Jetzt spenden
Aktivisten versperren mit Baumstämmen den Zugang zur Raffinerie von IOI in Rotterdam
©Marten van Dijl / Greenpeace

Aktive protestieren vor Raffinerie von Palmölkonzern IOI in Rotterdam

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die Rodung des Regenwaldes für Palmölproduktion begünstigt Flächenbrände in Indonesien. Aktivisten fordern vom Palmölkonzern IOI deshalb ein Bekenntnis zum Schutz der Wälder.

Seit heute Morgen liegt das Greenpeace-Schiff Esperanza im Hafen von Rotterdam vor Anker. An Land versammelten sich derweil neben acht Aktivisten von Greenpeace Niederlande auch zwei aus Indonesien – nicht etwa, um die niederländische Hafenstadt zu besichtigen, sondern um gegen zerstörerische Praktiken in ihrer Heimat zu protestieren. Mit drei großen Baumstämmen versperren sie den Zugang zur Raffinerie des Palmölhändlers IOI. Zuvor legte die Esperanza am Pier der Raffinerie an.

Jahrelange rodeten Palmölproduzenten Indonesiens Wälder und legten Sumpfgebiete trocken; ganz vorn dabei: der Gigant IOI. Durch die Rodungen schufen die Konzerne die Bedingungen für immer wiederkehrende Torf- und Waldbrände, deren giftiger Rauch allein im vergangenen Jahr nach Schätzungen einer aktuellen Studie mehr als 100.000 Todesopfer forderte. Die Aktivisten appellieren an IOI, sich zum Schutz des Regenwaldes und zum Anbau und Bezug von Palmöl zu verpflichten, das nicht auf Kosten der Regenwälder und zu Lasten der Menschen in der Region produziert wurde.

Wer ist IOI?

Hinter den drei Buchstaben versteckt sich einer der größten Palmölkonzerne der Welt. Trotz seiner Größe ist er in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. „Ihr geringer Bekanntheitsgrad spielt der IOI-Gruppe durchaus in die Hände“ sagt Gesche Jürgens, Expertin für Wälder und Palmöl bei Greenpeace. „Sie glaubt, dass sie mit ihren zerstörerischen Geschäftspraktiken durchkommt. Das wollen wir ändern!“

Bereits 2008 konfrontierte Greenpeace International den Konzern mit seiner Regenwaldzerstörung für Plantagen in Kalimantan. Nun wies Greenpeace nach, dass er weiterhin Palmöl von fragwürdigen Unternehmen bezieht.

In einem neuen Report von Greenpeace International finden sich Hinweise, dass auch Zulieferer von IOI in zuvor brennenden Gebieten neue Plantagen errichtet haben. Immer wieder kam es zu Menschenrechtsverletzungen, selbst Fälle von Kinderarbeit konnten nachgewiesen werden. Einige Zulieferer sind zudem an der Rodung des Urwaldes in Papua beteiligt, einer indonesischen Provinz, die bislang noch weitgehend von der Waldzerstörung verschont blieb. „Weil IOI sein Palmöl von diesen Unternehmen bezieht, macht der Konzern sich mitschuldig an Urwaldzerstörung, vorsätzlicher Brandrodung und Menschenrechtsverletzungen“, so Jürgens.

Waldzerstörung kann nicht nachhaltig sein

Tatsächlich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den Praktiken der Palmölkonzerne und den wiederkehrenden Bränden in Indonesien. Die Abholzung des Regenwaldes und vor allem das Trockenlegen von Torfmooren begünstigt die Entstehung und Ausbreitung der Feuer: Trockene Sumpfgebiete sind extrem entflammbar. Hinzu kommt, dass Torfbrände schwer zu löschen sind, da das Feuer teilweise unter der Erde schwelt. Für die verheerenden Waldbrände 2015 und in den Jahren zuvor ist IOI somit mitverantwortlich. Zwischen Juli und Oktober vergangenen Jahres standen über zwei Millionen Hektar Land in Flammen, eine Fläche so groß wie Rheinland-Pfalz. Eine gemeinsame Studie der Harvard und Columbia Universität schätzt, dass mehr als 100.000 Menschen in Südostasien an den Folgen des giftigen Smogs starben, über 91.000 davon allein in Indonesien. 

