Forstkonzern startet Diffamierungsklage gegen Greenpeace in Kanada
- Ein Artikel von Beate Steffens
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Der kanadische Konzern Resolute Forest Products (RFP) hat eine Diffamierungsklage gegen Greenpeace in Kanada und zwei unserer kanadischen Kollegen eingereicht. Über sieben Millionen Dollar will das Unternehmen vor einem Gericht in Ontario erstreiten. Offensichtlich ist das Ziel der Klage, die Greenpeace-Kritik zu unterdrücken.
Greenpeace kritisiert das unzureichende und zerstörerische Waldmanagement durch den großen Holz- und Papierhersteller. Resolute arbeitet nicht nachhaltig und zerstört einige der letzten großen Urwälder Kanadas und stellt Papier auch für den deutschen Markt her.
"Die Klage ist ein kläglicher Versuch von Resolute, Kritik an der Urwaldvernichtung abzuwürgen. Greenpeace wird sich den Mund von Resolute nicht verbieten lassen", sagt Oliver Salge, Leiter der Waldkampagne bei Greenpeace in Deutschland. "Der Klage werden wir begegnen, indem wir schonungslos über den Zusammenhang von Papierprodukten von Resolute und Urwaldzerstörung berichten werden. Denn das Papier oder der Zellstoff kommt auch nach Deutschland und wird hier zu Magazinen oder Zeitungen verarbeitet."
Eine Diffamierungsklage (SLAPP genannt; Strategic Lawsuit Against Public Participation) ist nach dem Gesetz der kanadischen Provinz Quebec, dem Sitz des Konzerns, nicht möglich. SLAPP ist eine strategische Klage seitens Unternehmen, um Kritik der Zivilgesellschaft durch hohe Verteidigungskosten zu unterbinden. Solche strategischen Klagen gegen Kritiker sind in Quebec gesetzlich verboten.
Deshalb hat Resolute die Klage in der kanadischen Provinz Ontario eingereicht. In dem Ort Thunder Bay, Ontario fand am 16. Mai 2013 die Jahreshauptversammlung des Konzerns statt. Greenpeace hatte die Versammlung genutzt, um die Urwaldzerstörung durch das Unternehmen zu kritisieren. Dies ist nun der Aufhänger der Klage.
In dem von Greenpeace veröffentlichten Report "Resolute false Promises - the (un)sustainability Report 2013" werden Resolutes nicht nachhaltige Praktiken offengelegt und auf die fortdauernde Urwaldzerstörung des Konzerns hingewiesen.
Der Bericht belegt, dass der Papierhersteller Urwälder zerstört, das Überleben der Karibus in Kanada gefährdet und Produkte als "Grün" bewirbt, ohne dass irgendetwas grün an ihnen ist. Zudem führt Resolute Fällungen im Gebiet der First Nations (Ureinwohner Kanadas) durch ohne deren Genehmigung eingeholt zu haben und missbraucht die Wald-Zertifizierung nach FSC als grünes Deckmäntelchen.
Die Cree-Ureinwohner haben eine Beschwerde gegen Resolute eingelegt und kritisieren das Unternehmen scharf. Die Cree in Quebec, in der Region des großen Broadback-Urwaldes, haben einen Schutzvorschlag für den Urwald erarbeitet und fordern den Konzern auf, diesen Wald nicht zu zerstören.
Nach dem Scheitern eines dreijährigen Verhandlungsprozesses im Rahmen des sogenannten "Kanadischen Waldschutzabkommens" (CBFA) wird Resolute erneut wegen seines zerstörerischen Waldmanagements stark kritisiert. Nur wenige Wochen nachdem Greenpeace und andere Umweltgruppen den Dialog mit Resolute über eine Lösung zum Schutz des Waldes und der Karibu eingestellt haben, reichte der Konzern die Klage ein.
Resolute ist der größte Holz- und Papierhersteller Kanadas (ehem. Abitibi-Bowater). Das Unternehmen bewirtschaftet über 15 Millionen Hektar Wald in Kanada. Dabei befinden sich große Urwälder auf den Konzessionsflächen von Resolute, etwa im Gebiet der Weissen Berge in Quebec. Dieser Urwald liegt knapp 600 Kilometer nördlich von Montreal und stellt mit über zwei Millionen Hektar einen der letzten großen intakten Urwälder Quebecs dar. Er ist ein wichtiger Lebensraum für die bedrohten Wald-Karibus.