Plaintiffs Bonaire Climate Case
© Roëlton Thodé / Greenpeace

Klimagerechtigkeit

“What do we want?” “Climate Justice!” “When do we want it?” “Now!”

So einen Sprechchor hast du vielleicht schon mal auf einer Klimademo gehört. Übersetzt heißt der Spruch: 
Was wollen wir?
Klimagerechtigkeit!
Wann wollen wir das?
Jetzt!

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Aber was heißt eigentlich Klimagerechtigkeit? Wie soll das Klima gerecht sein?

Dazu gibt es zwei Antworten. Häufig ist eine Forderung der jungen Generationen an die älteren, sich jetzt gegen die Klimakrise einzusetzen, weil wir, die vermutlich noch 60-70 Jahre auf dieser Erde leben wollen, viel mehr mit den Konsequenzen des Klimawandels zu kämpfen haben werden. Das liegt daran, dass die Unwetter, Dürren und Hochwasser immer mehr werden. Und auch, wenn wir jetzt sofort alle aufhören würden, schädliche Treibhausgase auszustoßen, sind viele Änderungen auf der Erde nicht mehr rückgängig zu machen und werden uns noch Jahrzehnte beschäftigen. 
Hier geht es bei Klimagerechtigkeit, also um die Gerechtigkeit zwischen den Generationen.

Klimagerechtigkeit meint aber auch die Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Regionen auf der Welt. Hier wird oft vom globalen Süden und dem globalen Norden gesprochen. 

Globaler Süden - besonders betroffen von der Klimakrise

Climate Justice Camp in Tanzania (Day 4)

The Climate Justice Camp is the largest in-person platform of its kind for young leaders from the Global South. Over 300 young community leaders from the world’s most climate-impacted countries have come together to co-create strategies and demands for climate action at the third annual Climate Justice Camp, which took place in Tanzania from October 8th to 12th 2024.

Länder des globalen Südens sind besonders betroffen von den Auswirkungen der Klimakrise. Dort gibt es jetzt schon viele Orte, die sehr stark von der steigenden Temperatur auf der Erde betroffen sind. So leiden Menschen in Bangladesch in Asien unter zunehmenden Überschwemmungen – u.a. wegen des steigenden Meeresspiegels, Sturzregen und heftigen Wirbelstürmen. Das zerstört nicht nur Ortschaften, sondern auch Felder, da das Salzwasser dem Boden schadet. In Ostafrika, beispielsweise im Sudan, in Eritrea oder Somalia sind Dürrekatastrophen ein großes Problem. In diesen Ländern ist es ohnehin schon heiß und trocken und die Menschen leiden unter Wassermangel. Die Klimakrise verstärkt das Auftreten schwerer Dürren. Das führt oftmals zu Hungerkatastrophen.

Viele Menschen in diesen Ländern leben von der Landwirtschaft. Wenn der Regen ausbleibt und die Ernte vertrocknet, können sie ihre Familien nicht mehr ernähren. Auch in Afghanistan kommt es vermehrt zu schweren Dürren und Überschwemmungen. Da die Menschen dort auch noch unter Krieg, Armut und Luftverschmutzung leiden, trifft es sie besonders hart. Die Klimakrise verstärkt also in vielen Ländern Konflikte um ohnehin knappe natürliche Ressourcen wie Wasser und Nahrung – das verschlimmert Hunger und Armut vor Ort. Kleine Inselstaaten im Pazifik wie etwa Tuvalu, Vanuatu oder Kiribati drohen durch den steigenden Meeresspiegel sogar unterzugehen.

Besonders ungerecht dabei ist: Länder des globalen Südens leiden am stärksten unter der Klimakrise, haben aber kaum zur Erderhitzung beigetragen.

