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Matthias Lambrecht in Germany
© Lucas Wahl / Greenpeace

Für langfristig sichere Ernten: Klimaschützende Landwirtschaft statt Ertragsorientierung

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Die Klimakrise hat viele bäuerliche Betriebe in Deutschland in diesem Jahr hart getroffen. Der Erntebericht des Bundeslandwirtschafts- und ernährungsministeriums belegt, dass die Ergebnisse insgesamt und insbesondere bei Winterweizen und Wintergerste  deutlich unter denen des Vorjahres liegen. Dauerregen und Hochwasser erschwerten die Aussaat auf den Äckern. Gelitten hat vielerorts auch der Anbau von Obst und Wein. Auf zu warme Tage gegen Ende des Winters folgten in diesem Frühjahr harte Fröste, die die frühen Blüten erfrieren ließen. Nach Jahren mit zu viel Trockenheit erlebte Deutschland in diesem Jahr die nassesten 12 Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Fehlende Sonne und immer wieder Niederschläge erschwerten die Ernte.

 

Zunehmende Extremwetterlagen wie Dürre und Überflutungen bedrohen bäuerliche Existenzen und gefährden damit auch unsere sichere Lebensmittelversorgung. Die Gefahren des Klimawandels werden auch vom Deutschen Bauernverband erkannt und benannt. Wer allerdings - wie Bauernpräsident Rukwied - den klimabedingten Ernteausfällen mit noch mehr Gülle und Chemie begegnen will, trägt zur Lösung der Krise nichts bei, sondern verschärft nur die Risiken für die landwirtschaftlichen Betriebe.

 

Das Artensterben weiter zu beschleunigen, um trotz Erderhitzung die Erträge zu sichern, ist nicht nur zynisch, sondern gefährlich. Denn der Verlust der biologischen Vielfalt trifft wiederum zuerst Bäuerinnen und Bauern. Übermäßiger Pestizideinsatz und Überdüngung dienen nur den Interessen der Agrarindustrie, die selbst aus der Klimakrise ein Geschäftsmodell machen will.

 

Wenn der Bauernverband sich in der Klimakrise zuallererst für die kurzsichtige Ertragsorientierung der großen Agrarkonzerne stark macht, treibt er die Naturzerstörung weiter voran - und beraubt damit die eigenen Klientel ihrer Geschäftsgrundlage. Denn nur in funktionierenden Ökosystemen mit gesunden Böden und ausreichend Insekten zur Bestäubung lassen sich auch langfristig sichere Ernten einfahren. 

 

Zugleich hatte sich der Bauernverband in der von der Bundesregierung einberufenen Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mit dazu bekannt, die Schäden für die Allgemeinheit durch eine über Jahrzehnte fehlgelenkte Landwirtschaft zu begrenzen. Die sogenannten externalisierten Kosten dieser Fehlsteuerung werden im Bericht der ZKL auf 90 Milliarden Euro pro Jahr beziffert - eine riesige Summe, die von uns allen getragen werden muss.

 

Diese Umweltkosten ließen sich laut der Studie, auf die sich die Zukunftskommission stützt, um rund 16 Milliarden Euro senken, wenn weniger Pestizide und Düngemittel eingesetzt würden. Die klimabedingt schlechten Ernteergebnisse sollten Anlass für den Bauernverband sein, nicht nur beim Klimaschutz in der Landwirtschaft zuzulegen, sondern die Gesellschaft nicht durch weitere Naturzerstörung zu belasten. Das gilt insbesondere, wenn in Krisenzeiten schnell nach solidarischer Hilfe für betroffene Landwirt:innen gerufen wird - etwa um Verluste durch Dürre oder Überschwemmungen auszugleichen.

 

Wieder und wieder fordern Verbandsvetreter:innen ein, die aus knappen Steuergeldern finanzierten Agrarsubventionen weiter mit der Gießkanne zu verteilen. Statt die Abschwächung der ohnehin geringen ökologischen Vorgaben auch noch als Erfolg zu feiern, sollten sich Rukwied und Co. besser dafür stark machen, dass die Bäuerinnen und Bauern gezielt gefördert werden, die klimaverträglich und naturschützend wirtschaften.

 

Cem Özdemir darf dem Druck der Agrarlobby nicht länger nachgeben. Als Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung liegt es in seiner Verantwortung, unsere natürlichen Lebensgrundlagen und damit unseren Wohlstand zu bewahren. Das kann nicht mit noch mehr Chemie und Gülle auf den Äckern gelingen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die etwa dank schonender Bodenbearbeitung oder vielfältigem Anbau mit mehrjährigen Fruchtfolgen und mehr Hecken, Bäumen und Sträuchern in der Agrarlandschaft  widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen ist und beim Klimaschutz mit deutlichem Emissionsabbau vorangeht.

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