Mittwoch, 16. März 2011 in Fulkushima
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Chronologie des Atomunfalls in Fukushima: Die Lage am 16. März 2011 – Der Brand in Reaktor 4 ist erloschen, doch die Gefahr der Kernschmelze bleibt. Die Strahlung ist gestiegen.
Timeline vom Mittwoch, den 16. März 2011
23:02 Uhr: Die Stromversorgung für das havarierte Atomkraftwerk Fukushima soll repariert werden. Man versuche, eine neue Stromleitung zu legen, so dass die Kühlung wieder in Betrieb genommen werden könne, so ein Sprecher des Kraftwerksbetreibers TEPCO. Ein vorheriger Versuch, die Stromversorgung zu reparieren, war an der hohen Strahlung auf dem Kraftwerksgelände gescheitert. (N-TV)
22:33 Uhr: EnBW nimmt die AKWs Neckarwestheim I und Philippsburg I noch heute Nacht vom Netz. Damit folge man den Anordnungen des Umweltministeriums, so die Ansage. Der Betriebszustand der Meiler sei nach dem Herunterfahren vergleichbar mit dem während einer Revision. Der Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim hat eine elektrische Leistung von 840 Megawatt und ist seit 1976 in Betrieb. Block I des Kraftwerks Philippsburg ist ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 926 Megawatt. Er ging 1979 ans Netz. (Spiegel)
22:30 Uhr: N-TV meldet mit Bezug auf den Fernsehsender NHK: Der Evakuierungsradius rund um das kritische Atomkraftwerk Fukushima 1 wird ausgeweitet. Weitere 28.000 Menschen müssen ihre Häuser aufgrund der Gefahr durch radioaktive Strahlung verlassen. Problem: Die Notunterkünfte seien größtenteils bereits überfüllt.
21:33 Uhr: Am Kraftwerk Fukushima 1 sind in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) Löschkanonen zum Kühlen der Brennstäbe in den beschädigten Reaktoren bereit. (dpa/Tagesschau)
20:52 Uhr: Gregory Jaczko, Chef der US-Atomsicherheitsbehörde glaubt, dass der Sicherheitsbehälter in Reaktor 4 beschädigt ist und sich kein Wasser mehr im Brennelementbecken befindet. Das bedeute eine hohe Strahlung.
20:11 Uhr: Japan hat bisher lediglich Gebiete im Umkreis von 20 Kilometern evakuiert. Die USA empfehlen, das Gebiet um das AKW Fukushima im Umkreis von 80 Kilometern zu verlassen. (N-24)
18:51 Uhr: RTL meldet, in der Umgebung von Fukushima sei bereits Trinkwasser gefunden worden, das mit radioaktivem Jod und Cäsium verseucht ist. Viele Menschen, die nicht mehr in ihren Häusern sein dürfen oder können, sind auf sauberes Wasser angewiesen.
18:04 Uhr: Die Pressestelle des Umweltministeriums Baden-Württemberg auf Nachfrage zum Moratorium: Es wird eine Formulierungshilfe des Bundes geben. Auf der Basis erstellen die Länder eine Weisung an die Betreiber; das soll zeitnah passieren. Die Reaktoren werden geordnet über mehrere Tage abgefahren. Da keine Notsituation besteht, gibt es keine Schnellabschaltung. Neckarwestheim hat angekündigt, bis zum Wochenende herunterzufahren. Die Umsetzung des Moratoriums per Weisung heißt aber auch: Die Betreiber fahren nicht freiwillig ab. Eine Weisung ist ein rechtlicher Schritt; dem müssen sie Folge leisten. Diesen können sie aber auch - nachträglich - gerichtlich prüfen lassen.
17:47 Uhr: Chef der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) Rudolf Wieland will am Donnerstag einen Fahrplan für die anstehenden Sicherheitschecks deutscher Atomkraftwerke festlegen. Er sagt im Spiegel-Interview: Es gibt Dinge, die über unsere bisherige Vorstellung hinausgehen. Und schränkt gleichzeitig ein: Wir können in drei Monaten keine Störfallanalysen mit Auswirkungen und Rechnungen machen. Wir müssen uns auf die wichtigsten Probleme konzentrieren.
17:45 Uhr: Die US-Streitkräfte stellen den japanischen Katastrophenschützern Hochdruck-Pumpen für die Kühlung der beschädigten Reaktoren zur Verfügung.
