Energieversorgung in 2050 - wo stehen wir heute?
Die Energiewende, von der so viele Menschen sprechen, sollte endlich umgesetzt werden. Das ist unsere Forderung, sowohl im Hinblick auf die Utopie, als auch insgesamt.
„Wir haben schon einiges erreicht“, heißt es auf der Webseite von Greenpeace Deutschland. Aber einiges ist eben nicht alles. Und erreicht heißt leider auch nicht immer beendet.
Was es vor allem braucht, ist einen Ausstieg aus allen fossilen Energiegewinnungen. Also ein Ende vom Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Wenn wir das erreichen, heißt das automatisch, dass Strom und Wärme dann komplett aus erneuerbaren Energien kommen.
Ein großer Erfolg, den Deutschland Mitte April 2023 feiern konnte, war der endgültige Ausstieg aus der Atomenergie. In der Nacht vom 15.04. wurden die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Endlich. Eigentlich sollte das schon Ende 2022 passieren, aber durch den Angriffskrieg in der Ukraine und die darauf folgende Energiekrise verschob sich das Ende der Atomkraftwerke.
Auch auf die Gasversorgung hatte der russische Angriffskrieg enorme Auswirkungen und hat abermals gezeigt, wie sehr die Regierung an diesem fossilen Brennstoff festhält. Als Russland uns den Gashahn zudrehte, setzte die Bundesregierung auf den Ausbau des Imports von Flüssiggas aus anderen Ländern. Sie schafft also neue Abhängigkeiten, anstatt das als Mahnung zu sehen, die zeigt, wie viele Risiken die Energiebeschaffung durch Öl und Gas birgt, abgesehen von den klimaschädlichen Folgen. Wenn Pipelines und andere Lieferwege jetzt weiter ausgebaut werden, ketten wir uns weiter an diese Energiequellen und bremsen die Energiewende damit enorm aus. Stattdessen sollte ein Gasausstieg bis 2035 beschlossen werden.
Neben dem Import ist auch die Erschließung neuer Erdgasfelder sowohl in Deutschland als auch im Ausland ein großes Problem und eine Bedrohung für uns Menschen sowie unsere Umwelt. Ganz aktuell ist ein Fall, bei dem rund 20km vor der Nordseeinsel Borkum ein neues Erdgasfeld erschlossen werden soll. In unmittelbarer Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und mehreren Naturschutzgebieten soll die Produktionsplattform errichtet werden. Und das noch dieses Jahr, sodass dort ab Ende 2024 Gas gefördert werden kann. Zwar soll das Projekt des niederländischen Unternehmens ONE-Days auf niederländischer Seite passieren, aber dennoch musste der niedersächsische Landtag zustimmen, was er nach Beginn des Krieges auch tat.
Am 25. April erzielten wir in diesem Projekt zumindest einen Teilerfolg. Die Bohrungen mussten auf Anweisungen der Rechtsbank Den Haag unterbrochen worden. Die Plattform kann also nicht, wie geplant, im Mai vor Borkum platziert werden. Dennoch ist es eine ernstzunehmende Bedrohung, die wieder einmal zeigt, wie sehr die Regierung an den altbewährten Energieträgern festhält. Und das, obwohl Erdgas extrem klimaschädlich ist. Es besteht hauptsächlich aus Methan, einem Gas, das dem Klima sehr viel mehr schadet als CO2. Es tritt häufig aus undichten Stellen bei Bohrungen oder dem Transport aus und gelangt so in die Atmosphäre. Und selbst wenn es ohne Lecks transportiert werden kann, wird es dann zur Energiegewinnung verbrannt, was Unmengen CO2 produziert.
Ähnlich ist es bei Erdöl, dessen Verbrennung Unmengen CO2 und Methan in die Atmosphäre bringt. Neben Plastik und anderen Kunststoffen ist die häufigste Nutzung von Erdöl auch weiterhin das Beheizen oder das Nutzen als Kraftstoff. Zwar wurde 2021 die CO2-Steuer eingeführt, durch die man für Gas- und Ölheizungen mehr bezahlen muss, aber diese Abgaben sind minimal. Der steigende Ölpreis lohnt sich für die Konzerne selbst natürlich umso mehr.
Ein großes Problem sind auch beim Öl die Plattformen. Weltweit gibt es mehr als 12.000 Öl- und Gasplattformen im Meer. Durch neuere Technologien können immer mehr Ölquellen erschlossen werden. Inzwischen ist es möglich, bis in die Tiefsee zu bohren, fast 7000 Meter tief. Und auch vor der Arktis machen Ölunternehmen keinen Halt. Das Problem: Durch die Bohrungen werden Ökosysteme zerstört, Unfälle, bei denen Öl austritt, haben verheerende Folgen. Außerdem ist die Arbeit auf den Plattformen gefährlich, fast täglich kommt es zu Unfällen, eine enorme Gefahr für das Ökosystem Meer.