Die Hauptverursacher: Reiche Industrieländer

Fast Fashion and Waste Colonialism - Waste on Shore in Ghana

Plastic waste and textile waste on the shores of Accra near Korle Lagoon. The fashion industry has a massive plastic problem that it outsources to countries in the Global South, where textile waste pollutes the environment. Ghana is one of the world's largest consumers of second-hand textiles. A good 120,000 tonnes of second-hand clothing from Asia, North America and Europe end up in the West African country every year. More than half of the clothing is inferior disposable goods with no resale value - much of it is made of plastic.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert haben die Menschen damit begonnen, enorme Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre auszustoßen – vor allem durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur Erzeugung von Energie. In den Fabriken werden seitdem endlose Mengen an Produkten hergestellt. Dabei stößt beides Treibhausgase aus: Die Fabrik und das Produkt, wenn dafür beispielsweise Strom in Kohlekraftwerken erzeugt wird oder fossile Brennstoffe wie Benzin beim Autofahren verbraucht werden. 

Bereits seit bald 200 Jahren stoßen also Länder wie Deutschland, Großbritannien und die USA Treibhausgase in die Atmosphäre und haben damit einen großen Teil der Erderwärmung zu verantworten. Zwar liegt der aktuelle jährliche CO2-Ausstoß von China weltweit inzwischen auf Platz eins, doch das ist eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte.

Tatsache ist: Obwohl die Länder des Globalen Südens am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leiden sie am stärksten unter den Folgen, die reiche Industrieländer maßgeblich verursacht haben. Ebenso ungerecht ist: Ein Großteil der Waren, die wir  im Globalen Norden kaufen, ob es nun Kleidung, elektronische Geräte oder auch Spielzeug sind, werden im Globalen Süden produziert. Oftmals geschieht dies unter Arbeitsbedingungen, die sowohl für die Menschen als auch die Umwelt sehr schlimm sind. Nur so können diese Produkte bei uns überhaupt so billig angeboten werden. Hierzulande profitieren wir also von den schlechten Bedingungen im Globalen Süden. 

Internationale Lösungen

Activists Protest to Save Sangihe Island in Indonesia

Greenpeace Indonesia, together with Selamatkan Sangihe Ikekendage (SSI) and Mesembau Mendiaga Nusa (MMN), hold a peaceful demonstration in the Sangihe Islands, North Sulawesi, through a creative action in the sago fields of Kalagheng and the mangrove areas of Salurang. The activists encourage the public to Choose To Speak Up (Memilih Bersuara) for the protection and restoration of the environment. The biodiversity of Sangihe is at risk for destruction due to industries excessive extraction business particularly the gold mining, as well as illegal, unreported, and unregulated (IUU) fishing. The activists are urging the Indonesian government, led by President Prabowo and Vice President Gibran, to protect the environment and the future. The activists are also calling on global leaders to stop financing activities that destroy small islands.

Da wir verstanden haben, dass die Klimakrise ein weltweites Problem ist, auch wenn Ursache und Wirkung örtlich auseinander liegen, müssen wir die Lösung international -also mit allen zusammen -  angehen. Deshalb gibt es jedes Jahr eine Internationale Klimakonferenz. Auf dieser versuchen Politiker:innen aus allen Ländern der Welt, gemeinsame Pläne zum Klimaschutz und zur Bewältigung der Folgen der Erderhitzung zu entwerfen. Und dafür auch gleich Vereinbarungen zu treffen. Das bekannteste Beispiel ist die 21. Weltklimakonferenz in Paris (COP21) im Jahr 2015, auf der sich über 190 Länder der Erde das Ziel gesetzt haben, die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Konkrete Einigungen für die Umsetzung gelingen aber nicht immer: Einige Länder haben sich in den vergangenen Jahren häufig geweigert, stärkere Maßnahmen zum Klimaschutz zu treffen oder ärmere Länder stärker bei der Anpassung an die Folgen der Erderhitzung zu unterstützen. Warum? Weil sie wirtschaftliche Nachteile für ihr Land fürchten oder sich nicht für die nötigen finanziellen Hilfen für ärmere Länder verpflichten wollen. Leider kommt hinzu, dass die Vereinbarungen auch nicht immer von den Ländern eingehalten werden, die sie unterzeichnet haben. Auch Deutschland verfehlt gerade wegen der schwachen Klimapolitik der letzten Bundesregierung seine selbstgesteckten Klimaziele. Deshalb ist es so wichtig, dass Organisationen wie beispielsweise Greenpeace oder Fridays for Future immer wieder Druck auf die Politik machen!