15:45 Uhr: Angesichts des drohenden Super-GAUs in Japan ist auch Venezuela von seinen Atomplänen abgerückt. Wie die Korrespondentin der der BBC, Sarah Grainger, berichtet, begründete Präsident Hugo Chavez diese Entscheidung mit dem Argument, das Erdbeben und der Tsunami in Japan hätten die Risiken und Gefahren der Atomkraft gezeigt - schreibt süddeutsche.de
15:25 Uhr: Süddeutsche.de berichtet: "Der Wind bläst derzeit die radioaktiven Partikel auf den Pazifik hinaus – und dennoch ist die Situation in Tokio angespannt. Die Straßen, die aus der Hauptstadt hinausführen, sind überfüllt. Und auch am Flughafen warten viele Menschen darauf, Japan zu verlassen." So habe ein BBC-Reporter am Airport viele ausländische Personen getroffen, die ihre Jobs gekündigt haben, um in ihre Heimat zurückzukehren.
13:30 Uhr: Laut Regierungssprecher Edano sei es unwahrscheinlich, dass im AKW Fukushima 1 die Hülle des Reaktors 3 schwere Schäden hat. (Quelle: Kyodo)
12:30 Uhr: tagesschau.de meldet: Der französische Präsident Sarkozy will angesichts der Katastrophe in Japan ein Sondertreffen der Energie- und Wirtschaftsminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) einberufen. Dabei solle über Möglichkeiten der künftigen Energieversorgung weltweit besprochen werden, sagte er.
12.20 Uhr: Diskussion über AKW auch in anderen Ländern:BBC meldet, dass auch China den AKW-Neubau überdenken und die Sicherheit alter AKW überprüfen will. Und laut spiegel.de will Spanien zusätzliche Sicherheitstests an seinen Atomkraftwerken durchführen lassen.
12.00 Uhr: Süddeutsche.de schreibt: "Nachdem der Kühlversuch durch Hubschrauber im Kernkraftwerk Fukushima-1 gescheitert ist, will die japanische Polizei einem Fernsehbericht zufolge versuchen, das Abklingbecken im Reaktorblock 4 mit Wasserwerfern zu kühlen. Das meldet die Agentur Reuters."
11.50 Uhr: Spiegel.de: "Weitere 28.000 Menschen sollen das Gelände um das Kernkraftwerk Fukushima I verlassen. Der Gouverneur der Präfektur sagte dem Fernsehsender NHK, das Land erlebe eine nukleare Katastrophe. Er rief die Japaner dazu auf, die Fliehenden zu unterstützen und aufzunehmen. Das Gebiet im Umkreis von 20 Kilometern soll weitgehend geräumt sein."
9:30 Uhr: Den Spezialist:innen in der Nuklearanlage in Fukushima Daiichi gelingt es trotz Wasserzufuhr nicht, die Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3 ausreichend zu kühlen. Ein Sprecher der japanischen Atomaufsichtsbehörde NISA (Nuclear and Industrial Safety Agency) sagte, nach Informationen der vergangenen Nacht lägen in den Einheiten die Kernbrennstäbe teilweise zur Hälfte frei.
Damit erhöht sich die Gefahr einer Beschädigung der Brennstäbe und einer Kernschmelze. Für den ebenfalls beschädigten Reaktor 4 lägen keine Daten vor. Nach Angaben des NISA-Mitarbeiters liegen die rund vier Meter langen Kernbrennstäbe im Druckbehälter des Reaktors 1 auf etwa 1,80 Länge frei. In Einheit 2 lägen die Brennstäbe auf 1,40 Meter, in Einheit 3 auf bis zu 2,30 Meter Länge frei.
Besonders gefährlich ist die Entwicklung in Reaktor drei. Dort betrifft die Kernschmelze plutoniumhaltige Brennstäbe. Sollte eine Kernschmelze zur Beschädigung des Reaktordruckbehälters führen und Plutonium entweichen, befürchten Experten eine massive Verseuchung und eine enorme Gefährdung der Bevölkerung durch das hochgiftige Spaltmaterial.
