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Arbeiter:innen klettern auf die Klippe des Cavero-Strandes, nachdem sie ihn von Öl gereinigt haben.
© Musuk Nolte / Greenpeace

Ölkatastrophen weltweit

Wie Erdöl unsere Umwelt zerstört und das Klima verpestet

Öl ist eine große Gefahr für das Klima - aber durch Ölkatastrophen und -unfälle auch für die Artenvielfalt. Ein Überblick.

Eine Ölkatastrophe hat die peruanische Küste schwarz eingefärbt. Hunderte Einsatzkräfte kämpfen dort gegen die Ölpest. Die weißen Schutzanzüge, die Gummistiefel, die Handschuhe – alles voller schwarzer Flecken. Das giftige, krebserregende Öl klebt an Tieren, liegt wie ein Teppich über dem Wasser und hat den Sand kontaminiert, der hier nun von den Helfer:innen abgetragen wird. Während der Aufräumarbeiten die schreckliche Nachricht: Im gleichen Gebiet ist erneut Öl ins Meer gelaufen. Peru hat den Umwelt-Notstand ausgerufen, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den spanischen Energiekonzern Repsol. Das Öl an der peruanischen Küste ist toxisch und tödlich.

Erdöl ist der “Motor” der Industriegesellschaften. Jedoch mit fatalen - oftmals tödlichen -  Folgen für die Umwelt, für Klima, Natur und Menschen und Tiere. Denn Erdöl schädigt die Umwelt und das Klima bei der Suche nach Förderstätten, der Förderung selbst, beim Transport und beim Verbrauch. Immer wieder kommt es zu großen Unfällen und Katastrophen, sowohl auf dem Meer als auch an Land. Die großen Ölunfälle der Vergangenheit, z.B. der Tankerunfall der “Exxon Valdez”, die Explosion der Bohrplattform “Deepwater Horizon” oder die andauernde westsibirische Ölkatastrophe, haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Und es hört nicht auf. Gerade häufen sich Ölkatastrophen und -unfälle wieder: Allein in den letzten Wochen ereigneten sich Ölverschmutzungen in Peru, Ecuador, Thailand und Nigeria.

Gleichzeitig steht die Welt steht vor enormen Herausforderungen: Uns bleiben nur wenige Jahre, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern und um das gewaltige Artensterben zu stoppen. Die Weltgemeinschaft muss dazu komplett auf erneuerbare Energien umsteigen. Ohne den Ausstieg aus fossilen Energieträgern haben wir keine Chance, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen.

Erdöl gefährdet Pflanzen, Tiere und Menschen 

Erdöl ist eine giftige Substanz. Sie enthält neben Schwefel, Stickstoff und Sauerstoff eine Vielzahl aliphatischer, zyklischer und aromatischer Kohlenwasserstoffe und als Spurenelemente Schwermetalle. Insbesondere die sogenannten polyzyklischen, aromatischen Kohlenwasserstoffe sind krebserregend, können das Erbgut verändern und besitzen fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften-Außerdem bauen sie sich schlecht ab und bleiben daher lange in der Umwelt. Erdöl kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein, es verursacht schwere Augenreizungen und kann die Organe schädigen. Es ist giftig für Wasserorganismen - mit langfristiger Wirkung.

Doch auch an Land richtet Erdöl massive Schäden an.

 

Ein Ölteppich in Westsibirien (Region Surgut) wird während einer Greenpeace-Untersuchungstour entdeckt.

Ölpest in Westsibirien

Pflanzen

In Westsibirien sterben Wälder, denn dort treten jedes Jahr aus Pipeline-Lecks tausende Tonnen Öl aus und verschmutzen Landstriche und Wälder. Infolgedessen sterben die Pflanzen und die Bäume ab.

Eine verölte Franklin-Möwe (Leucophaeus pipixcan) liegt tot an einem Strand in der Nähe von Ancon, Peru.

Ölpest in Peru

Tiere

Ölkatastrophen töten massenweise Tiere. Werden bei einem Ölunfall beispielsweise Vögel mit Öl verschmutzt, versuchen die Tiere ihre Federn zu reinigen. Dabei nehmen sie das giftige Öl in den Magen-Darmtrakt auf und sterben an inneren Verätzungen und Vergiftungen. Außerdem verliert ihr Federkleid die isolierende Wirkung und die Tiere sterben an Unterkühlung. 

Ein:e Arbeiter:in zeigt verölte Muscheln während einer Ölreinigungssaktion am Strand von Cavero im Bezirk Ventanilla in Callao, Peru.

Ölpest in Peru

Schadstoffe

Die Schadstoffe gelangen schnell in die Nahrungskette: Muscheln filtrieren mit ihrem Kiemenapparat Nahrungspartikel aus dem Wasser. Ist das Wasser mit Öl verschmutzt, filtern die Muscheln die Schadstoffe aus dem Wasser und fressen die giftigen Partikel. Die Muscheln werden von Fischen gefressen und die Menschen fangen die Fische. So gelangen die Schadstoffe in die Nahrungskette und auf unseren Teller.