Im April reagierte der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO), eine Vereinigung von mehr als 2500 Palmölproduzenten, auf die wiederholten Verstöße gegen seine Standards, suspendierte IOI und entzog dem Konzern dadurch die Zertifizierung. Bereits im August wurde IOI allerdings voreilig wieder zum RSPO zugelassen. Damit gilt sein schmutziges Palmöl erneut als nachhaltig. „Der RSPO hat IOI verfrüht wieder aufgenommen, bevor der Palmölhändler glaubhaft auf die Missstände bei seinen Zulieferern reagiert hat“, so Gesche Jürgens. „Anstatt den Interessen von Konzernen entgegenzukommen, sollte der RSPO eine wirklich nachhaltige Produktion von Palmöl unter Rücksicht auf Wälder und Menschen vorantreiben. Dazu gehört auch eine deutliche Verbesserung seiner Kriterien, die immer noch die Zerstörung von Regenwäldern und Torfmooren zulassen.“ 

Lenkt IOI ein, ziehen die Aktivisten ab

Nilus Kasmi, einer der indonesischen Aktivisten vor Ort in Rotterdam, erfuhr die Folgen der Brände am eigenen Leib. Er und seine Familie waren dem toxischen Rauch ausgesetzt. Das öffentliche Leben kam durch den Smog zum Stillstand, seinen Kindern war der Schulbesuch zeitweise nicht möglich. „Ich hatte Hoffnung, dass die Regierung und Unternehmen Lösungen für die Krise finden würde. Aber ihr Versagen machte mir klar, dass auch ich Verantwortung für den Erhalt der indonesischen Wälder tragen muss.“ Deshalb ließ er sich von Greenpeace-Aktivisten vor Ort zum Firefighter ausbilden; heute setzt er in den Niederlanden ein Zeichen gegen die zerstörerischen Geschäftspraktiken der Palmölkonzerne, auch die von IOI. Dabei könnte der Konzern den Protest schnell auflösen: Die Aktivisten hinterließen eine Erklärung, mit der sich das Unternehmen zu einer verantwortungsbewussten Palmölproduktion für seine gesamte Lieferkette verpflichten kann. Sobald IOI unterzeichnet und sich damit öffentlich zum Schutz der Wälder und Torfmoore und zur Achtung von Menschenrechten bekennt, geben die Aktivisten den Zugang zur Raffinerie wieder frei.

 

  • Aktivisten in Kanus am Dock der Raffinerie von IOI

    Schützt die Wälder

    Überspringe die Bildergalerie
  • Indonesische Aktivisten vor dem Zugang zu Palmölraffinerie von IOI in Rotterdam

    Stoppt die Brände

    Überspringe die Bildergalerie
  • Die Esperanza liegt im Hafen von Rotterdam vor der Raffinerie von IOI

    Bekenntnis gefordert

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Crimefile IOI: A Deadly Trade-Off

Crimefile IOI: A Deadly Trade-Off

60 | DIN A4

11.08 MB

Herunterladen

Petition

https://act.greenpeace.de/offenerbrief-ikea

Keine Ikea-Möbel aus Urwald-Zerstörung!

Ikea wirbt mit Nachhaltigkeit. Aber alte Wälder in Europa zerstören, schadet uns allen. Auch Ihnen. Deshalb fordern wir: Ikea, nimm deine Umwelt-Versprechen ernst. Lass uns gemeinsam Wälder schützen statt zerstören.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Illegal Logging in the Făgăraș Mountains in Romania

Mehr zum Thema

Orangutans at BOS Nyaru Menteng Orangutan Rescue Center in Indonesia
  • 27.06.2024

Schon mal gefragt, wo Orang-Utans schlafen? Oder woher ihr Name kommt? Hier kommen zehn spannende Fakten über die Menschenaffen.

mehr erfahren
Toucan in Calilegua National Park

Nirgendwo ist die Artenvielfalt größer als im Amazonasgebiet. Daher ist die Erhaltung dieses Lebensraumes von immenser Bedeutung. Lernen Sie acht wunderschöne Tiere aus dem Amazonasgebiet kennen.

mehr erfahren
Junger Orang-Utan klettert in Kalimantan auf Borneo an einer Liane.

Zu Hause, im Supermarkt oder im Garten: Wir alle können etwas für den Waldschutz tun – Tag für Tag. Das kommt auch Klima und Artenvielfalt zu Gute.

mehr erfahren
Torben Dreyer, Gesche Jürgens, Sergio Domingo von Greenpeace im Helikopter
  • 30.05.2024

Neue Folge der Greenpeace-Dokumentation: Im zweitgrößte Wald Südamerikas wird die Zerstörung immer dramatischer. Das EU-Mercosur-Abkommen könnte zur völligen Abholzung des Gran Chaco führen.

mehr erfahren
Abgeholzte Bäume im Wald
  • 14.05.2024

Schwedens Naturwälder enden als Verpackungsmüll – auch in Deutschland. Greenpeace deckt auf, wie die Heimat der Rentiere zu Pappkartons verarbeitet wird.

mehr erfahren
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft
  • 10.04.2024

Es gibt mehr und mehr Risse in der Fassade vom günstigen und nachhaltigen Wohnen made by Ikea. Das zeigt eine neue Greenpeace-Recherche. Im Fokus: Die Karpaten.

mehr erfahren