09:15 Uhr: Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat in Japan bereits vor mehr als zwei Jahren auf mögliche Probleme bei der Erdbebensicherheit seiner Atomkraftwerke hingewiesen. Die Anlagen seien starken Beben nicht gewachsen, wird ein IAEA-Experte in einer diplomatischen US-Depesche vom Dezember 2008 zitiert. Das berichtet die britische Zeitung Daily Telegraph unter Berufung auf die Enthüllungsplattform Wikileaks. (dpa)
08:17 Uhr: Die Beschwichtigungspolitik geht weiter, schreibt die SZ: Der Druck im Reaktorbehälter und im Reaktorkern des Blocks 2 seien gefallen, zitiert Reuters das Energieunternehmen TEPCO, das Fukushima 1 betreibt. Die Temperatur im Reaktor sei stabil. Weniger gut sei dagegen die Situation im Block 4. Auch sei die Temperatur in den Reaktoren 5 und 6 seit dem Morgen leicht gestiegen.
08:08 Uhr: Der Fernsehsender NHK berichtet, dass Soldat:innen sich vorbereiten, Wasser mit Hilfe von Hubschraubern auf den Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima abzuwerfen. Damit sollen die Brennstäbe gekühlt werden (n-tv).
07:43 Uhr: Vier in Japan eingesetzte Rettungskräfte aus Neuseeland und Australien wurden geringfügig radioaktiv verstrahlt. Das teilte Neuseelands Premierminister John Key mit. Es bestehe aber kein Gesundheitsrisiko für die Helfenden. Die Männer, die nach Verschütteten suchten, mussten bei einem Helikopterflug, etwa 40 Kilometer vom beschädigten AKW Fukushima 1 entfernt, unplanmäßig zwischenlanden (SZ).
05:35 Uhr: Reuters meldet, dass die Helfenden die Anlage wieder betreten durften, nachdem der Strahlenwert gesunken war. In die Reaktoren 1, 2 und 3 werde jetzt wieder Meerwasser gepumpt.
05:10 Uhr: Am Haupteingang zum AKW Fukushima 1 wurden laut japanischer Atombehörde zeitweise 10 Millisievert pro Stunde gemessen. Zum Vergleich: Die Jahresdosis für die Bevölkerung darf in Deutschland 1 mSv nicht übersteigen, für beruflich exponierte Personen liegt der Grenzwert bei 20 Millisievert pro Jahr.
04:02 Uhr: Nach dem Anstieg der Strahlenbelastung musste die Bewässerung der Reaktoren zur Kühlung der Brennstäbe vorerst eingestellt werden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano (Spiegel online, SZ). Die Evakuierungszone um die Anlage beträgt noch 30 Kilometer. Es gebe keine Pläne, sie auszuweiten, so Edano (ZDF heute.de)
03:45 Uhr: Die Lage in Fukushima 1 ist ausgesprochen unklar. Es gibt unterschiedliche Erklärungen für den weißen Rauch über der Anlage. Letzte Meldungen aus Japan sagen, dass die TEPCO-Leute sich nicht weit genug nähern können, um die Herkunft des Rauchs zu erkennen. Die Strahlung sei zu hoch - mehr als 2 Millisievert. Möglicherweise ist der Sicherheitsbehälter von Reaktor 3 (MOX) beschädigt. (Kyodo News).
02:45 Uhr: Fuji TV berichtet, dass weißer Rauch auch über dem Reaktor 3 des AKW Fukushima aufsteigt (SZ).
02:40 Uhr: Die Situation im schwer beschädigten AKW Fukushima bleibt unübersichtlich. Nachdem es zunächst hieß, das Feuer in Reaktor 4 sei erloschen, meldet ein japanischer TV-Sender etwas später, weißer Rauch steige von dort auf (Spiegel online). Auch Kyodo News meldet, nahe Fukushima 1 steige Rauch auf.
00.55 Uhr: Die Brennstäbe in zwei Reaktoren des AKW Fukushima sind nach Angaben des Betreibers TEPCO bereits erheblich beschädigt. In Reaktor 1 seien bereits rund 70 Prozent der Brennstäbe beschädigt, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch. In Reaktor 2 seien es etwa 33 Prozent.
00.36 Uhr: Laut AFP hat ein Sprecher der japanischen Atomaufsicht erklärt, dass der Brand in Reaktor 4 von selbst erloschen zu sein scheint.
0.30 Uhr: Der britische Sender Sky News meldet unter Berufung auf die japanische Regierung, die Rettungskräfte hätten das Feuer unter Kontrolle gebracht. Es seien weder Flammen noch Rauchentwicklung zu sehen.