Dabei sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass diejenigen Länder, die am meisten Treibhausgase ausstoßen, auch am meisten für den Klimaschutz- und gegen die Folgen der Erderhitzung tun. 

Doch was ist am meisten?

China hat als Land aktuell den höchsten CO2 Ausstoß, gefolgt von den USA, Europa und Indien. Es ist immer interessant, ganz genau darauf zu schauen, was in den einzelnen Ländern eigentlich so viele Treibhausgase in die Luft pustet: So werden in China unglaublich viele Waren für die ganze Welt produziert. Die Energie dafür wird häufig noch mit der Verbrennung von Kohle erzeugt. Wenn wir in Deutschland zum Beispiel Waren wie Elektroartikel kaufen, die  in China produziert wurden, geht das bei der Produktion entstandene CO2 auf das Konto in China, nicht auf unseres. Obwohl wir die Profiteure der günstig produzierten Waren sind.

Klima-Schurken gesucht, aber schau genau hin, wer die wirklichen Schurken sind!

Demonstration in Lützerath

Guckt man auf die Pro-Kopf-Emissionen, also auf den CO2-Ausstoß pro Kopf, wird besonders deutlich, warum vor allem reiche Industrieländer beim Klimaschutz gefragt sind.

Obwohl Deutschland beispielsweise „nur“ rund zwei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen ausmacht, ist der jährliche CO2-Ausstoß pro Bürger:in mit knapp 9 Tonnen sehr hoch und auch größer, als der pro Kopf-Ausstoß in China. Denn im Verhältnis zu Deutschland gibt es in China immer noch sehr viele arme Menschen, die sich kaum etwas leisten können und deswegen auch nur wenig konsumieren. 

Zum Beispiel sind die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland rund 30 mal höher, als die in Afghanistan oder im Inselstaat Vanuatu. In den USA liegen die pro Kopf-Emissionen sogar noch deutlich höher als bei uns. Deshalb haben reiche Länder wie die USA und Deutschland auch die Verantwortung, mehr zum Klimaschutz beitragen zu müssen - auch wenn natürlich alle Länder ihren fairen Anteil leisten müssen.

Übrigens: In einigen Ländern des globalen Südens sieht der CO2-Ausstoß pro Kopf überdurchschnittlich hoch aus. Aber wenn wir genauer hinschauen, wird klar, dass nicht die Menschen vor Ort die Treibhausgase ausstoßen, sondern die Tourist:innen aus dem globalen Norden, die dorthin fliegen, in großen Hotelanlagen wohnen und Schiffstouren unternehmen. 

Wenn dich dein persönlicher CO2-Ausstoß oder der deiner Familie interessiert, kannst du deinen sogenannten CO2-Fußabdruck  hier  oder hier ausrechnen.

Klimagerechtigkeit : Die Klimakrise weltweit angehen

Wenn wir uns gegenseitig die Schuld für die Klimakrise in die Schuhe schieben, kommen wir nicht weiter. Trotzdem müssen wir, wenn wir von allen einen Beitrag zum Klimaschutz fordern, darauf schauen, wo die Probleme entstehen, wo sie sich am schnellsten und stärksten auswirken, und wie sie sich effektiv lösen lassen. Im Globalen Norden müssen wir unsere Verantwortung annehmen und besonders viel zum Klimaschutz beitragen. Etwa durch ein schnelles Ende der Stromerzeugung durch Kohle oder von Verbrennungsmotoren in Autos.

Gleichzeitig müssen die ärmeren Länder, die am meisten unter den Folgen der Klimakrise leiden, von den Ländern im Norden Unterstützung erhalten. Zum Beispiel,  wenn es um den Schutz vor Extremwettern und die Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen geht. Das nennt sich Klimagerechtigkeit. Die gesamte Weltgemeinschaft muss diese Herausforderung gemeinsam anpacken und lösen, um nachhaltig den Lebensraum Erde für alle zu schützen und zu erhalten.

Wenn du wissen möchtest, wie du in den einzelnen Bereichen das Klima schützen kannst, guck doch mal auf unsere Seiten zu den anderen Themen, wie beispielsweise LandwirtschaftMobilität und Konsum.