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Ein zerstörtes Gebiet in den borealen Wäldern in Kanada
Greenpeace / Andrew Male

Der Verbrauch des borealen Urwaldes in Kanada

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Kanadas Urwald spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Der boreale kanadische Wald ist mit 545 Millionen Hektar der größte Wald Nordamerikas - hier gibt es noch riesige Urwälder. Seit den Neunzigerjahren sind die kanadischen Provinzen Ontario und Quebec jedoch ein Hauptschauplatz der weltweiten Urwaldzerstörung. Ein Kahlschlag mit einschneidenden Konsequenzen für die Menschen vor Ort, die Vielfalt der Tiere und Pflanzen und das globale Klima.

Jüngste Untersuchungen, basierend auf der Auswertung von Satellitenbildern, zeigen ein dramatisches Bild: In den vergangenen 15 Jahren hat die Zerstörung des borealen Waldes in Kanada stark zugenommen. Jährlich werden über 700.000 Hektar borealer Urwald vernichtet. Die Untersuchungen von Global Forest Watch belegen, dass sich vor allem in den Provinzen Ontario und Quebec zwischen 1989 und 2001 die Zerstörung des Waldes beschleunigt hat: Dort sind über 80 Prozent des Urwaldes zerstört oder verwüstet.

Die borealen Wälder bieten Heimat für zahlreiche First Nations (Ureinwohner Kanadas), die sich gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Holz- und Papierwirtschaft wehren. Der Wald bietet auch Lebensraum für bedrohte Großsäuger wie Bär, Luchs, Wolf oder das kanadische Karibu und beherbergt jedes Jahr 30 Prozent der nordamerikanischen Singvögel und 40 Prozent der Wasservögel, die hier brüten. Kanadische Wissenschaftler befürchten, dass ohne den Schutz der Urwälder Tiere wie das Karibu - das auf der 25-Cent-Münze Kanadas verewigt wurde - in einigen Jahrzehnten regional ausgestorben sein werden.

Urwaldschutz ist Klimaschutz

Im Kampf gegen die voranschreitende Klimaerwärmung spielt der Erhalt des borealen Urwaldes Kanadas eine entscheidende Rolle. Er ist der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher der Erde. Mit geschätzten 47,5 Milliarden Tonnen speichert der boreale Wald siebenmal so viel Kohlenstoff wie durch die weltweite Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas jährlich ausgestoßen wird. Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change - IPCC) stellte jüngstens fest, dass bis zu 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus der Zerstörung von Urwäldern stammen.

Intakte Urwälder speichern weit mehr Kohlenstoff als geschädigte Wälder. Aufgrund ihrer Größe und Diversität sind sie besser in der Lage als künstliche Forste, sich den kommenden Klimaveränderungen zu stellen. Den Einfluss des Klimawandels kann man bereits heute an der Häufung von Waldbränden oder der Zunahme von Insektenbefall beobachten.

Der boreale Urwald ist akut bedroht. Diese artenreichen und außerordentlich wichtigen Refugien für einzigartige Tier- und Pflanzenarten werden von der Holz- und Papierindustrie verwüstet und kahl geschlagen. Per Satellit gesichtete einzelne Kahlschläge sind größer als die Fläche Berlins.

Die Kette der Zerstörung

Das Wirtschaftsmodell der Holz- und Papierhersteller basiert auf zerstörerischen und nicht nachhaltigen Forstpraktiken. Knapp die Hälfte des kanadischen Urwaldes ist bereits als Einschlagskonzessionen von der Regierung vergeben worden. Die führenden Vertreter der Holz- und Papierindustrie in Kanadas Provinzen Ontario und Quebec sind die Firmen Abitibi-Consolidated, Bowater, Kruger und SFK Pulp.

Sie produzieren Papier, Zellstoff und Holzprodukte und verkaufen diese an Tausende Kunden weltweit, hauptsächlich in den USA und Europa. Sie sind das erste Glied in einer Kette der Zerstörung, die vom Wald über die Papierhersteller und Druckereien bis zum Endverbraucher reicht. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass Abitibi-Consolidated, Bowater und Kruger für die Zerstörung ganzer Landstriche verantwortlich sind.

