Landwirtschaft in 2050 - wo stehen wir heute?
Versorgung und insbesondere Ernährung sind Themenbereiche, für die wir alle etwas tun können. Hier ist den letzten Jahren einiges passiert. Wir haben mit unserem Agrarwendeteam gesprochen und einige Erfolge der letzten Jahre aufgezeigt bekommen.(1)
Gerade bei der Ernährung hat sich einiges getan. Der Anteil der Vegetarier und Flexitarier, also der Menschen, die wenig oder gar kein Fleisch essen, ist von 6,1 Millionen Deutschen im Jahr 2019 auf 7,9 Millionen im Jahr 2022 gestiegen. Das sind etwa 10% der Bevölkerung. (2) Ein Großteil von ihnen ist zwischen 20 und 39 Jahre alt. Auch in den jüngeren Generationen ist der Anteil von Vegetariern größer als in älteren.
Grund für die Reduzierung des Fleischkonsums kann unter anderem die Pandemie gewesen sein. In der Zeit sind weniger Menschen ausgegangen und haben somit weniger Fleisch gegessen. Und auch die steigenden Preise haben vor der Fleischindustrie natürlich keinen Halt gemacht.
Gleichzeitig wurden 2021 62% mehr vegetarische und vegane Lebensmittelzubereitungen in Deutschland produziert als 2019.(3) Die Produktion dieser Alternativen verbraucht ein Vielfaches weniger an Emissionen als die Produktion der gleichen Menge Fleisch.(4)
Das ist zwar erstmal eine gute Entwicklung. Es reicht aber noch lange nicht aus, um wirklich etwas für den Klimaschutz zu bewirken. Und nur weil der Fleischkonsum pro Person abgenommen hat, heißt das noch lange nicht, dass es den Tieren, die für die Lebensmittelindustrie gehalten werden, wirklich besser geht.
Aber auch in diesem Bereich wurden erste Erfolge erzielt: 2019 wurde die freiwillige Haltungskennzeichnung eingeführt. Sie soll die Käufer:innen darüber aufklären, unter welchen Umständen die Tiere gehalten werden. Die Kennzeichnung allein reicht jedoch nicht aus. Denn ein Großteil des Fleisches stammt noch immer aus den Haltungsformen 1 und 2, bei denen die Tiere ausschließlich in Ställen gehalten werden. Zwar haben fast alle großen Händler inzwischen zugesagt, langfristig kein Frischfleisch der Haltungsformen 1 und 2 mehr verkaufen zu wollen. Doch wirklich verändert hat sich das Angebot seither nicht. Einfach so aussteigen ist nun mal auch nicht möglich…
In deutschen Betrieben gehen die Tierzahlen zwar zurück. Doch auch das ist nicht immer so gut, wie es im ersten Moment klingt. Denn trotz der sinkenden Tierzahlen erwartet man den gleichen „Ertrag“. Das heisst: Die Tiere, insbesondere Milchkühe, werden weiter gezüchtet, sodass der (Milch-) Ertrag pro Tier steigt. Eine Ausbeutung, die sich schlecht auf die Gesundheit der Tiere auswirkt.
Gleichzeitig spielen Export und Import gerade in der Fleischindustrie eine enorme Rolle. Deutschland zählt zu den wichtigsten Importeuren und Exporteuren von Fleisch weltweit. Das heißt, es kommen zum einen Tiererzeugnisse aus anderen Ländern, in denen die Haltungsbedingungen nicht so gut nachvollziehbar und teilweise weitaus schlechter als hierzulande sind. Zum anderen verdient die Fleischindustrie daran, Erzeugnisse, insbesondere solche, die in Deutschland nicht gerne gegessen werden, ins Ausland zu verkaufen. So landet fast die Hälfte des hier produzierten Fleisches wo anders.
Ein weiterer Punkt, der sich in den letzten Jahren eher zum Schlechten hin geändert hat, ist der Anteil von Kühen in Weidehaltung. 2010 hatten immerhin 42% der Rinder in Deutschland Zugang zur Weide, während es zehn Jahre später nur noch 31% waren. Dabei sind Rinder sehr bewegungs- und lauffreudige Tiere, die in einem Stall oder gar in Boxen- oder Anbindehaltung nicht artgerecht gehalten werden können.
Gerade was die Tierhaltung betrifft, muss noch viel verändert werden. Dennoch ist in den letzten Jahren einiges passiert. Besonders der wachsende Anteil an vegetarisch und vegan lebenden Menschen macht Hoffnung auf ein Umdenken in unserem Umgang mit Verbrauchsgütern und Lebensmitteln.
Und nicht nur im Bereich Ernährung, auch beim Thema Verpackungsmüll und im Umgang mit Verbrauchsgütern hat sich etwas getan. Beispielsweise gilt seit Januar 2023 das Verpackungsgesetz. Das verpflichtet gastronomische Betriebe dazu, neben Wegwerfverpackungen auch Mehrweg-Lösungen anzubieten. Die dürfen außerdem nicht teurer als die Einwegvariante sein.
Das funktioniert bisher allerdings eher mittelmäßig. Greenpeace Recherchen belegen, dass gut die Hälfte der Gastronomiebetriebe sich nicht an die neuen Vorschriften hält. Außerdem verbietet das Gesetz die Einwegvariante nicht, sondern schreibt lediglich vor, dass es eine Alternative geben muss.
Und auch in der Lebensmittelverschwendung gibt es Ansätze, die es möglich machen, Lebensmittel auf legale Weise vor dem Wegschmeißen zu retten. Dennoch landen jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Nahrungsmittel im Müll. Die Hälfte davon jedoch, das muss man fairerweise dazusagen, in privaten Haushalten. Doch auch der Handel ist mit etwa 7% beteiligt.(5)
Insgesamt kann man also sagen, dass es in den letzten Jahren einige gute Ansätze gab. Die Umsetzung ist aber durchaus noch ausbaufähig.