Jetzt spenden
Aufgebrachte Holzfäller in Castelo dos Sonhos

In Brasiliens Urwald regiert der Mob

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Zuerst die gute Nachricht: Die im Amazonas bedrohten Greenpeace-Aktivisten sind der aufgebrachten Holzfällermeute entkommen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden die acht Aktivisten von der Polizei aus der Stadt eskortiert. Jetzt die schlechte: Die brasilianische Umweltschutzbehörde Ibama hat ihre  Genehmigung, den verbrannten Paranuss-Baum abzutransportieren, zurückgezogen. 

Der illegal verbrannte Baumstamm symbolisert die rapide Zerstörung des Amazonas. Er sollte eigentlich aus dem Wald transportiert und im Rahmen einer Ausstellung über Klimawandel und Waldzerstörung in Rio de Janeiro, Sao Paulo und Brasilia ausgestellt werden. Ziel war es, damit auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen. Durch Entwaldung entstehende klimaschädliche Gase sind maßgeblich für die Erderwärmung verantwortlich.

Jedoch zwang ein wütender Mob mehrerer hundert Holzfäller die Umweltschützer, den 13 Meter großen Paranuss-Baumstamm zurückzulassen. Die Ibama knickte vor der Meute ein. Zunächst hatte die Umweltschutzbehörde den Abtransport des Baumes zwar genehmigt, zog diese Erlaubnis dann aber am Mittwoch zurück. Sie begründete ihren Rückzieher mit den durch den geplanten Transport enstandenen Konflikten.

Anstatt gegen die Holzfäller vorzugehen, hat die brasilianische Regierung sich dem Mob gefügt, bedauert Marcelo Maquesini, Sprecher von Greenpeace in Amazonien.

Begonnen hatte der Konflikt Dienstag Abend. Mit Hilfe zweier Lastwagen hielten Holzfäller den Greenpeace-Konvoi auf. Sie zwangen die Umweltschützer, in der militärisch bewachten Station der Ibama Schutz zu suchen. Daraufhin wurde die Station in Castelo dos Sonhos, im nördlichen Teil von Pará, von mehreren hundert Holzfällern mit Lastwagen, PKW und Motorrädern umzingelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Umweltschützer im Amazonas-Regenwald ernsthaft in Lebensgefahr geraten sind. 2005 wurde die Umweltschützerin Dorothy Stang auf einem abgelegenen Waldweg erschossen. Ein Viehzüchter hatte den Mörder angeheuert. Zuvor hatte Stang den lokalen Behörden einen Beschwerdebrief geschickt. Darin wies sie auf illegale Brandrodung hin, weswegen der Großgrundbesitzer ein saftiges Bußgeld zahlen musste.

In diesem Fall wurde der Mord bestraft. Das ist in Brasilien jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Zwischen 1985 und 2001 sind hier insgesamt 1.237 Menschen in Folge von Landkonflikten ermordet worden. 40 Prozent dieser Taten geschahen im Bundesstaat Pará, wo nahezu rechtlose Zustände herrschen. Die meisten Morde werden nicht einmal untersucht.

Ende der Gallerie
Datum
Protest in front of Ikea Store in Wallau

Mehr zum Thema

Amazonas Regenwald
  • 02.10.2024

Ein Gesetz soll zukünftig verhindern, dass Produkte aus Waldzerstörung in der EU auf den Markt gelangen. Doch nun dauert es länger als gedacht.

mehr erfahren
Greenpeace schließt sich den Munduruku an, um gegen die Stauung des Tapajos-Flusses zu protestieren: Gemeinsam entrollten sie ein 20 x 30 Meter großes Transparent mit der Forderung nach einem Ende des Tapajós-Staudammprojekts.
  • 01.10.2024

15 Jahre haben Indigene zusammen mit Greenpeace dafür gekämpft: Jetzt hat die brasilianische Regierung den Regenwald als Lebensraum der Munduruku endlich anerkannt!

mehr erfahren
Toucan in Calilegua National Park

Nirgendwo ist die Artenvielfalt größer als im Amazonasgebiet. Daher ist die Erhaltung dieses Lebensraumes von immenser Bedeutung. Lernen Sie acht wunderschöne Tiere aus dem Amazonasgebiet kennen.

mehr erfahren
Orangutans at BOS Nyaru Menteng Orangutan Rescue Center in Indonesia
  • 27.06.2024

Schon mal gefragt, wo Orang-Utans schlafen? Oder woher ihr Name kommt? Hier kommen zehn spannende Fakten über die Menschenaffen.

mehr erfahren
Junger Orang-Utan klettert in Kalimantan auf Borneo an einer Liane.

Zu Hause, im Supermarkt oder im Garten: Wir alle können etwas für den Waldschutz tun – Tag für Tag. Das kommt auch Klima und Artenvielfalt zu Gute.

mehr erfahren
Torben Dreyer, Gesche Jürgens, Sergio Domingo von Greenpeace im Helikopter
  • 30.05.2024

Neue Folge der Greenpeace-Dokumentation: Im zweitgrößte Wald Südamerikas wird die Zerstörung immer dramatischer. Das EU-Mercosur-Abkommen könnte zur völligen Abholzung des Gran Chaco führen.

mehr erfahren