2010 Erfolg Nestlé-Kampagne
Interview mit Wald-Kampaignerin Corinna Hölzel über die Palmöl-Kampagne
Vor neun Monaten, im März 2010, startete Greenpeace eine internationale Palmöl-Kampagne gegen den Lebensmittelriesen Nestlé. Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung forderte Greenpeace - und Nestlé gab nach.
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Vor neun Monaten, im März 2010, startete Greenpeace eine internationale Palmöl-Kampagne gegen den Lebensmittelriesen Nestlé. Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung forderte Greenpeace - und Nestlé gab nach. Corinna Hölzel hat als Wald-Expertin die Kampagne begleitet und berichtet im Interview, was sich seitdem bei Nestlé getan hat.
Online-Redaktion: Corinna, was war der Grund für die Kitkat-Kampagne?
Corinna Hölzel: Nestlé, der weltweit größte Lebensmittelkonzern, verarbeitete in seinen Produkten Palmöl von Sinar Mas. Sinar Mas - das ist der größte Produzent in Indonesien und gleichzeitig der massivste Urwaldzerstörer mit einer langen Liste von illegalen Aktivitäten und Landrechtskonflikten. Im April 2010 startete Greenpeace in rund 30 Ländern eine Kampagne gegen Palmöl aus Urwaldzerstörung bei Nestlé.
Online-Redaktion: Warum hat die Kampagne so großes Aufsehen erregt?
Corinna Hölzel: Auslöser war unser viraler Kitkat-Spot Give the Orang-Utan a break, den Nestlé umgehend zensieren wollte. Die Internet-Community reagierte mit einem Aufschrei und katapultierte unser Video mitsamt seiner Botschaft von der Urwaldzerstörung in Indonesien in die Online-Welt. Als Nestlé seine Kitkat-Seite auf Facebook sperrte, weil sich die Fans des Schokoriegels kritisch zur Herkunft der Inhaltsstoffe äußerten, wuchs der Unmut an und übertrug sich auf die Straße: Tausende von Verbrauchern und Aktivisten weltweit forderten Nestlé auf, ihre Geschäftsbeziehungen mit Sinar Mas zu beenden. Es gab Unterschriftensammlungen, Postkarten, eine Twitterwall vor der Nestlé-Zentrale, Straßenaktivitäten und Labelaktionen, bei denen Greenpeace-Aktivisten Kitkat-Riegel in Supermärkten mit einem Protestaufkleber beklebten.
Online-Redaktion: Nestlé hat schließlich eingelenkt - was genau hat der Konzern zugesichert?
Corinna Hölzel: Die gute Nachricht: Dieser Druck von allen Seiten führte nach einigen Wochen zur Kündigung der direkten Verträge mit Sinar Mas. Nach zwei Monaten, am 17. Mai, legte Nestlé dann einen umfangreichen Aktionsplan vor, wie zukünftig Rohstoffe aus Urwaldzerstörung in ihren Produkten ausgeschlossen werden können.
Online-Redaktion: Was beinhaltet der Aktionsplan?
Corinna Hölzel: Um diesen Plan umzusetzen, hat der Konzern "The Forest Trust" (TFT) beauftragt. Gemeinsam mit dieser Nichtregierungsorganisation entwickelte Nestlé Richtlinien und prüfte, ob seine Lieferanten diese auch erfüllen können. Zukünftig gibt es nur noch Verträge mit Firmen, die den Anforderungen entsprechen. Diese Richtlinien sollen besonders schützenswerte Gebiete, Torfwälder und Gegenden mit hohem Kohlenstoffgehalt identifizieren und vor der Umwandlung in Plantagen bewahren. Von dort darf zukünftig keine Ware mehr in Nestlé-Produkten landen.
Online-Redaktion: Was macht Greenpeace?
Corinna Hölzel: Greenpeace verfolgt die Umsetzung des Aktionsplans sehr genau. Es gibt regelmäßige Telefonkonferenzen und Treffen mit Nestlé und TFT.
Die Greenpeace-Experten verfolgen die Fortschritte und überprüfen, ob der Aktionsplan auch sein Ziel erreichen wird.
Online-Redaktion: Wie ist der aktuelle Stand?
Corinna Hölzel: Die Gespräche mit den Lieferanten sind mittlerweile abgeschlossen, jeder ist über die neuen Anforderungen informiert. TFT ist jetzt dabei, die Plantagen in Indonesien zu bewerten, von denen Nestlé Palmöl oder Holz für Papier bezieht. Palmöl und Papier für Verpackungen sind die ersten Produkte, für die die neuen Richtlinien umgesetzt werden. Andere Rohstoffe wie Soja, Fleisch und Kakao werden in den nächsten Jahren folgen.
Online-Redaktion: Ist die Waldkampagne abgeschlossen?
Corinna Hölzel: Im Gegenteil, unsere Kampagne zum Schutz des indonesischen Regenwaldes geht weiter! Da Sinar Mas auch im Papiersektor ganz vorne mitspielt und Regenwald für seine Papierfabriken abholzt, haben mehrere Firmen bereits ihre Verträge mit Sinar Mas gekündigt. Als jüngster Erfolg der Arbeit hat Adidas aufgrund von Greenpeace-Reports Konsequenzen gezogen: Ab März 2011 wird der Sportartikelhersteller seine Schuhkartons nicht mehr aus Sinar Mas-Papier herstellen. Ein Riesenerfolg für unsere internationale Arbeit, an den wir auch 2011 anknüpfen werden!