"I didn't choose the Piloti life, the Piloti life chose me!"
Gespräch mit vier Pilotis
Wenn wir Jaggies deutschlandweite Aktionen und Jaggios veranstalten, stehen uns immer Menschen zur Seite, die uns in allen Situationen helfen, aufpassen, dass die wenigen, aber wichtigen Regeln eingehalten werden und sich jede:r wohlfühlt. Doch wer sind diese wundervollen Menschen, genannt Pilotinnen und Piloten, eigentlich? Wir haben Zoë, Maxim, Jana und Nils ein bisschen über ihr Dasein als Piloti ausgequetscht :)
Was bedeutet es für euch, Piloti zu sein?
Piloti zu sein heißt für mich immer noch ein Teil der JAG-Welt zu sein, aber diesmal in anderer Rolle als als Jaggie oder FÖJler*in. Piloti zu sein heißt sich in einer kleinen JAG-Welt mit den anderen Pilot*innen, (Pierre) und Kai zu befinden.
Pilot zu sein heißt für mich, mit einer Gruppe super engagierter, tollen Jugendlichen in ein kleines Abenteuer abzuheben. Im Höhenflug des Abenteuers achte ich darauf, dass alle gut angeschnallt sind beim Aufleuchten der Gurtleuchte, das Rauchverbot auf den Toiletten beachtet wird und alle gut mit Erdnuss-Snacks versorgt sind. Anschließend bringe ich alle sicher zur Landung und schaue, dass alle sicher ihren Weg nach Hause finden:)
Pilotin zu sein bedeutet mir wirklich viel! Es ist großartig, mit den Jaggies zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie viel Tatendrang und wie viele Ideen sie haben. Pilotin zu sein gibt mir sehr viel Energie, weil es einfach so schön ist mitzuerleben, mit wie viel Herzblut und Entschlossenheit die Jaggies für Klima- und Umweltschutz einstehen. Da wünscht man sich fast, selbst noch einmal Jaggie zu sein. ;) Gleichzeitig ist es auch schön, wieder Teil von Greenpeace zu sein und auf diese Art die Klimagerechtigkeitsbewegung zu unterstützten.
Pilot bedeutet für mich in erster Linie auch Spaß zu haben. Das ist mir mit das Wichtigste. Ohne geht es nicht. :) Manchmal ist es natürlich nicht soo einfach und auch anstrengend, aber im großen und ganzen hat man echt eine tolle Zeit als Pilot.
Warum nennt man euch Piloten?
Manche Jaggies fanden den Begriff Betreuer zu uncool und haben angefangen uns Piloti zu nennen.
Weil wir, ein bisschen wie Pilot*innen in einem kleinen Flugzeug, ein bisschen über der Situation schweben und versuchen sie zu überblicken. Dabei sind wir aber gar nicht so sichtbar, die Jaggios und Aktionen macht ja ihr, nicht wir, und wir lenken nur manchmal ein, wenn ein Sturm kommt oder der Kurs des Flugzeugs verloren geht, sodass ein Risiko für die Sicherheit oder für Sorgen und Traurigkeit besteht. Beim Fliegen sind die Pilotis ja meistens auch nicht zu sehen, mensch weiß aber, dass sie da sind ☺
Wie und warum bist du Piloti geworden?
Ich war selber länger in der JAG Dortmund und es ist dann dazu gekommen, dass ich auch mein FÖJ im JAG-Bereich in Hamburg gemacht habe (ich habe Joni abgelöst) ☺ Während meines FÖJ war ich häufiger bei Jaggios und JAG-Aktionen dabei, und wollte das nach meinem FÖJ noch weiter machen.
