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Anike Peters
Sylvia Pritsch / Greenpeace

Interview mit Greenpeace-Klimaexpertin Anike Peters

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Online-Redaktion: Wäre die Welt eine Bank, hättet Ihr sie längst gerettet! steht auf Bannern, mit denen ihr in der Öffentlichkeit auftretet. Wer ist Ihr?

Anike Peters: Ihr, das ist ganz klar die Politik, die Entscheidungsträger - allen voran Kanzlerin Merkel. Es geht darum, dass jetzt die Weichen gestellt werden für die Verknüpfung von Klimaschutz und Finanzpolitik. Merkel, Steinbrück und andere haben ja bei der Wirtschaftskrise gezeigt, dass sie schnelle Entscheidungen treffen können. Dasselbe muss jetzt für den Klimaschutz geschehen.

Online-Redaktion: Wo seid ihr schon überall gewesen?

Anike Peters: Angefangen hat das Ganze, als Angela Merkel zum Wirtschaftsgipfel nach Berlin geladen hatte, Ende Februar. Da waren wir vor dem Bundeskanzleramt, um klar zu machen, dass Wirtschaft- und Klimaschutz Hand in Hand gehen und deshalb auch mehr in den Klimaschutz investiert werden muss. Zum Beispiel ganz massiv in Erneuerbare Energien.

Dann waren wir Anfang März bei der Hypo Real Estate in München und haben unser Banner aufgehängt. Die Bundesregierung hatte gerade 102 Milliarden Euro als Garantien bereitgestellt, um die Bank zu retten. Das ist fast die Summe, die nach Greenpeace-Berechnungen von den Industrienationen künftig jedes Jahr für den Klimaschutz aufgebracht werden müsste, nämlich 110 Milliarden Euro.

Davon könnten Maßnahmen finanziert werden, mit denen weltweit der CO2-Ausstoß wirksam begrenzt wird. An erster Stelle wäre hier der Schutz der Urwälder zu nennen. Technologien für den Klimaschutz könnten bereitgestellt und auch Maßnahmen finanziert werden, die die Folgen des Klimawandels bewältigen helfen. Vor allem in den Entwicklungsländern ist das dringend notwendig, sie sind am stärksten davon betroffen. Weltweit werden zukünftig Deiche gegen Sturmfluten gebraucht. Das muss alles jetzt finanziert werden. Und die Industrieländer müssen hier vorangehen.

Online-Redaktion: Weshalb?

Anike Peters: Der Klimawandel ist hauptsächlich von den Industrieländern verursacht worden. Und die Entwicklungsländer können sich natürlich jetzt hinstellen und sagen, wir haben doch gar nichts gemacht, warum sollen wir jetzt das Klima schützen. Damit es überhaupt zu konstruktiven Verhandlungen kommt und Ende des Jahres in Kopenhagen eine vernünftige Lösung für den Klimaschutz vorliegt, müssen die Industrieländer, muss die EU vorangehen.

Die EU muss jährlich 35 Milliarden Euro zahlen, Deutschland als eines der wichtigsten Industrieländer in der EU 7 Milliarden, sonst geht es nicht. Das wollten wir auch in Brüssel klarmachen, bei der großen Protestaktion beim Treffen der EU-Finanzminister im März. Zuletzt sind wir bei den Vorverhandlungen der Klimaverhandlungen in Bonn gewesen. In Frankfurt waren wir dann mit unserem großen Banner noch bei der Deutschen Bank.

Online-Redaktion: Morgen gibt es ein weiteres Finanztreffen im Bundeskanzleramt in Berlin. Was wird da besprochen?

Anike Peters: Ja, morgen findet ein wichtiges Treffen mit hochrangigen Entscheidungsträgern aus Politik und Bundesbank statt, zu dem sich auch Merkel angekündigt hat. Es geht wieder mal um die Rettung der Banken. Am Mittwoch findet dann ebenfalls unter der Leitung Merkels ein Gipfel zur allgemeinen Wirtschaftslage statt. Auch hier werden hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und von Gewerkschaften erwartet.

Online-Redaktion: Was findet dann vor dem Bundskanzleramt statt?

Anike Peters: Vor dem Bundeskanzleramt werden wir ab morgen mit unserem Banner vor Ort sein, um den dort Anwesenden unsere Botschaft mit auf den Weg zu geben. Wir werden eine zweitägige Mahnwache veranstalten und die Teilnehmer beider Treffen persönlich auffordern, nicht nur Banken, sondern auch das Klima zu retten. In der Nacht werden wir zur Mahnung ein brennendes CO2-Zeichen aufstellen.

Online-Redaktion: Was kommt danach?

Anike Peters: Bei den letzten Treffen der EU-Finanzminister bzw. dem Treffen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel ist die Frage der Finanzierung verschoben worden. Im Juni gibt es die nächste Runde der Vorverhandlungen zu Kopenhagen. Und es ist immens wichtig, dass sich die Verantwortlichen auf eine Summe festlegen, die sie beisteuern wollen.

Das ist das wirkliche Problem: Es gibt gar keinen Zweifel daran, auch von der EU nicht, dass sie einen fairen Anteil am Klimaschutz auch für die Entwicklungsländer übernehmen müssen. Aber sie tun nichts. Es sträuben sich alle, ihre Karten auf den Tisch zu legen und eine konkrete Summe zu nennen. Aber nur, wenn dieser Schritt gemacht wird, ist damit zu rechnen, dass auch von anderen Zugeständnisse gemacht werden.

Online-Redaktion: Anike, vielen Dank für das Gespräch!

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