Internationaler Energiekonzern Engie distanziert sich von Amazonas-Staudamm
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Gute Nachricht für den Amazonas und dessen Bewohner: Der internationale Energiekonzern Engie distanziert sich von Megastaudamm-Projekten, die den Regenwald bedrohen.
Das Herz des Amazonas ist ein kleines bisschen sicherer: Engie, international agierender Energieversorgungskonzern mit Stammsitz in Frankreich und in Deutschland bekannt als Engie Deutschland AG, hat sich öffentlich von Megastaudamm-Projekten distanziert, die den Amazonas-Regenwald bedrohen.
Denn die brasilianische Regierung plant den Bau des riesigen São-Luiz-do-Tapajós-Dammes inmitten des Tapajós-Flusses, dem letzten frei fließenden Seitenarm des Amazonas in Brasilien. Der Stausee alleine würde ein Gebiet doppelt so groß wie München verschlingen, viele Tierarten stark bedrohen und das indigene Munduruku-Volk zwingen, Teile seiner angestammten Heimat zu verlassen.
Mehrere Firmen-Konsortien bildeten sich wegen der öffentlichen Ausschreibung des Bauprojekts, die von der brasilianischen Regierung organisiert wird; unter ihnen war bis jetzt auch die französische Firma Engie (ehemals GDF Suez). Und auch für internationale Unternehmen wie Versicherer, Rückversicherer und Technologie-Lieferanten ist das Projekt sehr interessant. Denn der Megastaudamm braucht hochentwickelte Technologien für seine großen Turbinen, und die können weltweit nur wenige Firmen produzieren.
Engie als wichtiger Vorreiter
Doch Greenpeace stellt sich gemeinsam mit den Munduruku gegen das Staudamm-Projekt. Unter dem Druck dieser Kampagne eröffnete einer der Engie-Verantwortlichen kürzlich, dass sich das Unternehmen nicht an massiven Energieprojekten wie Megastaudämmen beteiligen wird – man wolle eher auf Solar- und Windenergie bauen, so der Mitarbeiter. Angesichts der Entscheidungen der Klimakonferenz von Paris ein logischer Schritt, den auch Greenpeace unterstützt.
Engies öffentliche Position ist wichtig. Sie bedeutet, dass die Realisierbarkeit des gesamten Projektes, das mehr als 40 Staudämme im Herzen des Amazonas-Regenwaldes vorsieht, nun ungewiss ist. Doch die Distanzierung bezog sich bislang nur auf Staudammprojekte im Amazonas allgemein. Jetzt muss sich die Firma auch offiziell von dem São-Luiz-do-Tapajós-Staudamm, dem ersten und größten Staudamm, distanzieren. Damit würde sie dem guten Beispiel des italischen Energiekonzerns Enel folgen, der den Staudämmen bereits Anfang des Jahres eine Absage erteilte.
Konzerne müssen Verantwortung zeigen
Nun müssen weitere multinationale Unternehmen, die den Bau des São-Luiz-do-Tapajós-Staudammes unterstützen könnten, ähnlich Position beziehen. Auch die Firma Siemens, die bereits an vier Staudämmen im Amazonas-Regenwald beteiligt war, muss den Greenpeace-Protesten folgen und endlich Nein zu dem Projekt sagen, das Menschenrechtsverletzungen und Urwaldzerstörung im großen Stil mit sich bringen würde.
Der öffentliche Druck muss aufrechterhalten bleiben. Eine Petition zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes und des hier ansässigen indigenen Munduruku-Volkes erreichte jüngst mehr als eine Million Unterschriften weltweit. Greenpeace-Campaigner besuchten das Munduruku-Gebiet Sawré Muybu, unterstützen die symbolische Markierung des Landes und griffen so der formellen Anerkennung durch die brasilianische Regierung vor. Und auch Bunny McDiarmid, Geschäftsführerin von Greenpeace International, reiste erst kürzlich in den Amazonas.
Der Kampf der Munduruku um ihr Land und ihr traditionelles Leben ist längst ein globaler Konflikt – er steht für den Schutz der verbleibenden Urwälder des brasilianischen Amazonas.