Weniger als 25 Prozent der von ihnen bewirtschafteten Wälder in Ontario und 33 Prozent in Quebec sind noch intakte Urwälder. Im Jahre 2005 exportierten sie Holz- und Papierprodukte im Wert von 41 Milliarden kanadischen Dollar (ca. 28 Milliarden Euro) nach Europa und in die USA. Der Papier- und Holzwarenhersteller Abitibi-Consolidated hat alleine für über 16 Millionen Hektar Einschlagslizenzen.

Mitverantwortlich: Europäische Papierkäufer

Die kanadischen Hersteller beliefern in den USA und Europa zum Beispiel den Axel Springer Verlag, den DuMont Verlag, Hachette Books, die Holtzbrinck Verlagsgruppe, Lowes, Office Max, die Penguin Gruppe, Stora Enso, Time Inc., Toys R Us, Wal Mart oder die WAZ-Mediengruppe. Gekauft wird Zeitungs- und Magazinpapier, Kopierpapier, Katalogpapier oder Buchpapier. Der Papierhersteller Stora Enso kauft kanadischen Zellstoff, um selbst Papier für Zeitschriften- und Magazinverlage zu produzieren.

Greenpeace fordert die Abnehmer der kanadischen Papierprodukte auf, für den Schutz der Urwälder einzutreten. Sie können die Kette der Zerstörung unterbrechen und eine ökologisch verträgliche und sozial gerechte Waldwirtschaft erreichen.

In den vergangenen Jahren haben Papierabnehmer, auch in Deutschland, mehr und mehr auf die gestiegene Sensibilität der Endverbraucher reagiert und sich für ein Ende der Kahlschlagpraxis und den Schutz von bestimmten Urwäldern ausgesprochen. Zum Beispiel im Falle des Urwaldes an Kanadas Westküste, dem Great Bear-Regenwald.

Papierkäufer, Verlage, Druckereien und Großhändler sollten sich ebenso für den Schutz des großen borealen Urwaldes in Kanada einsetzen. Nur wenn die Abnehmer des Papiers oder des Zellstoffs von Abitibi-Consolidated, Bowater, Kruger und SFK der zerstörerischen Forstpraxis eine Absage erteilen, kann der einzigartige boreale Urwald Kanadas erhalten bleiben.

Greenpeace fordert:

Um die Urwaldzerstörung zu beenden, müssen die kanadischen Firmen Abitibi-Consolidated, Bowater, Kruger und SFK Pulp:

  • Die Zerstörung der intakten Urwälder beenden und zusammen mit Regierungsstellen, First Nations und Nichtregierungsorganisationen (NGO) über den Schutz der Urwälder beraten.
  • Auf Fällungen in Gebieten von First Nations so lange verzichten, bis von diesen eine vorherige Zustimmung gegeben wurde.

Die weltweiten Kunden dieser kanadischen Papier- und Zellstoffhersteller haben eine Mitverantwortung für die Urwaldzerstörung und können ein Teil der Lösung werden. Dafür müssen sie:

  • Den Bezug von Papierprodukten aus Urwaldzerstörung einstellen, bis ihre Lieferanten ihr Forstmanagement hin zu einer ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung verändert haben.
  • Eigene Einkaufsrichtlinien entwickeln, die den Bezug von Papier aus zerstörerischen Quellen ausschließen.
  • Ihre Lieferanten anregen, die Waldwirtschaft ökologisch akzeptabel zu gestalten, zum Beispiel nach den Kriterien des FSC.
  • Papierprodukte aus recycelten Fasern oder mit Anteilen an recycelten Fasern bevorzugen.

Den Link auf den vollständigen Report Consuming Canada's Boreal Forest: The chain of destruction from logging companies to consumers finden Sie unten auf dieser Seite.

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Protest in front of Ikea Store in Wallau

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