Ich war früher selbst einige Jahre lang bei der Greenpeace Jugend in Köln aktiv, habe dort aber schließlich aufgehört und meine Kapazitäten eher in Fridays for future investiert. Es war tatsächlich eine gute Freundin, die mich gefragt hat, ob ich nicht mit ihr zusammen die Pilot*Innen-Schulung machen möchte. Und da ich meine eigene Zeit als Jaggie unglaublich prägend und positiv in Erinnerung habe, habe ich mich sehr kurzfristig dazu entschieden teilzunehmen. Spontan bin ich also noch zur Pilot*Innen-Schulung dazugekommen, die im Greenpeace-Lager in Hamburg stattgefunden hat. Meine Hauptmotivationen, Pilotin zu werden waren, dass ich total gerne junge Menschen in ihrer politischen Erfahrung begleiten möchte und das Gefühl habe, an dieser Stelle einen wirklich sinnvollen und wirksamen Beitrag zur Klimagerechtigkeitsbewegung leisten zu können. Außerdem macht sowohl die Arbeit mit den Jaggies als auch mit den Mitpilotis unglaublich großen Spaß! Es ist einfach eine tolle Gemeinschaft, in der ich mich sehr wohl fühle.
I didn't choose the Piloti life, the Piloti life chose me! Ich fand es zu schade die Greenpeace Jugend zu verlassen nur weil ich zu "erwachsen" bin, da ist Piloti sein, dass beste um weiter Teil dieser wunderbaren Welt zu sein.
Welche Aktionen sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Die erste Zugspitzenaktion. Da war ich zwar noch FÖJler*in und kein Piloti, aber der Aufwand und das Ergebnis waren schon Wahnsinn. Das Gespräch mit Söder und die Übergabe der Urnen und dann auch noch die Fotoaktion oben auf der Zugspitze.
Keine richtige Aktion, aber meine prägendste GP Jugend Erfahrung ist das Weihnachtstreffen 2017, als meine Greenpeace Freundschaften sich verfestigt haben, mit denen ich auch heute noch in sehr engen Kontakt stehe.
Ich bin noch nicht lange Pilotin, weshalb ich auch erst auf einem Jaggio, in Stuttgart, als Pilotin mit dabei war. Da dies die erste Aktion war, die ich als Pilotin mitbegleitet habe, ist sie mir natürlich noch deutlich in Erinnerung: Die Jaggies haben eine Art Straßentheater / Flashmob zum Thema Mobilitätswende in der Stuttgarter Innenstadt veranstaltet. Es hat mich sehr beeindruckt, dass sie sich trotz schlechtem Wetter und vielen Beleidigungen seitens der Passant*Innen nicht haben unterkriegen lassen. Insgesamt war die Aktion glaube ich sehr erfolgreich.
Da gibt es wirklich viele. Aber für mich war es auf jeden Fall die Aktion auf der Zugspitze. Da ich als Nordlicht kaum die Möglichkeit habe so einfach in die Berge zu kommen. Und natürlich die Aktionen im Wasser in den Trockenanzüge. Sei es in Hamburg, in der Alster, in Kiel in der Kieler Förde, oder in Berlin in der Spree.
Welche Situation auf einem Jaggio war bisher besonders lustig?
Ich finde generell die Situation sehr spannend, dass ich immer als Erste müde werde auf Jaggios. Wenn die Jaggies noch bis spät in die Nacht beisammensitzen können und aktiv sind, merke ich, wie ich langsam einschlafe... Jedes Mal war ich die Erste, die ins Bett gegangen ist. Jaggies haben definitiv zu viel Energie! ;)
Besonders lustig... Ich weiß grad gar nicht, alles ist schon so lang her. Wir haben mal im ganzen Lager versteckt gespielt, das war echt super lustig tatsächlich!
Ich würde sagen, das Kennenlernspiel beim Jaggio in Berlin bei der "Wir haben es satt Demo" war schon ziemlich witzig. :)
Uff, da gibt’s zu viele, die einfache Situationskomik waren. Beim Jaggio zur„Wir haben es satt“-Demo mit Johanne zu versuchen spontan 30 vegane Pizzen zu bestellen und die dann durch den Schnee zurück zu tragen. Oder als ich mit Joni in Hamburg versucht habe Nudeln mit Tomatensauce zu kochen und wir am Induktionsherd gescheitert sind. Oder als ich im Lager mal um vier Uhr nachts von einem anderen Piloten geweckt worden bin um Jungs aus dem Mädchen-Schlafraum zu holen und wir dann als Pilot*innen so wach waren, dass wir uns noch mit Schokolade den Rest der Nacht in den Flur gesetzt haben ☺
Wie wird mensch Piloti?
