Greenpeace-Jahresbericht 2014
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Das grenzüberschreitende Engagement gegen Kohlestrom mache Mut, sagt Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens im Jahresbericht 2014: So beteiligten sich im August des vergangenen Jahres 7500 Menschen aus ganz Europa an einer Demonstration in der Lausitz gegen klimaschädliche Braunkohleverstromung. Erfolge gibt es auch bei der Entgiftung von Kleidungsstücken und beim Waldschutz zu berichten. Dabei erweist sich immer wieder, dass die internationale Zusammenarbeit der Länderbüros, etwa bei der Detox-Kampagne oder zum Schutz der Arktis, das Rückgrat von Greenpeace ist.
Die Kohle ist und bleibt Sorgenkind für den Umweltschutz, so der Bericht – weltweit, aber besonders in Deutschland. Denn der Widerspruch ist augenfällig: Obwohl Deutschland den Begriff Energiewende geprägt hat, verbrennen die Energiekonzerne hierzulande mehr Braunkohle als in irgendeinem anderen Land der Erde – ein beschämender Weltmeistertitel. Dabei zeigt Greenpeace in Energiekonzepten, dass eine Energiewende mit 100 Prozent Erneuerbaren bis 2050 möglich ist. Aus der Braunkohle kann Deutschland schon 2030 aussteigen.
Erfolge bei der Entgiftung, in Deutschland und weltweit
Neben der Kampagnenarbeit zur Energiewende engagierte sich Greenpeace Deutschland 2014 stark in internationalen Kampagnen wie Detox, mit der die Giftfracht bei der Produktion von Kleidung massiv reduziert werden soll. Denn in den Herstellungsländern vor allem in Asien belasten die Chemikalien die Gewässer und gefährden damit die Bevölkerung. In Deutschland sollten derzeit vor allem die Sportartikelhersteller handeln. Adidas verpflichtete sich bereits 2011 zur Entgiftung, seitdem ist allerdings zu wenig passiert, wie ein Folgetest von Greenpeace ergab. Der Konzern reagierte und hat sich zu einem konkreten Ausstiegsplan für Textilgifte verpflichtet: 2017 sollen 99 Prozent aller Adidas-Produkte frei davon sein, ab 2020 alle. Außerdem haben Tchibo, Lidl, Rewe und Aldi jeweils Detox-Pläne zugesichert.
Insgesamt haben weltweit 31 Unternehmen mit Greenpeace eine saubere Produktion vereinbart. Die schwedische Modekette H&M stellt seine Kleidung mittlerweile ohne PFC her. Das sind umwelt- und gesundheitsgefährdende per- und polyfluorierte Chemikalien, die vor allem bei wasser- und schmutzabweisenden Outdoortextilien Verwendung finden. Das spanische Label Zara belegt mit Abwasserdaten von rund 100 Fabriken seine führende Rolle beim Wasserschutz. Dabei steht bei der erfolgreichen Entgiftung unbedingt auch der Verbraucher in der Pflicht: Bewusster Konsum und der Einkauf von Second-Hand-Textilien entlasten die Umwelt.
Sechs Millionen Unterschriften für die Arktis
Der Schutz der Arktis beschäftigte Greenpeace auch 2014 – umso mehr nach der brutalen Festnahme von 28 Aktivisten und zwei Journalisten durch russische Sicherheitskräfte bei einem friedlichen Protest gegen eine Ölplattform des Gazprom-Konzerns im Vorjahr. Am 1. Mai erreichte das erste Arktis-Öl aus dem offenen Meer den europäischen Kontinent – im Zielhafen Rotterdam protestierten zahlreiche Greenpeace-Aktivisten. Im September übergab Greenpeace-Geschäftsführer Kumi Naidoo sechs Millionen Unterschriften für mehr Arktisschutz an den UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon.
Mit der hartnäckigen Forderung an Procter & Gamble, für Produkte wie Shampoo, Rasierschaum oder Waschmittel kein Palmöl aus Regenwaldzerstörung zu benutzen, erzielten Greenpeace und fast 400.000 Unterstützer einen wichtigen Fortschritt. Nach mehreren Wochen Protesten auch in Deutschland unterschrieb der Konzern eine ambitionierte Verpflichtung zum Waldschutz. Palmölplantagen etwa in Indonesien bedrohen durch Brandrodungen den Lebensraum von Orang-Utan, Sumatra-Tiger und Java-Nashorn. Des Weiteren verschärfen die dabei entstehenden CO2-Mengen erheblich den Klimawandel.
Weitere Aktionen 2014 waren: Deutsche Greenpeace-Aktivisten organisierten eine Informationstour der „Beluga II“ gegen Atomkraft und protestierten gegen Gentechnik im Hühnerfutter. Mit einem Anti-Kohle-Camp im Hof der Berliner Zentrale der Partei Die Linke forderten sie einen glaubwürdigen Einsatz zum Schutz des Klimas. Die Linke spricht sich zwar bundesweit gegen Braunkohleförderung aus, nutzt ihre Regierungsverantwortung in Brandenburg aber nicht, um weitere Tagebaue zu verhindern.
Spenden bleiben stabil
589.019 Förderer haben mit ihren Spenden die Arbeit von Greenpeace im Jahr 2014 möglich gemacht. Damit hat ihre Zahl fast den Höchststand aus dem Vorjahr erreicht (591.629). Die Spenden an Greenpeace e.V. blieben 2014 mit 52,5 Millionen Euro stabil (2013: 52,5). Die tragende Säule sind jährliche Spenden bis zu 100 Euro: Die Summe daraus beläuft sich 2014 auf 39 Millionen Euro.
Genau null Prozent der Spenden kommen aus Industriesponsoring und staatlicher Förderung. Das bleibt auch so: Effektive Umweltschutzarbeit muss unabhängig sein. Die Ausgaben für Kampagnen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Millionen auf 50,9 Millionen Euro.