Auch hier wäre ein zeitnaher Ölausstieg die einzige Möglichkeit, die Gefahren zu verringern und die Zerstörung der Meere zu beenden. Mit einer zusätzlichen Bedingung: Ausgediente und stillgelegte Plattformen dürfen nicht im Meer verbleiben, denn auch sie bergen Gefahren.
Das Thema, das in den vergangenen Monaten besonders viel mediale Aufmerksamkeit bekommen hat, ist der Kohleausstieg. Der Hambacher Forst und Lützerath sind wohl den meisten ein Begriff. Und insbesondere der Fall Lützerath zeigt wiedermal, wie begehrt die Braunkohle in Deutschland weiterhin ist, und wie wenig es ausmacht, dass der Kohleausstieg bis 2035 bereits beschlossen ist. Der Energiekonzern RWE erweitert sein Abbaugebiet trotzdem, obwohl sogar bewiesen wurde, dass all die Kohle, die unter dem zuletzt abgebaggerten Dorf Lützerath liegt, niemals bis zum Kohleausstieg abgebaut werden kann.
Deutschland verbrennt so viel Braunkohle wie kein anderes Land, fast 13% der kompletten CO2-Emissionen stammten 2022 aus Braunkohlekraftwerken. Es ist die klimaschädlichste Art der Stromgewinnung, aber dennoch tut die Politik nichts und der Kohleabbau geht munter weiter.
Wie man sieht, gibt es in allen drei Sektoren, Gas, Öl und Kohle, bisher kaum Veränderungen, geschweige denn Verbesserungen. Alles wird weiter gefördert und verbrannt, ganz gleich, dass allen bewusst ist, wie klimaschädlich das ist.
Was wir brauchen, ist einen kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien. So bald wie möglich. Das 1,5 Grad Ziel kann nicht eingehalten werden, wenn weiter so viel verfeuert wird wie im Moment.
Wind, Sonne, Erdwärme und Wasserkraft. Das sind die Energieformen der Zukunft. Sie sind unendlich, können nicht verbraucht werden, und es gibt sie so oder so. Man muss sie nicht aufwendig aus dem Meeresgrund bohren oder ganze Landstriche dafür zerstören. Stattdessen muss man nur wissen, wie man sie einfangen und nutzen kann.
Neben Solaranlagen und Windrädern kann man auch die Kräfte des Wassers nutzen, ebenso wie Geothermie und Biogas aus Abfällen. Wichtig ist vor allem die Vielschichtigkeit und Kombination mehrerer Energiequellen. Solarenergie allein ist schlecht, wenn es dunkel wird, Windenergie gewinnt man nur, wenn es windig ist, usw.
2022 wurde bereits knapp die Hälfte des Stroms von erneuerbaren Energien erzeugt, ein Großteil davon kam aus der Windenergie. Sie ist der am schnellsten wachsende Energiesektor und treibt die Stromwende voran.
Auch die Sonne wird bereits vielerorts genutzt, und das sogar in zweierlei Hinsicht. Neben Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenenergie in Strom umwandeln, gibt es auch immer mehr Solarthermieanlagen. Hierbei wird die Sonnenenergie dafür genutzt, um Wasser zu erwärmen und damit beispielsweise zu heizen oder zu duschen.
Die Doppelnutzung der Flächen, auf denen Solarpanele stehen, wird immer häufiger. Immer mehr Bauern, insbesondere in Süddeutschland, bauen ihr Gemüse und Obst unter Solaranlagen an oder lassen ihre Schafe darunter weiden. Auch die Überdachung von Parkplätzen mit Solaranlagen sieht man immer häufiger. In manchen Regionen wird die private Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen inzwischen bezuschusst, auch kleinere „Balkonkraftwerke“ werden in einigen Bundesländern, etwa Berlin und Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Diese Zahlungen sind jedoch von Kommune zu Kommune und in jedem Bundesland unterschiedlich, anstatt bundesweit einheitlich.
Ein großes Problem ist jedoch, dass man im Moment überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen muss. Anstatt den Strom für wolkige Tage oder nachts zu speichern, muss man ihn also abgeben, sobald der – zumeist sehr geringe und bei weitem nicht ausreichende – Batteriespeicher gefüllt ist.
Allerdings werden die Speichermöglichkeiten immer besser, sodass man schon bald komplett autarke Stromversorgungen umsetzen könnte.
Bis sich die erneuerbaren Energien jedoch wirklich durchsetzen, liegt noch ein langer Weg vor uns. Allen voran sollte endlich beschlossen werden, wann Schluss ist mit Gas, Öl und Kohle. Es liegt also im Moment vor allem in den Händen der Politik.