Greenpeace-Aktivisten arbeiten an Riesenputzlappen für den Ölkonzern Shell
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„Hier nähe ich gleich noch mal drüber.“ Mit kritischem Blick prüft Mareike einen Stofffetzen, den ihr Kollege Johannes gerade an sie weitergereicht hat. „Stop Shell!“ steht auf dem Lappen – genau wie auf Tausenden anderen, die seit einem Monat Tag für Tag bei Greenpeace eingehen.
Ebenfalls seit einem Monat näht Mareike meterlange Stoffbahnen aus den Lappen, die aus allen Ecken Deutschlands eingeschickt werden: Schwammtücher, alte Shirts, Bodenwischer, ausrangierte Laken. Mit den Feudeln protestieren die Einsender gegen die Ölbohrungen des Shell-Konzerns in der Arktis. Denn dass es dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem schweren Ölunfall kommt, attestierte sogar die US-Behörde Bureau of Ocean Energy. Der – symbolische – Putzlappen für Shell kann also gar nicht groß genug sein. Noch bis zum 31. August werden Lappen aller Art mit Botschaften für den Ölkonzern gesammelt. Den Mega-Feudel daraus übergibt Greenpeace anschließend an Shell.
Für Mareike besonders motivierend: Die große Beteiligung der Menschen – und wie kreativ sie die Lappen gestalten. „Bei dem Projekt zeigt man durch Masse, was Shell für eine Schweinerei in der Arktis vorhat“, erklärt sie, während sie bei lautem Rattern ihrer Nähmaschine ein Stück Stoff unter die Nadel schiebt. „Deshalb finde ich es schön, dass sich viele Leute und vor allem auch Kinder so kreativ einbringen.“
Arbeitsteilung bei der Lappen-Produktion
Mareike und ihre Kollegen fertigen den Riesenputzlappen für Shell in mehreren Arbeitsschritten. Zunächst sortieren zwei junge Frauen die eingesendeten Stoffstücke an einem massiven Holztisch nach Format. Danach werden gleichgroße Lappen zu Stoffbahnen aneinander geklebt. „Einheitliche Formate kann man am besten vernähen“, erklärt Yanna, die heute ihren zweiten Näh-Tag bei Greenpeace hat, greift nach einem der Lappen und befestigt an seinem Rand einen Klebestreifen. Durch das Verkleben rutschen die Bahnen beim Nähen nicht auseinander. Yannas Motivation, sich an dem Projekt zu beteiligen: „Ich habe gehört, dass hier noch Leute gebraucht werden und wollte bei einer guten Sache helfen.“
Sind die Lappen mit Klebestreifen verbunden, gehen sie an Johannes. Der sitzt an einer kleineren Nähmaschine. und flickt mit ihr die vorgeklebten Stoffbahnen aneinander. „Die Arbeitsteilung haben wir uns ausgedacht“, erzählt er, ohne sich von seiner Arbeit abzuwenden. „Sonst würde ja jeder nähen, wie er will, und es käme nichts dabei heraus.“ Besonders die kreativen Botschaften auf den eingeschickten Lappen überraschen Johannes immer wieder – und die Materialien. „Das sind Bettlaken und Fetzen, Hosen und T-Shirts – einfach alles was den Leuten in die Finger gekommen ist“, lacht er und bringt eine weitere fertige Bahn zu Mareike.
Etwa 1000 Lappen pro Woche
Sie vernäht zunächst die fertigen Stoffbahnen zu mehreren quadratischen Bannern. Wenn alle fertig sind, wird daraus schließlich der große Shell-Feudel gefertigt. Der wird wohl mindestens eine halbe Tonne wiegen, schätzt die Näh-Crew.
Derzeit arbeitet ein meist fünfköpfiges Team mehrfach wöchentlich für acht Stunden an dem Projekt. Für Mareike war es sehr überraschend, wie regelmäßig Lappen-Nachschub ankommt. „Pro Woche sind es bestimmt um die Tausend, wenn wir da nicht oft genug nähen, bekommen wir bald Logistik-Probleme“, erklärt sie und zeigt auf die riesigen fertigen Banner zu ihren Füßen.
Eisbär Paula sammelt mit
Auch ehrenamtliche Helfer haben in den vergangenen Wochen in vielen deutschen Städten auf Stoff geschriebene Botschaften für Shell eingesammelt. Besonders die Greenpeace-Eisbärdame Paula war dabei eine große Hilfe. Und deshalb darf sie heute auch beim Nähen dabei sein und dem Team über die Schulter schauen.
„Erst letzte Woche haben wir in Stralsund gesammelt, und Paula ist mit einem riesen Sack Putzlappen nach Hause gefahren“, erzählt Angelika. Bei Aktionen wie der in Mecklenburg-Vorpommern hockt sie im Bauch der lebensechten Eisbärin und sorgt dafür, dass das Plüschtier in Bewegung bleibt. Gerade im Sommer kann es dabei sehr heiß werden. „Ich denke mir dann immer: Es kommt der Moment, da können wir raus“, sagt sie. „Aber die echten Eisbären können nicht einfach aus der Arktis weg.“ Deshalb setzt Angelika sich für den Schutz des sensiblen Ökosystems ein.
Riesenlappen für Riesenverschmutzung
Derweil kämpft Mareike bei ihren Näharbeiten mit Problemen. „Im Moment überlegen wir, wie man am besten Tragegriffe in den fertigen Lappen näht, damit er ohne zu reißen entfaltet werden kann“, erklärt sie, stellt ihre Nähmaschine aus und legt ein weiteres fertiges Banner zu den anderen.
Ihren Schätzungen nach sind die bisher vernähten Stoffstücke zusammen etwa 300 Quadratmeter groß. Hinzu kommen die Lappen, die sich noch in Pakten und Briefen am Ende des Holztisches stapeln oder gerade sortiert und vorgenäht werden. Auf die Frage, wie groß der Shell-Lappen wohl noch werden kann, umkreist Mareike mit kritischem Blick ihr bisheriges Werk auf dem Boden. „Bestimmt 1000 Quadratmeter, vielleicht auch mehr“, meint sie und fügt lächelnd hinzu: „Wäre doch auch doof, bei so einer Riesenverschmutzung mit etwas Kleinerem anzukommen.“
>>> Protestieren auch Sie gegen Shells Ölbohrungen in der Arktis! Schicken Sie einen Putzlappen mit Ihrer Botschaft an Shell an die folgende Adresse: Greenpeace e.V., „Arktis-Putzlappen“, Rethedamm 8, 21107 Hamburg. Oder senden Sie uns hier Ihren digitalen Putzlappen.