Mexiko stellt Vaquita-Schweinswal unter Schutz
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Es ist wahrscheinlich die letzte Chance für den Vaquita: Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge könnte der zierliche, nur bis zu eineinhalb Metern lange Schweinswal sonst bis 2018 für immer verschwunden sein. Nun erhält der stark gefährdete Bestand vor der mexikanischen Küste eine Verschnaufpause von zwei Jahren. So lange gilt zunächst ein Totalverbot für die Fischerei mit Stellnetzen –jener Fangmethode, die dem Vaquita zum Verhängnis wurde. Denn die Netze reichen von der Wasseroberfläche bis zum Meeresgrund; der kleine Tümmler verfängt sich darin, kann zum Atmen nicht an die Oberfläche schwimmen und ertrinkt qualvoll. Bis zu 80 Tiere verenden so jährlich in den Stellnetzen – viel zu viele, um die bedrohte Art zu erhalten.
Auf wachsenden Druck von Umweltschützern weltweit ist die mexikanische Regierung dem Vaquita nun endlich zur Hilfe gekommen. Alleine seit November 2014 hatten fast eine halbe Million Menschen eine Greenpeace-Petition zum Schutz des Meeressäugers unterschrieben. Ein neues Schutzgebiet soll nun ab April den gesamten natürlichen Lebensraum der letzten 97 Vaquita-Schweinswale abdecken. Es wird mit rund 34.000 Quadratkilometern dreimal so groß sein wie zuvor und soll stärker kontrolliert werden. Die bisherige Schutzzone bestand nur auf dem Papier, deckte den ohnehin kleinen Lebensraum des Vaquitas nicht ausreichend ab und wurde von Fischerbooten vollständig missachtet.
Illegale Fischerei im nördlichen Golf von Kalifornien
Vor allem die illegale Stellnetzfischerei von Totoabas dezimierte den Vaquita-Bestand erheblich. Die Schwimmblase dieses Fisches gilt in China als Delikatesse und bringt auf dem Schwarzmarkt bis zu 10.000 Dollar pro Kilogramm. Mittlerweile ist der Totoaba selbst vom Aussterben bedroht und kommt – genau wie der der kleine Tümmler – nur noch im nördlichen Golf von Mexiko vor. Greenpeace plädiert deshalb seit langem dafür, dieser illegalen, zerstörerischen Fischerei konsequent Einhalt zu gebieten.
Denn viel zu lange hat die mexikanische Regierung der Totoaba-Fischerei tatenlos zugesehen und damit gleich zwei Arten an den Rand der Ausrottung gebracht. Ende Februar verkündete das mexikanische Umweltministerium nun endlich das Maßnahmenprogramm, vorerst allerdings nur zum Schutz des Vaquitas. Mit dem Eintrag der Regierung in das sogenannte „Diario Oficial de la Federación“ Anfang April 2015 ist es offiziell: Neben dem Stellnetzverbot und der Erweiterung des Schutzgebiets plant die Regierung, die Region mit Drohnen und Schnellbooten zu überwachen. Greenpeace wird die Umsetzung dieser Schutzmaßnahmen kritisch begleiten.
Das Schutzgebiet ist ein wichtiger Schritt
Denn die Umweltschutzorganisation begrüßt zwar das neue Vaquita-Schutzprogramm, sieht jedoch weiteren nachhaltigen Handlungsbedarf. „Das zweijährige Stellnetzverbot ist eine sehr gute Chance, endlich langfristige Lösungen zu finden“, so Silvia Díaz, Meeresexpertin von Greenpeace Mexiko. „Dazu gehören die Investition in alternative Fischereimethoden und nachhaltige wirtschaftlich rentable Alternativen für die lokalen Gemeinden.“ Zwar operieren nicht alle Fischer illegal, sie fangen auch anderen Fisch; insbesondere die Shrimps-Fischerei ist typisch für die Region. Aber viele der lokalen Fischer wirtschaften am Existenzminimum. In dieser Notlage ist der Reiz der illegalen, höher bezahlten Totoaba-Fischerei sehr hoch.
Bisher hat die mexikanische Regierung finanzielle Zuschüsse vor allem für die ansässige Fischerei zugesagt. Geplant ist ein jährlicher Ausgleich von 35 Millionen Dollar an die Fischer, die von der Einrichtung des Schutzgebietes und dem Stellnetzverbot betroffen sind. Zwei Millionen davon sollen an jene Fischer gehen, die zusätzlich zum mexikanischen Militär mit ihren Fischerbooten im Schutzgebiet patrouillieren, um Verstöße zu melden – und so dabei helfen, den kleinsten aller Wale vor dem Aussterben zu bewahren.