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Grafik mit Huhn, Kuh und Schwein

Impulse für Lehrkräfte zum Bildungsmaterial "Alles Wurst oder was?"

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Informationen zur Einordnung der Aussagen beim Postkartenset "Fake oder Fakt?" aus dem Bildungsmaterial "Alles Wurst oder was?"

Gemeinsamer Einstieg ins Thema mit Postkarten

Liebe Lehrkräfte,

beim Einstieg mit dem Postkartenset “Fake oder Fakt?” geht es um eine erste Annäherung der Schüler:innen an das große und gesellschaftlich kontrovers diskutierte Themenfeld “tierische Produkte, Ernährung, Klima- und Umweltschutz”: Welchen Aussagen bin ich schon begegnet? Was denke ich darüber, was denken andere? Was spricht für die Aussage, was dagegen? Manche Aussagen sind Fakt, manche Fake – und bei einigen Aussagen gilt “wenn, dann”.

Bei diesem Einstieg ins Thema geht es weniger um richtig oder falsch. Im Vordergrund stehen der debattenorientierte Austausch von Argumenten, die Äußerung von Gedanken und Assoziationen sowie das Wecken von Neugierde und die Motivation, sich mit dem Themenkomplex näher zu beschäftigen.

Nachdem die Frage “Stimmt das jetzt oder nicht?” wahrscheinlich dennoch im Raum stehen wird, möchten wir Ihnen mit den nachfolgenden, bewusst knapp gehaltenen Informationen die Einordnung der Aussagen erleichtern.

Klicktipp: Eine Kurzbeschreibung der Fishbowl-Methode finden Sie z.B. bei Klett oder hier in der Methodenkartei der Universität Oldenburg.

#Klima

1. Ein Kilogramm Rindfleisch verursacht genauso viel CO₂ wie eine 100 Kilometer lange Autofahrt.
  • Im Prinzip richtig. Rindfleisch verursacht durchschnittlich 13,6 CO2-Äquivalente pro Kilogramm, das entspricht in etwa einer 100 Kilometer langen Autofahrt. Es gibt jedoch große Unterschiede – je nach landwirtschaftlicher Produktion. Im Vergleich: 1 Kilogramm Tofu schlägt mit 1 CO2-Äquivalent zu Buche.
  • Zum Nachlesen:

2. Wenn alle Veganer:innen wären, gäbe es keine natürliche Gülle-Düngung mehr und das Gemüse könnte auch nicht mehr wachsen.
  • Das stimmt so nicht. Korrekt ist, dass es ohne Tierhaltung keine Gülle-Düngung mehr gäbe. Allerdings zeigt der biozyklisch-vegane Anbau, dass es auch ohne tierischen Dünger geht. Hier werden Pflanzen mit Pflanzen gedüngt, was ein optimales Ökosystem erfordert, bei dem Artenvielfalt und biologisches Gleichgewicht eine entscheidende Rolle spielen.
  • Zum Nachlesen:

3. Wer Tofu statt Fleisch isst, zerstört genauso den Regenwald.
4. Wenn die Fleischproduktion in Deutschland aus Klimaschutzgründen reduziert wird, werden große Teile der Treibhausgasemissionen lediglich ins Ausland verlagert, weil dort dann mehr produziert wird.
  • Könnte sein, wenn in Deutschland weniger Fleisch produziert wird, ohne dass die Menschen hierzulande gleichzeitig den Konsum tierischer Produkte reduzieren, wäre dem Klima nicht geholfen. Allerdings sinkt der Fleischkonsum in Deutschland aktuell – v.a. aufgrund veränderter Ernährungsgewohnheiten junger Menschen.
  • Zum Nachlesen:

#Konsum

1. Nur wenn man Fleisch isst, ist man ausreichend mit Eiweiß versorgt.
  • Falsch. Die Angst, zu wenig Eiweiß zu bekommen, ist einer der Hauptfaktoren, der Menschen davon abhält, den Konsum von Fleisch zu reduzieren oder auf vegetarische oder vegane Ernährung umzusteigen. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen bei pflanzlicher Ernährung ist möglich, das zeigt zum Beispiel die Ernährungspyramide des Bundeszentrum für Ernährung. Entscheidend ist eine ausgewogene Ernährung.

  • Zum Nachlesen:

2. Nur mit Fleisch können wir eine wachsende Weltbevölkerung ernähren.
  • Das Gegenteil ist der Fall. Die Welt kann im Jahr 2050 ohne weiteres neun bis zehn Milliarden Menschen ernähren – aber nur, wenn wir weniger Fleisch und Wurst konsumieren. Die Fleischproduktion verbraucht 80 Prozent der Weide- und Ackerflächen, deckt aber nur 17 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit.

