Forschungsreise der Esperanza in der Arktis
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Die Greenpeace-Schiffe Arctic Sunrise und Esperanza sind im hohen Norden unterwegs. Die Esperanza begleitet die Frachter von Shell von der Beringsee bis zur nördlich von Asien und Amerika liegenden Tschuktschensee, wo Shell in wenigen Wochen nach Öl bohren will. Im Kielwasser der Shell-Schiffe erforscht die Esperanza die faszinierende arktische Unterwasserwelt.
Ein Forschungsteam an Bord der Esperanza untersucht mit Hilfe eines U-Boots den Meeresboden der Beringsee, die zwischen der Westküste Alaskas und der Ostküste Sibiriens liegt. Die Beringsee ist eine der unwirtlichsten Regionen der Welt und Heimat von etwa fünfzig Prozent der Fische, die in den USA gefangen werden. Sie ist eines der wichtigsten und produktivsten marinen Ökosystemen weltweit.
Mit dem U-Boot auf den Grund der Beringsee
Der Greenpeace-Aktivist Jackie Dragon von der Esperanza-Crew wagte sich in der vergangenen Woche mit einem U-Boot auf den Grund der Beringsee, die sich zwischen der Westküste Alaskas und der Ostküste Sibiriens erstreckt. Zusammen mit dem Meeresbiologen John Hocevar dokumentierte er in einer Tiefe von rund 256 Metern die Unterwasserwelt und fotografierte die dort lebenden Tiere und Pflanzen. Es ist das erste Mal, dass in dieser Region des Canyons (engl. Bezeichnung für Unterwasserschluchten) eine Erkundung durch ein U-Boot stattfindet. Auf ihrer Unterwasser-Expedition drehten sie ein Video, um auch dem Rest der Welt zu zeigen, was in der Tiefe der Beringsee anzutreffen ist.
In einem Blogbeitrag erzählt Jackie Dragon, was er auf der Expedition erlebt und gesehen hat. Neben den vielen Fischen und Korallen sind ihm besonders die unzähligen Rochen und ihre Brutstätten aufgefallen. Die Eier der Rochen sehen aus wie kleine braune lederne Geldbeutel, erklärt Dragon, deshalb werden sie auch als 'Geldbeutel von Meerjungfrauen' bezeichnet.
Kommerzielle Fischerei schädigt Unterwasserwelt
Das Leben in der Beringsee wird immer stärker von der kommerziellen Fischerei bedroht. Mit riesigen Grundnetzen werden hier jedes Jahr von der amerikanischen Fischereiindustrie Fische im Wert von über einer Billion US-Dollar aus dem Meer gezogen. Die russische Fischereiindustrie fängt pro Jahr Fische im Wert von 600 Millionen Dollar. Die Korallenriffe, welche lebenswichtig für Krabben, Fische und andere kleine Meeresbewohner sind, werden dabei von den schweren Grundschleppnetzen geschädigt. Mit ihren Untersuchungen wollen die Forscher herausfinden, welche Schäden in der Beringsee aufgrund industrieller Fischerei bereits bemerkbar sind.
Es fehle die richtige Balance zwischen Fischerei und dem Schutz der Meereslebewesen, meint der Aktivist Dragon: Wir müssen in der Lage sein, einen angemessenen Teil von unseren produktivsten marinen Ökosystemen schützen zu können und trotzdem noch auf nachhaltige Weise Fische zu fangen. Er betrachtet die aktuellen Meeresforschungen während der Esperanza-Expedition als Anfang, um den Menschen klar zu machen, was durch die kommerzielle Fischerei in den Tiefen der Meere zerstört werden kann.
Bereits frühere Untersuchungen in der Beringsee
Greenpeace und andere Umweltschützer kämpfen schon seit Jahren für den Schutz der Unterwasserwelt in der Beringsee. Im Jahr 2006 wurde die Forderung zum Schutz der See von der nordpazifischen Fischerei-Vereinigung NPFMC (North Pacific Fishery Management Council) jedoch erneut zurückgewiesen. Der Entschluss wurde damit begründet, dass zu wenige Informationen über die Unterwasserwelt des Canyons vorliegen, um ein Schutzgebiet rechtfertigen zu können.
Greenpeace forschte im Jahr 2007 bereits mit zwei U-Booten in den Canyons und lieferte neue Erkenntnisse zum Leben deren Unterwasserwelt. Die Umweltschützer dokumentierten rund fünfzehn verschiedene Arten von Meereskorallen und konnten beweisen, dass diese Korallen Fischen und anderen Meeresbewohnern einen Lebensraum bieten. Mit den Ergebnissen konnte Greenpeace die NPFMC davon überzeugen, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken.
Anfangs Juni dieses Jahres forderten einige Meeresbiologen und -forscher von der NPFMC, dass sechs bekannte Rochenbrutstätten im Beringmeer geschützt werden sollen. Trotzdem fiel die Entscheidung gegen ein Schutzgebiet. Die Interessen der Fischereiindustrie wurden erneut über den Tierschutz gestellt.
Esperanza startet Forschungen im arktischen Meer
Nach den Untersuchungen in der Beringsee hat die Esperanza-Crew jetzt Kurs auf die nördlich gelegene Tschuktschensee genommen, wo Shell bald mit den Bohrungen beginnen will. Mit Hilfe ihrer Forschungs-U-Boote will das Team Basisdaten sammeln und zeigen, welche Unterwasserschätze zukünftige Ölbohrungen gefährden würden.
Denn die Arktis gefährdet nicht nur die zunehmende industrielle Fischerei, sondern auch die unmittelbar bevorstehende Ausbeutung ihrer Ölvorkommen.