Aktuelle Ölunfälle weltweit - Vergiftung und Zerstörung gehen weiter

Allein ein Blick auf die ersten Wochen des Jahres 2022 zeigt, dass es regelmäßig zu Ölunfällen und damit auch Ölpesten kommt:

Arbeiter:innen reinigen den Strand von Cavero im Bezirk Ventanilla von Callao in Peru von Öl.

Ölpest in Peru

Peru, Januar 2022

In Peru laufen fast 1,9 Millionen Liter Rohöl beim Entladen eines Tankers aus, ausgelöst durch einen Vulkanausbruch im Südpazifik-Staat Tonga und einen darauffolgenden Tsunami. Das ausgelaufene Öl bedroht die Lebensgrundlage Hunderter Fischerfamilien in der Region. Insgesamt sind ca. 1.400 Hektar Meer, Strände und Naturreservate verschmutzt.

Rohölteppich am Strand von Mae Ramphueng in der thailändischen Provinz Rayong

Ölpest in Rayong, Thailand

Thailand, Januar 2022

Rund 50.000 Liter Rohöl strömen aus einer Unterwasser-Pipeline in den Golf von Thailand. Der berühmte tropische Sandstrand Mae Ram Phueng Beach rund 200 Kilometer südöstlich von Bangkok wird für Besucher:innen geschlossen. Der Ölteppich erstreckt sich über eine 47 Quadratkilometer große Fläche.

Der Öltanker "Tresta Star" havariert an der Küste der Insel La Réunion.

Der Öltanker "Tresta Star" havariert an der Küste der Insel La Réunion nahe Le Tremblet bei starkem Wellengang durch den Zyclon "Batsirai".

La Reunion, Februar 2022

Ein nicht beladener Öltanker läuft während eines Wirbelsturms vor der Küste des französischen Überseegebiets La Reunion auf Grund. Die Behörden erklären, es bestehe kein Risiko einer ernsten maritimen Verschmutzung.

Wrack der Trinity Spirit im Golf von Guinea

Wrack der Trinity Spirit im Golf von Guinea

Nigeria, Februar 2022

Das Ölförder- und Lagerschiff (FPSO) “Trinity Spirit” mit schätzungsweise bis zu 60.000 Barrel Rohöl an Bord (Kapazität bis zu zwei Millionen Barrel) explodiert vor der Küste des westafrikanischen Nigeria und sinkt. Nigeria ist der größte Ölproduzent des Kontinents. Rohöl ist die wichtigste Einnahmequelle des mit gut 200 Millionen Einwohner:innen bevölkerungsreichsten Landes Afrikas. Im Niger Delta kommt es immer wieder zu weitflächiger Ölverschmutzung, teils durch Unfälle und Fahrlässigkeit, aber auch durch Sabotage von Gegner:innen der Ölindustrie.

Öl-Unfall an einer Pipeline im Regenwald von Ecuador, Provinz Napo

In Ecuador, Provinz Napo, schlägt eine Öl-Pipeline leck. Das austretende Öl kontaminiert den Boden und die Vegetation im angrenzenden Regenwald.

Ecuador, Februar 2022

Im Amazonasgebiet von Ecuador laufen rund 6.300 Barrel Öl (jeweils 159 Liter) aus, als nach heftigen Regenfällen und einem Erdrutsch in der Region Piedra Fina in der Provinz Napo eine Pipeline leck schlägt. Das austretende Öl kontaminiert die Vegetation in dem angrenzenden Regenwald. Ecuador verfügt über die drittgrößten Ölreserven in Südamerika und fördert pro Jahr rund 175 Millionen Barrel Öl. Wegen massiver Umweltschäden steht die Förderung im Amazonasgebiet stark in der Kritik.

Der Schrott-Öltanker „FSO Safer“ liegt seit Jahren vor der Küste Jemens.

Der Schrott-Öltanker „FSO Safer“ liegt seit Jahren vor der Küste Jemens.

Jemen, Februar 2022

Der schrottreife Tanker „FSO Safer“ liegt seit Jahren vor der Küste Jemens und droht auseinanderzubrechen. 2015 wurde der Tanker mit etwa 1,1 Million Barrel Rohöl an Bord von der Huthi-Kriegspartei in einem Akt der Piraterie besetzt, was die regelmäßigen Wartungen zum Erliegen brachte. Die UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, warnt vor einer humanitären, aber auch Umwelt- und Wirtschaftskatastrophe im Roten Meer durch Lecks sowie einer möglichen Explosion des Öltankers, sollte er nicht gewartet werden. Die Ökosysteme und damit die Existenzgrundlage der Menschen an der Küste könnten dadurch für Jahrzehnte zerstört werden.

