Mittwoch, 30. März 2011 in Fukushima
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30. März 2011 in Fukushima: Das Greenpeace-Strahlenteam hat in Tokio erste Ergebnisse präsentiert und angekündigt, ihre Messungen in Fukushima zu vertiefen. Sie fordern die japanische Regierung auf, die Evakuierungszone auf 100 Kilometer auszuweiten. Vor allem Kinder und Schwangere seien gefährdet.
Verseuchung erfordert weitere Evakuierungen
Das Greenpeace-Team aus Strahlenexpert:innen hat in mehreren Ortschaften außerhalb der Evakuierungszone um Fukushima Strahlenwerte gefunden, die eine Erweiterung der Zone unbedingt erforderlich machen. Die maximale erlaubte Jahresdosis für die Bevölkerung - 1000 Mikrosievert pro Jahr - wird dort innerhalb weniger Stunden erreicht.
Strahlenschutzexperte Jan van de Putte berichtet: “In der Stadt Fukushima haben wir zwischen 1 und 5 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Aber es gibt bestimmte Punkte, an denen aufgrund geologischer Bedingungen eine höhere Radioaktivität auftritt: zwischen 5 und 6 Mikrosievert pro Stunde. In der Gegend um Tsushima, ca. 35 Kilometer von der Anlage, sind über 100 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden. In dieser Gegend leben nur wenige Menschen.”
Weiter im Norden haben wir in der Nähe von Reisfeldern zwischen 20 und 40 Mikrosievert gemessen. Noch weiter im Norden - in Iitate (7000 Einwohner:innen) waren es durchschnittlich 8 bis 10 Mikrosievert. Die Behördendaten für Iitate verzeichnen einen Höhepunkt der Strahlung am 15. März, vermutlich aufgrund einer radioaktiven Wolke. Nach dem 15. März nimmt die Radioaktivität ab auf 9 Mikrosievert. Zu dieser Zeit haben wir auch unsere Messungen gemacht.
Unsere Werte decken sich mit denen der japanischen Regierung. Dennoch unterlässt es die Regierung, die Menschen zu schützen, sie aus der Gefahrenzone zu bringen oder auch nur angemessen zu informieren. Die Regierung muss sofort tätig werden und zuerst Kinder und Schwangere aus dem Dorf Iitate evakuieren.
Derzeit ist ein Gebiet im Umkreis von 20 Kilometern um das havarierte Atomkraftwerk evakuiert. Im Umkreis von weiteren 10 Kilometern wurden die Menschen lediglich aufgefordert, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen. Doch die Strahlung hat längst auch Gebiete außerhalb dieser Zonen erreicht. Die Radioaktivität habe sich ungleichmäßig über das Land verteilt, daher sei eine konstante 20 Kilometer-Evakuierungszone unzureichend, stellt van de Putte fest.
Das Greenpeace-Team will noch in der gleichen Woche nach Fukushima zurückkehren. Bis Mitte April wollen sie detailliertere Untersuchungen vornehmen. “Wir werden Wasser, Milch und Essen testen. Und wir werden künftig auch die genauen Isotope feststellen - mit Hilfe eines portablen Gamma-Spektrometers, das wir in den letzten Jahren vielerorts benutzt haben.” Die Feststellung der Isotope ist wichtig, um das Krankheitsrisiko für die Menschen genauer einschätzen zu können.
Greenpeace-Energieexperte Hisayo Takada begrüßte die Ankündigung der japanischen Regierung, in Zukunft verstärkt auf Erneuerbare Energien zu setzen. “Wenn sie eine weitere Katastrophe wie in Fukushima verhindern will, sollte sie allerdings ihre Neubaupläne für neun Reaktoren bis 2020 sofort fallen lassen und stattdessen in Energieeffizienz und saubere Energie investieren.”
Timeline Mittwoch, 30. März 2011
17:21 Uhr: Die IAEA hat Japan jetzt auch (s.u.) die Evakuierung des Ortes Itate empfohlen.
Itate liegt etwa 40 Kilometer von den havarierten Meilern entfernt. Der IAEA-Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory sagte, dass nach erster Beurteilung, eine der IAEA-Kriterien für die Evakuierung überschritten worden sei.
Bundeskanzlerin Merkel hat derweil in einem Telefonat mit Ministerpräsident Naoto Kan umfassende Hilfe für Japan zugesichert.
16:48 Uhr: Vertreter:innen Japans haben sich bei der Welthandelsorganisation (WTO) über unberechtigte Handelsbeschränkungen als Folge des Atomunfalls beschwert. Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die angeblich radioaktiver Strahlung ausgesetzt sein könnten, sollte nicht überreagiert werden. Exportierte Waren würden bereits in Japan streng auf radioaktive Kontamination kontrolliert.
16:29 Uhr: Vier zusätzliche Pumpen werden zur Unterstützung der Kühlungsversuche von Deutschland nach Fukushima geschickt. Am Donnerstag soll das erste Gerät mit einem Großraumflugzeug nach Japan versandt werden.
