Jetzt spenden

Mobilität 2050 - wo stehen wir heute?

JAG Utopie Mobilität

Mobilität ist häufig das Thema, bei dem alle ansetzen wollen und über das im Moment viel diskutiert und beratschlagt wird. Aber passiert ist – sowohl weltweit als auch in Deutschland – bisher eher wenig. Die Luftverschmutzungen im Bereich Verkehr sind seit 1990 nicht gesunken. Die umweltschädlichen Subventionen beliefen sich in Deutschland im Jahr 2018 auf über 65 Milliarden. Der Großteil davon ist für den Verkehr.1

Dabei ist Mobilität so viel mehr als nur, wie man von einem Ort zum anderen kommt. Es geht vielmehr um die Frage: Wie nehme ich am Leben teil?

Gerade in Deutschland ist vor allem das Auto immer noch ein großer Punkt, der so schnell nicht aus den Köpfen der Deutschen verschwinden wird. Das sieht man beispielsweise an einem der wohl größten Streitthemen der vergangenen Jahre: dem Tempolimit. Während es in allen anderen europäischen Ländern inzwischen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt, hat Deutschland es immer noch nicht geschafft, sich darauf festzulegen. Dabei wäre es so wichtig und nicht nur sicherer für Autofahrer*innen und andere Verkehrsteilnehmer*innen, sondern auch besser für das Klima. Ein Tempolimit von 120 km/h würde etwa 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.2

Und zum Thema andere Verkehrsteilnehmer*innen: Seit dem Jahr 1950 werden Städte so konzipiert und gebaut, dass sie perfekt auf Autos abgestimmt sind. Andere Verkehrsteilnehmer*innen wie Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen wiederum haben dadurch häufig Nachteile wie etwa zu schmale oder gar keine (sicheren) Wege.
Dabei gibt es so viele Städte und Länder, die uns bereits vormachen, wie es aussehen kann. Sogar in Deutschland gibt es autofreie Inseln wie etwa Langeoog und Juist.
Doch auch, wenn nicht die ganzen Städte, sondern nur Teile der Stadt autofrei sind, bringt das schon eine ganze Menge. Das beweisen zum Beispiel die Superblocks in Madrid oder Barcelona und die „Kiezblöcke“ in Berlin. Das sind Viertel ohne Durchgangsverkehr und mit vielen Grünanlagen und Fassadenbegrünungen. Sie sind ein positives Beispiel und zeigen, wie es gehen kann. Denn dadurch wurden auch die nachbarschaftlichen Beziehungen besser (Thema Wohnen), weil das Miteinander und die Begegnung untereinander einfacher sind.3

Ein anderes Beispiel, wie sich schnell und gut etwas ändern kann, ist Paris. Innerhalb weniger Jahre bildete sich dort insbesondere eine gute Fahrradinfrastruktur. Aber auch extra Busspuren und breitere Fußwege erleichterten und entspannten den Verkehr unmittelbar. In der Stadt gilt zudem, mit einigen wenigen Ausnahmen, ein Tempolimit von 30 km/h. Das alles setzte die Pariser Bürgermeisterin innerhalb weniger Jahre durch und plant für die Zukunft, die Autos gänzlich aus der Innenstadt zu verbannen.4

In Deutschland sieht es im Gegensatz dazu eher so aus, als würde auch in den kommenden Jahren eher ins Auto als in andere Verkehrsarten investiert. Seit 1994 wurden 145-mal mehr Straßenkilometer gebaut als Schienen. Dabei sind es doch gerade Bahn & ÖPNV, mit dem wir in Zukunft vor allem weitere Strecken zurücklegen sollten.

Was es dafür braucht, ist ein gutes und zuverlässiges Bus- und Bahnnetz, barrierefreie Zugänge und bezahlbare Tickets. Das 9€-Ticket war ein guter Anfang und hat gezeigt, dass der Wille, auf den ÖPNV umzusteigen, bei vielen Menschen vorhanden ist.
Stattdessen gibt es ab Mai 2023 das 49€-Ticket, mit dem man in ganz Deutschland Regionalzüge benutzen kann. Problem daran: Die 49€ lohnen sich finanziell nur für diejenigen, die eh schon mit dem ÖPNV unterwegs sind oder ihr Auto ganz abschaffen, nicht aber, wenn man stattdessen ein bisschen weniger Autofahren will. Für einen Umstieg weg vom Auto würden sich eher 29€ anbieten. Dann wäre es auch günstiger das Auto hin und wieder durch den ÖPNV zu ersetzen und so neue Gewohnheiten zu entwickeln.


Und insbesondere für die Menschen, die sich normale Tickets nicht immer leisten können, sind 49€ immer noch eine Menge Geld. Und auch im erhöhten Bürgergeld sind lediglich 45€ für Mobilität vorgesehen, womit neben dem Ticket auch noch andere Dinge bezahlt werden müssen.
Stattdessen brauchen wir endlich ein (bundesweites) Sozialticket, das auch Menschen, die wenig Geld haben, ermöglicht, am Leben teilzunehmen und entspannt von A nach B zu kommen.
In Luxemburg ist der ÖPNV seit drei Jahren sogar komplett kostenlos, was erstaunlich gut funktioniert, aber natürlich einiges voraussetzt.

Es ist insbesondere der Wille zum Umdenken und Handeln, der uns in Deutschland im Moment noch fehlt. Die Bereitschaft, neue Prioritäten im Bereich Mobilität zu setzen und in die Bus- und Bahnstruktur zu investieren. Es wird dauern, bis das Bahnnetz ausreichend ausgebaut ist, aber wenn man nicht anfängt, kann sich auch nichts verändern.
Was jetzt getan werden kann ist, dass der Raum in Städten umverteilt wird und ein Umstieg vom Auto weg erleichtert wird. Außerdem sollten klimaschädliche Subventionen abgeschafft und keine neuen Fernstraßen gebaut werden.

#aussteigen Demonstration and Bike Ride in Frankfurt am Main

Verstopfte Straßen, stinkende Abgase, immer weiter steigende Ticketpreise - Zeit für eine echte Verkehrswende!

Lies mehr