Zellstofffirma auf die Finger geschaut
- Ein Artikel von Gesche Jürgens
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Drei Jahre protestierte Greenpeace konsequent gegen die Regenwaldrodungen von Asia Pulp and Paper – einem der größten Zellstoff- und Papierproduzenten der Welt. Der Druck von Umweltorganisationen wuchs, Geschäftspartner sprangen ab – und im Februar 2013 lenkte APP schließlich ein. Greenpeace verfolgt genau, ob der Konzern seine Zusagen einhält. Ein Zwischenbericht.
Wenn Greenpeace-Kampagnen erfolgreich enden, ist noch lange nicht Schluss. Gerade im Nachklapp gilt es zu prüfen, ob die Zusagen der Unternehmen nicht nur auf dem Papier bestehen. Seit neun Monaten gilt die neue Waldschutzpolitik, die sich Asia Pulp and Paper als Reaktion auf die Greenpeace-Kampagne und die Proteste anderer Umweltorganisationen auferlegte. In einem Fortschrittsbericht kommt Greenpeace zu der vorläufigen Einschätzung, dass das Unternehmen die Umsetzung durchaus ernst nimmt.
Die neue Waldschutzpolitik von APP
Unter anderem umfasst die neue APP-Policy folgende Aspekte: 1) Ein sofortiges Moratorium (Einschlagpause) für jede weitere Regenwaldrodung. Dieses gilt sowohl für das Unternehmen selbst, aber auch für seine Zulieferer. 2) Die Beilegung von Konflikten mit den lokalen Gemeinden. 3) Zusätzlich sollen unabhängige Gutachter die Waldflächen gemäß ihrer Bedeutung für Klimaschutz und Artenvielfalt einstufen. Dies betrifft vor allem Torfwälder, Wälder mit hohem Erhaltungswert (High Conservation Value Forests) sowie Wälder mit hohen Kohlenstoffvorräten, die auch durch menschliche Nutzung beeinträchtigte Sekundärwälder beinhalten. Dabei werden nach dem sogenannten High Carbon Stock (HCS)-Ansatz alle Waldgebiete identifiziert, die dauerhaft geschützt werden müssen. Darunter fallen alle Regenwaldgebiete mit einem Kohlenstoffvorrat von mehr als 35 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Diese Vorräte lassen sich in etwa auf degradierten Flächen oder in nachwachsendem, jungen Wald messen. Alle Wälder mit höherem Kohlenstoff sind für die Rodung tabu.
APP hat sein selbstauferlegtes Moratorium größtenteils eingehalten. Allerdings hat Greenpeace zwei Verstöße gegen die Waldpolicy festgestellt, bei denen insgesamt 140 Hektar Wald gerodet wurden. Bei der Lösung von Konflikten hat APP ebenfalls gute Fortschritte gemacht und beispielsweise in Senyerang in der Provinz Jambi auf Sumatra einen lang andauernden Konflikt mit lokalen Gemeinden beigelegt.
Die Implementierung der Policy für Torfböden muss APP in den nächsten Monaten jedoch verstärkt vorantreiben. Dabei empfiehlt Greenpeace zwei Maßnahmen, die das Unternehmen umgehend ergreifen sollte:
- APP muss glaubwürdige, objektive Daten zur aktuellen und prognostizierten Bodenabsenkung in den Torfgebieten beschaffen. Das Unternehmen muss auf Landschaftsebene prüfen, in welchen Gebieten die Erhaltung der Torfböden mit besonders großen Klimaschutzwirkungen verbunden ist.
- APP muss sich mit der Waldzerstörung auseinandersetzen, die es vor Inkrafttreten der neuen Waldschutzpolitik verursacht hatte. Die Firma muss Waldschutz- und Restaurierungsmaßnahmen für alle Gebiete entwickeln, in denen seine Zulieferer tätig sind. Greenpeace empfiehlt APP, sich dabei am vom FSC (Forest Stewardship Council) entwickelten Grenzwert für „signifikante Umwandlung" zu orientieren. Dies würde bedeuten, dass APP den ökologischen Wert kompensieren muss, den es in fünf Jahren Waldzerstörung vernichtet hat.
Fazit: APP bewegt sich in die richtige Richtung
Ob die neue Waldschutzpolitik von Asia Pulp and Paper letztendlich dazu beiträgt, die verbleibenden Regenwälder Indonesiens dauerhaft zu erhalten, hängt nicht nur von der Entschlossenheit des Unternehmens, sondern auch von der Qualität der Empfehlungen der externen Gutachter ab. Es wird sich zeigen, ob APP diese konsequent umsetzen und einer kritischen Prüfung standhalten wird. Greenpeace hatte während der dreijährigen Kampagne zahlreiche Unternehmen überzeugt, den Einkauf von Papier bei APP auszusetzen - darunter bekannte deutsche Firmen wie Adidas, Montblancund Tchibo. Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen zu APP wieder aufnehmen möchten, rät Greenpeace jedoch weiterhin zu großer Vorsicht. So sollten die Firmen den Bezug von APP-Papier mit strengen Auflagen bezüglich der Einhaltung der Waldschutzpolicy verbinden und insbesondere die konsequente Umsetzung der im Greenpeace-Fortschrittsbericht als heikel identifizierten Punkte einfordern. Greenpeace wird APP weiterhin kritisch beobachten und zum aktuellen Stand berichten.
(Autorin: Gesche Jürgens, Greenpeace-Waldexpertin)