgesamt 45 Milliarden US-Dollar für umweltschädliche Branchen gewährt.
Europäische Banken und Fondsgesellschaften investieren seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens Milliarden in die Zerstörung von Wäldern und die deutsche Finanzbranche ist dabei führend. Das belegt eine Recherche von Greenpeace International, Harvest, Milieudefensie, Deutsche Umwelthilfe, OroVerde, Kritische Aktionäre und weiteren Organisationen. Für die Datenrecherche „Milliarden für Naturzerstörung“ haben die Autor:innen Kredite an und Investitionen in große Unternehmen untersucht, die in sogenannten „Wald-Risikosektoren“ tätig sind, wozu auch Palmöl, Kakao und Soja zählen. Dazu nutzten sie Finanzdaten der unabhängigen Forschungseinrichtung Profundo.
Greenpeace vs. Banken: 1:0
Zwischenerfolg in Brasilien
Sie denken, dass niemand die Macht der Banken beschneiden wird? Mitnichten! In Brasilien gab es jetzt einen ersten Erfolg: Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft hat erklärt, dass eine finanzielle Beteiligung an der Zerstörung öffentlicher Wälder ein Verbrechen darstellen kann! Sie fordert von acht Banken, dass diese die folgenden schädlichen Kredite sofort kündigen: für Grundstücke in öffentlichen Wäldern, in indigenen Gebieten und in Naturschutzgebieten im Amazonasgebiet. Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf einen zuvor von Greenpeace Brasilien veröffentlichten Bericht. Dieser belegt, dass Banken über so genannte ländliche Kredite tausende von Grundstücken finanzieren. Das treibt die illegale Abholzung und Landnahme beispielsweise in indigenen Gebieten voran. Zu den gerügten Banken gehören: Banco do Brasil, Santander, Banco Do Amazônia, Banco De Lage Landen Brasil (einer Tochter der niederländischen Rabobank), Banco Sicredi , Bradesco, Caixa Econômica Federal und Itaú. Die Banken haben nun 30 Tage Zeit, der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft zu antworten, ob sie die Forderungen umsetzen werden. Sollten die Banken sich dem widersetzen, kann dies rechtliche Konsequenzen haben.
Seit dem Jahr 2016 gewährte der Finanzsektor der 27 EU-Staaten Kredite über insgesamt 278 Milliarden US-Dollar für umweltschädliche Branchen – davon kamen 45 Milliarden aus Deutschland.
Deutsche Bank finanziert Abholzung mit Milliarden
“Die Öffentlichkeit wird getäuscht”, erklärt Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace. “Viele Banken werben mit Nachhaltigkeit, aber hinter der grünen Fassade fließen die Geldströme ungehindert von Banken zu Konzernen, bei denen ein hohes Risiko besteht, Ökosysteme zu zerstören. Wenn Banken mit Nachhaltigkeit werben, aber Naturzerstörung finanzieren, dann ist das Greenwashing.” So hat seit 2016 beispielsweise die Deutsche Bank Kredite in Höhe von 33 Milliarden USD an umweltkritische Unternehmen vergeben und zuletzt in diese 5,4 Mrd. USD investiert. Die Deutsche Bank finanziert mindestens vier Unternehmen (Bunge, Cargill, JBS und die Sinar Mas Group), die nachweislich in direktem Zusammenhang mit Naturzerstörung stehen. Sie vergab seit 2016 Kredite über mehr als drei Milliarden USD an Cargill und investierte 35 Millionen USD. Cargill wurde in den letzten Jahren immer wieder beschuldigt, Wälder abzuholzen und weitere Ökosysteme zu zerstören. Die Fälle betreffen Cargills Geschäfte mit Palmöl aus Südostasien, Kakao von der Elfenbeinküste, Mais aus Brasilien und Soja aus Brasilien und Bolivien.
Auch Allianz, DZ Bank und Commerzbank finanzieren zum Beispiel den US-amerikanischen Agrarriesen Bunge, dessen Soja-Geschäfte mit Entwaldung und Landraub in der brasilianischen Cerrado-Savanne in Verbindung stehen.
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HerunterladenEU muss verantwortungslosen Konzernen Geldhahn zudrehen
“Die EU muss jetzt handeln”, sagt Jürgens. “Zum Schutz von Wäldern, Savannen und anderen natürlichen Ökosystemen braucht es eine drastische Reform des Finanzsystems, gerade auch innerhalb der EU.”
Eine EU-Strategie zur Bekämpfung der globalen Abholzung gibt es bereits: Das EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR – EU Deforestation Regulation) soll verhindern, dass Produkte auf den EU-Markt gelangen, die mit Waldzerstörung in Verbindung stehen. Die bestehende EUDR-Verordnung muss bei ihrer geplanten Überprüfung im nächsten Jahr so erweitert werden, dass auch Banken und andere Finanzinstitute nicht weiter Konzerne finanzieren dürfen, die für Waldzerstörung verantwortlich sind.