Große Ölunfälle der Vergangenheit

Auch die Liste der zurückliegenden Ölpesten ist lang. Besonders massiv waren diese Ölkatastrophen:

Öltanker Exxon Valdez - Verölter Grauwal liegt tot am Strand im Prince William Sound, Alaska

Nach der Havarie des Öltankers Exxon Valdez liegt ein verölter Grauwal tot am Strand der Insel Latouche, Prince William Sound, Alaska.

Öltanker Exxon Valdez, Alaska

Der Öltanker Exxon Valdez lief 1989 vor Alaska auf Grund und löste damit eine Ölpest und eine der größten Umweltkatastrophen der Seefahrt aus. Rund 40.000 Tonnen traten aus und verschmutzten das Meer. Mehr als 2.000 Kilometer Küste wurden verseucht, hunderttausende Fische, Seevögel und andere Tiere starben als direkte Folge des Unglücks. Langfristig vergiften sich die dort lebenden Tiere schleichend über die Nahrungsaufnahme, da die Ölreste in der kalten Umgebung nur langsam abgebaut werden. Noch heute hat sich das Ökosystem nicht vollständig erholt.

Feuerwehrmannschaften kämpfen gegen die lodernden Überreste der Offshore-Bohrinsel Deepwater Horizon. Ein MH-65C Dolphin Rettungshubschrauber der Küstenwache und seine Besatzung dokumentieren das Feuer an Bord der mobilen Offshore-Bohreinheit Deepwater Horizon, während sie nach Überlebenden suchen. Mehrere Hubschrauber, Flugzeuge und Kutter der Küstenwache reagierten, um die 126-köpfige Besatzung der Deepwater Horizon zu retten.

US-Küstenwache reagiert auf Explosion von Deepwater Horizon

Deepwater Horizon, Golf von Mexiko

2010 ereignete sich auf der Bohrplattform “Deepwater Horizon” im Golf von Mexiko eine Explosion und es kam zu einem Blow Out. Weil das Leck am Meeresboden in 1.500 Meter Tiefe nicht geschlossen werden konnte, strömte 87 Tage lang Öl ins Meer und es bildete sich ein 10.000 Quadratkilometer großer Ölteppich. Insgesamt traten rund 800.000 Tonnen Öl aus und es starben unzählige Meerestiere, Würmer, Schnecken, Muscheln, Krebse, Seesterne, Seeigel, Fische, Schildkröten und Delphine und Wale. Forscher:innen schätzen, dass beispielsweise rund 600.000 Vögel starben. Die wirtschaftlichen Folgen für die Küstenbewohner:innen, etwa für Fischerei und Tourismus, waren katastrophal.

Ein Ölteppich in Westsibirien (Region Surgut) wird während einer Greenpeace-Untersuchungstour entdeckt.

Ölpest in Westsibirien

Ölkatastrophe in Westsibirien

Die Ölindustrie in Russland kontaminiert Jahr für Jahr mit über 4 Millionen Tonnen Öl die Umwelt. Das entspricht fünf Ölunfällen in der Größenordnung des Deepwater Horizon-Unglücks. Jedes Jahr ereignen sich 20.000 Unfälle – über 90 Prozent davon sind Pipelinebrüche und Pipeline-Leckagen aufgrund von Korrosionen und der extremen Temperaturen. Außerdem sind viele Anlagen  über dreißig Jahre alt und waren nie für eine so lange Nutzungsdauer bestimmt. Trotzdem werden sie nicht oder kaum gewartet. Ganze Landstriche, ganze Wälder stehen im Ölschlamm. Viele der Ölarbeiter:innen erkranken an Krebs. Die sibirischen Flüssen transportieren das austretende Öl ins Nordpolarmeer.

Greenpeace fordert Ausstieg aus fossilen Brennstoffen

„Nicht nur die enorme Zerstörung von Klima und Umwelt bei Ölkatastrophen zeigt, dass wir dringend das Ende der fossilen Brennstoffe beschließen müssen. Auch ohne Unfall sind die Emissionen der fossilen Brennstoffindustrie eine treibende Kraft der Klimakrise und befeuern die Erderhitzung”, erklärt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. Zur Zeit werden weltweit pro Jahr rund 4,6 Milliarden Tonnen Erdöl verbraucht. Dabei entstehen Emissionen von rund 12,2 Milliarden Tonnen CO2. „Unser Planet hat keine Zeit mehr. Die Zerstörung muss jetzt dringend aufhören, der Ausstieg aus der fossilen Brennstoffindustrie darf nicht länger hinausgezögert werden”, fordert Santen. „Denn in einer Welt mit fossilen Brennstoffen haben wir alle keine Zukunft mehr.”

Greenpeace-Aktive mit Banner auf einem Boot

Im Einsatz für den Umweltschutz

Wenn Tankerunglücke und Ölkatastrophen geschehen, ist Greenpeace zur Stelle. Wir betreiben Ursachenforschung und versuchen, Schlimmeres zu verhindern. Diese Einsätze werden - so wie die gesamte Arbeit von Greenpeace - nur durch Spenden von Privatpersonen finanziert. Bitte helfen auch Sie mit einer Spende oder als Fördermitglied!

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