Die Maschinen verfügen über 70 Meter lange Arme, mit denen Wasser von oben in die kaputten Reaktoren gepumpt werden kann. Mit den gleichen Pumpen ließen sich theoretisch auch Beton-Arbeiten erledigen.
15:14 Uhr: Die japanische Regierung plant, zur Eindämmung der radioaktiven Strahlung ein wasserlösliches Harz über die Trümmer von Fukushima 1 zu sprühen. Ein unbemanntes, ferngesteuertes Vehikel soll die Lösung über den Trümmern verteilen.
Ergänzung: Ziel der Maßnahme ist es, radioaktive Partikel an den Trümmern festzukleben und so zu verhindern, dass diese vom Wind weiter verteilt werden.
Derweil hat Betreiber Tepco bekannt gegeben, dass die Firma derzeit keinen Fahrplan habe, wie die Auswirkungen der nuklearen Katastrophe bewältigt werden könnten, da viele Faktoren noch unklar seien. (Kyodo/NHK)
13:27 Uhr: Über Fukushima 2 (Daini) war am Mittwochabend (Ortszeit) kurzzeitig Rauch aufgestiegen. Laut Kyodo sei der Rauch sei in der Nähe eines Energieverteilers im ersten Stock des Turbinengebäudes von Reaktor 1 entdeckt worden. Betreiber Tepco habe bei der örtlichen Feuerwehr angerufen. Das Kernkraftwerk Daini befindet sich 10 Kilometer vom havarierten Kraftwerk Fukushima 1 entfernt. (Kyodo)
12:48 Uhr: Regierungssprecher Yukio Edano hat am Mittwoch empfohlen, alle Reaktoren des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 (Daiichi) auszurangieren. Wie Kyodo berichtet, reagierte er damit auf die Angaben Tepcos, die Reaktoren eins bis vier sollten abgeschaltet werden, ob dies auch bei Reaktor fünf und sechs ebenfalls nötig sei, würde geprüft. (Kyodo)
12:36 Uhr: Die ersten der rund 1.300 evakuierten Einwohner von Futaba (Präfektur Fukushima) haben am Mittwoch ihre neuen Unterkünfte erreicht. Sie wurden per Bus zu einer geschlossenen Hochschule in Kazo (Präfektur Saitama, nördlich von Tokio) gefahren. Zuvor waren sie in einer behelfsmäßigen Notunterkunft in der Stadt Saitama untergebracht gewesen, welche jedoch am Donnerstag geschlossen werden soll. (Kyodo)
11:40 Uhr: Im Osten Russlands sind in der Luft Spuren von radioaktivem Jod-131 aus dem havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 nachgewiesen worden. Nach Auskunft der Behörden sei die Konzentration 100 mal niedriger als die für Menschen verträgliche tägliche Dosis.
11.21 Uhr: Die japanische Regierung überlegt, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken, um den Austritt von Radioaktivität aus dem schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima zu stoppen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo habe dies Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch bekannt gegeben. Er erläuterte nicht, um welches Gewebe es sich dabei handeln könnte.
10:42 Uhr: In Südkorea haben die Behörden in Lebensmitteln Spuren radioaktiven Jods und Cäsiums aus Japan entdeckt. Die Mengen lägen jedoch weit unter der zulässigen Höchstgrenze und seien für die menschliche Gesundheit unbedenklich.
09:17 Uhr: Der Präsident des des japanischen Atomkonzerns Tepco, Masataka Shimizu ist derzeit arbeitsunfähig. Wie Kyodo berichtet, sei er ins Krankenhaus eingeliefert worden. Shimzu war seit dem 13, März nicht mehr gesehen worden und es hatte in Japan Gerüchte gegeben, dass er sich wegen der Atomkatastrophe das Leben genommen habe oder ins Ausland geflohen sei. (dpa)
07:00 Uhr: Greenpeace Messungen haben ergeben, dass die Strahlenbelastung im 40 Kilometer entfernten Ort Itate (7000 Einwohner) bei durchschnittlich 8 bis 10 Mikrosievert liegen. Diese Werte decken sich mit denen der japanischen Regierung und sprechen für eine Ausweitung der Evakuierungszone. Vor allem schwangere Frauen und Kinder sollten das Gebiet verlassen.
In der Stadt Fukushima hat das Team zwischen 1 und 5 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Jedoch gebe es bestimmte Punkte, an denen aufgrund geologischer Bedingungen eine höhere Radioaktivität auftritt: zwischen 5 und 6 Mikrosievert pro Stunde. In der Gegend um Tsushima, ca. 35 Kilometer von der Anlage, sind über 100 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden. In dieser Gegend leben nur wenige Menschen.
04:49 Uhr: Wie Kyodo berichtet, sei das radioaktive Wasser in Reaktor 1 bis auf die Hälfte zurückgegangen.
04:12 Uhr: Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldet, sei im Pazifik eine sehr hohe Konzentration von radioaktivem Jod gemessen worden. Die Radioaktivität im Meerwasser vor dem havarierten Atomkraftwerk lag 3355-Mal über dem zulässigen Wert.