Große Palmölproduzenten verkünden Einschlagstopp – Papierkonzern holzt weiter ab
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Im Palmölmarkt ist einiges in Bewegung: Fünf der weltgrößten Palmölproduzenten haben angekündigt, die Zerstörung der indonesischen Regenwälder in ihren Konzessionen auszusetzen.
Der Einschlag soll ruhen, während die Unternehmen - Sime Darby, IOI, KLK, Musim Mas und Asian Agri - eine Prüfung besonders schützenswerter Waldgebiete durchführen. „Die Ankündigung der Konzerne ist ein wichtiger Schritt für mehr Regenwaldschutz in Indonesien“, sagt Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace. „Die Palmölproduzenten müssen die Ankündigung nun ambitioniert umsetzen. Dazu gehört auch, die Zusagen auf ihre komplette Lieferkette auszudehnen, um sicherzustellen, dass sie nicht weiter mit Regenwald- und Torfmoorzerstörung sowie sozialen Konflikten in Verbindung stehen.“
Nach mehrjähriger Greenpeace-Kampagne hatte 2011 zunächst der indonesische Palmölproduzent Golden Agri Resources (GAR) den Einschlag der Regenwälder innerhalb seiner Konzessionen gestoppt. Im Anschluss entwickelte GAR in Zusammenarbeit mit Greenpeace und The Forest Trust (TFT) eine Methode, um schützenswerte Wälder zu identifizieren und für die Umwandlung in Plantagen auszuschließen. Die sogenannte HCS-Methode (High Carbon Stock) wird mittlerweile von zahlreichen weiteren Akteuren unterstützt, darunter große Palmölhändler wie Wilmar und Cargill und der indonesische Papierkonzern APP. Greenpeace appelliert daher an die fünf Produzenten, dem HCS-Ansatz zu folgen und die verbleibenden Regenwälder und Torfmoore in ihren Konzessionen konsequent und dauerhaft zu schützen.
Auch zahlreiche große Konsumgüterhersteller wie Nestlé, Ferrero, Procter & Gamble und Unilever haben angekündigt, Palmöl aus Regenwaldzerstörung aus ihren Produkten zu verbannen. „Der Palmölmarkt ist in Bewegung – der Sektor muss nun die Chance ergreifen, die Produktion von Palmöl ökologisch vertretbar und sozial gerecht zu gestalten“, so Jürgens.
Wald auf dem Klimagipfel in New York
Ein weiteres wichtiges Zeichen setzte die indonesische Handelskammer (KADIN) auf dem Klimagipfel in New York: Sie forderte erstmalig Gesetzesinitiativen für einen dauerhaften Schutz von Regenwäldern und Torfmooren in Indonesien. Auch große Palmölkonzerne wie GAR und Wilmar schlossen sich der Forderung an. Der scheidende indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono hat nun in seinen letzten Wochen im Amt die Gelegenheit, zum Beispiel den unzureichenden gesetzlichen Schutz der Torfmoore nachzubessern. Auf seinen Nachfolger Joko „Jokowi“ Widodo warten große Herausforderungen beim Waldschutz, zum Beispiel die Entscheidung über eine Verlängerung des bestehenden Moratoriums im nächsten Jahr und dessen Erweiterung um Sekundärwälder sowie die Prüfung von bestehenden Konzessionen in bewaldeten Gebieten.
Eine weitere Erklärung zielt auf mehr Waldschutz ab, die „New York Declaration on Forests“, die unter anderem von der deutschen Bundesregierung initiiert wurde. Kumi Naidoo, internationaler Geschäftsführer von Greenpeace, begrüßte die Ankündigung, forderte aber sofortige und konkrete Handlungen für mehr Waldschutz ein. „Wir brauchen dringend bessere Gesetze für den Schutz der Wälder und der Menschen, die auf ihn angewiesen sind. Gleichzeitig müssen die bestehenden Gesetze strenger umgesetzt werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Waldverlust in Indonesien derzeit am höchsten – Industrie am Scheideweg
Schnelles Handeln für besseren Waldschutz ist in der Tat dringend nötig. Weltweit schwinden pro Jahr rund 13 Millionen Hektar Wald – mehr als die gesamte Waldfläche Deutschlands. Besonders prekär ist die Lage in Indonesien. Erst im Juli kam eine Studie der University of Maryland/USA zu dem Ergebnis, dass im weltweiten Vergleich die Zerstörung von Wäldern am schnellsten in Indonesien voranschreitet. Nach wie vor sind vor allem große Konzerne dafür verantwortlich. Besonders pikant: Während sich ein Teil der RGE-Gruppe, der Palmölkonzern Asian Agri nun zu einem sofortigen Moratorium verpflichtet hat, will ein anderer Teil, der zweitgrößte indonesische Papierkonzern APRIL, weiterhin Regenwälder in Plantagen umwandeln.
Greenpeace fordert daher die Kunden von APRIL auf, ihre Lieferverträge so lange auszusetzen, bis der Konzern die Zerstörung der Regenwälder ebenfalls stoppt und eine ambitionierte Waldschutz-Policy umgesetzt hat. Als Reaktion auf die Greenpeace-Beweise haben zahlreiche Kunden ihre Verträge mit APRIL auf Eis gelegt, so der amerikanische Bürobedarfskonzern Staples und die Papierfirma Antalis. In Deutschland kauft hingegen der Papierhändler Papier Union weiterhin von APRIL, obwohl Greenpeace mehrfach auf APRILs zerstörerische Geschäftspraktiken hingewiesen hat.