Pilotigeheimnis ;)
Wenn man sich bereit dafür fühlt, meldet man sich bei einem Piloti-Seminar an. Dort lernt man, wie man auch bei starken Turbulenzen allen eine gute Zeit ermöglicht.
Wenn mensch in ein gewisses Alter kommt und zu alt für die Jaggies wird. Dann muss mensch sich nur noch ganz lieb bei Kai (dem Jugend-Kampaigner von Greenpeace) melden und sich vorstellen. Natürlich gehen dann auch gewisse Voraussetzungen damit ein her. Z.B. dass man ein Führungszeugnis vorlegen muss und ein erste Hilfe Kurs belegen muss.
Eigentlich ist die Regel die, dass man selbst Teil einer JAG gewesen sein sollte, um Pilot*In werden zu können. Der Grund dafür ist, dass Pilot*Innen und Jaggies auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Verständnis füreinander zusammenarbeiten müssen. Aufgrund von Corona wurde diese Regel in den letzten Jahren aber aufgelockert. Normalerweise wirst du von dem Jugendteam der erwachsenen Greenpeacler angesprochen und gefragt, ob du Pilot*In werden möchtest, oder du äußerst selbst den Wunsch, Pilot*In zu werden. Dann nimmst du an einem mehrtägigen, intensiven Seminar teil, in dem du die Grundlagen der Jugendarbeit lernst und ein Zertifikat erhältst. Du musst noch einen Erste-Hilfe-Kurs belegen und schon bist du Pilot*In! Auf der Schulung merkt man dann auch schnell, dass das Dasein als Pilot*In auch mit sehr viel Verantwortung einhergeht. Insgesamt fühle ich mich aber ziemlich gut vorbereitet und unterstützt dabei, in die Aufgabe der Pilotin hineinzuwachsen.
Was wünscht du dir für die Jaggies bzw. was willst du ihnen mitgeben?
Ich hoffe, dass es noch viele JAG-Generationen gibt, und, dass ihr bevor ihr die JAGs verlasst der nächsten Generation noch ein paar Dinge mitgeben könnt. Und, dass viele von euch dann Pilotis werden – dann gehen wir nämlich irgendwann in Rente ☺
Dass sie hoffentlich auch in naher Zukunft den Schritt hin, zu einem Pilot gehen und der Greenpeace Welt treu bleiben :)
Wenn ich die Jaggies dieser Generation sehe, dann bin ich sehr überzeugt davon, die Klimagerechtigkeitsbewegung heute und in Zukunft in guten Händen zu wissen. Ich möchte den Jaggies gerne das mitgeben, was ich allen Menschen mitgeben möchte, die sich für die Zukunft und für die Gesellschaft einsetzen: Bleibt dran, auch wenn der Kampf manchmal so aussieht, als sei er nicht zu gewinnen. Achtet aber auch gleichzeitig auf eure mentale Gesundheit – es kann manchmal verdammt viel sein, die Umweltprobleme der Welt auf den eigenen Schultern zu tragen. Ihr seid nicht allein und dürft euch auch mal zurücklehnen. Veränderung ist ein Marathon und kein Sprint, Erfolge werden auch immer von Misserfolgen begleitet werden. Trotzdem ist das, was ihr macht, unglaublich wichtig und unersetzbar. Danke für den Einsatz! Und vor allem: Habt Spaß bei eurer politischen Arbeit! Was ihr gemeinsam auf die Beine stellt, ist verdammt krass!
Ich wünsche den Jaggies, dass sie ganz viel Spaß bei ihren Aktionen haben, tolle Freundschaften schließen, immer rücksichtsvoll und entgegenkommend miteinander umgehen. Und natürlich, dass ihre politischen Forderungen erhört und umgesetzt werden!!
Artikel von Mathi, Amelie und Maika