  • Zum Nachlesen:

3. Eine rein vegane Ernährung macht schlapp und kraftlos.
  • Stimmt nicht. Die Vechti-Youth-Studie der DGE kommt zu diesem Ergebnis: Zwischen den Ernährungsformen vegan, vegetarisch und Mischkost gibt es weder bei der Energiezufuhr noch bei der Energiedichte signifikante Unterschiede. Bei allen drei Ernährungsformen waren die jugendlichen Studienteilnehmer:innen ausreichend mit energieliefernden Nährstoffen versorgt. Übrigens: Patrik Baboumian gewann 2011 den Titel "Stärkster Mann Deutschlands". Er ist Veganer.
  • Zum Nachlesen:

4. Der Mensch ist von Natur aus Fleischfresser.
  • Unwahrscheinlich. Die ursprüngliche Annahme, dass der Verzehr großer Fleischmengen die evolutionären Veränderungen unserer frühen Vorfahren vorangetrieben hat, wird in zahlreichen aktuellen paläontologischen Studien bezweifelt. Sicher ist: Die Menschen haben sich schon immer zum größten Teil fleischlos ernährt. Regelmäßiger Fleischkonsum hat sich erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in unserer Gesellschaft etabliert.
  • Zum Nachlesen:

#Tierhaltung

1. Öko-Kühe sind gesünder.
  • Das stimmt so pauschal nicht. Auf den Bio-Höfen stehen in der Regel dieselben, auf hohe Leistung gezüchteten Tiere. Auch Bio-Landwirt:innen machen die sogenannten "Produktionskrankheiten" wie entzündete Euter oder Geschwüre an den Klauen zu schaffen. Entscheidend für die Tiergesundheit ist weniger bio oder konventionell, sondern eine gute Haltung und ein gutes Hofmanagement.
  • Zum Nachlesen:

2. Wir brauchen Kühe auf der Weide zum Erhalt der Artenvielfalt.
3. Die Landwirtschaft in Deutschland ist geprägt von bäuerlichen Familienbetrieben – dort geht es den Tieren gut.
4. Kühe sind lieber im Stall als auf der Weide, weil sie da viel bequemer an ihr Futter kommen.
  • So pauschal stimmt das nicht. Kühe sind ursprünglich Steppentiere, die auf der Suche nach Nahrung und einem geeigneten Liegeplatz viele Kilometer pro Tag zurücklegen. Eine Studie kanadischer Wissenschaftler:innen der Universität British Columbia untersuchte die Bedeutung des Weidegangs für Kühe: Um herauszufinden, wie wichtig den Tieren ein Aufenthalt auf der Weide ist, wurden die Gatter zum Grünland in der Untersuchung mit einem Gegengewicht versehen, das die Tiere überwinden mussten. Dabei stellte man fest, dass die Kühe bereit waren, für das Überwinden des Gatters zur Weide genauso viel Gegendruck aufzuwenden, wie für den Zugang zu frischem Futter nach dem Melken. Das heißt, die Kühe hatten eine sehr hohe Motivation, auf die Weide zu gelangen.
  • Zum Nachlesen:

#Umwelt

1. Ich alleine kann mit meiner Ernährung doch eh nichts ändern.
  • Das Gegenteil ist der Fall. Die Frage, wie sich die Menschheit ernährt, ist von entscheidender Bedeutung. Ohne eine Ernährungswende ist die Klimakrise nicht aufzuhalten. Die eigene Ernährung ist ein wirkmächtiger Hebel, den jede:r Einzelne in der Hand hat. Die Landwirtschaft ist in Deutschland für 8,3 Prozent des bundesweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich, etwa 61,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Ein Großteil davon ist der Tierhaltung zuzurechnen. Würden wir uns hierzulande nach dem Vorbild der „Planetary Health Diet“ ernähren, würden die Emissionen des Landwirtschaftssektors erheblich sinken. Dazu müssten wir den Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ungefähr verdoppeln und den Verzehr von Fleisch und Zucker halbieren.

  • Zum Nachlesen:

2. Das Artensterben hat es immer schon gegeben, das kann man nicht der Landwirtschaft in die Schuhe schieben, schon gar nicht in Deutschland.
  • Ja, aber nicht in diesem Ausmaß. Das Ausmaß des Artensterbens ist heute mindestens zehn- bis hundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Die intensive Landwirtschaft ist nicht alleinige Verursacherin, hat aber einen bedeutenden Anteil. Die Hälfte der Fläche Deutschlands ist landwirtschaftlich genutzte Fläche. Der größte Teil dieser Fläche wird intensiv genutzt. Die intensive Landwirtschaft ist eine wesentliche Ursache für die Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten und damit unter anderem auch für das Insektensterben.
  • Zum Nachlesen:

3. Wenn wir keine Futtermittel und kein Fleisch mehr aus Südamerika beziehen, geht es den Menschen dort wirtschaftlich noch schlechter.
4. Bio-Fleisch ist viel zu teuer.
  • Tatsächlich sind unsere Lebensmittel zu billig. Würde man die wahren Kosten einberechnen, die im derzeitigen Verkaufspreis nicht enthalten sind – also auch die Umwelt- und sozialen Folgekosten, wie z.B. Treibhausgase, Grundwasserverschmutzung, Pestizide, Landnutzungsänderungen, Verlust der Biodiversität und Gesundheit –, dann müsste beispielsweise eine Packung Bio-Würstchen 63 Prozent mehr kosten. Bei konventionell erzeugten tierischen Produkten ist die Spanne noch größer: Die Würstchen müssten dann 88 Prozent teurer sein, würden die wahren Kosten eingerechnet. Pflanzliche Produkte haben einen deutlich geringeren „Wahre-Kosten-Anteil“ als tierische.
  • Zum Nachlesen: