Jetzt spenden
Angeschwemmte Ölreste in Louisiana, Juni 2010
Kate Davison / Greenpeace

Wo ist das Restöl im Golf von Mexiko geblieben?

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Wo ist das Öl im Golf von Mexiko hin? Rund drei Viertel der Ölpest soll bereits biologisch zersetzt, verdunstet, abgefackelt und eingesammelt worden sein. Wo ist der Rest geblieben?

Einen bedeutenden Meilenstein verkündete BP am 4. August der Weltöffentlichkeit. Im sogenannten Static kill-Verfahren wird Schlamm in das Steigloch eingeschleust und mit Zement fixiert. Der mediale Jubel war groß und kaum vermeldete die NOAA den Schwund von knapp 75 Prozent des Öls, stimmte auch Präsident Obama lobend ein: Der lange Kampf, das Leck zu stopfen und das Öl zu sammeln neigt sich endlich dem Ende zu. Wohl kaum, widerspricht Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace. Er befürchtet, dass riesige Ölfahnen weiterhin meterweit unter der Wasseroberfläche treiben und warnt vor den ökologischen Langzeitschäden.

Was passiert mit dem Öl?

Öl unterliegt einem natürlichen Abbauprozess. Anfangs verdunsten die leichtflüchtigen Anteile des Öls, das können durchaus bis zu dreißig Prozent und mehr sein. Das Öl ändert seine Konsistenz wird zäh und dickflüssig. Mit der Zeit altert es und verklumpt zunehmend zu einer teerartigen Substanz. Gleichzeitig unterliegt das Öl einem Abbau durch Bakterien, erklärt Feddern. Dies verlange dem Meer große Mengen an Sauerstoff ab. Um ein Kilogramm Öl abzubauen, benötigt man den Sauerstoff von 400.000 Litern (400 m3) Meereswasser. Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat BP massiv Chemikalien an der Wasseroberfläche und in einer Tiefe von 1500 Metern eingesetzt, die das Öl in feinste Teilchen zersetzen. Die Folge: Das Öl verteilt sich weitläufig in der Wassersäule oder sinkt ab und gefährdet die Meeresorganismen.

Zur Vorsicht mahnt auch US-Wissenschaftler Rick Steiner. Er zweifelt daran, dass die offiziellen Zahlen der NOAA präzise sind. Rund ein Viertel des Öls soll chemisch oder natürlich zersetzt worden sein - ob es damit auch verschwunden ist, weiß niemand. Selbst wenn die Daten exakt wären, würde das keinesfalls bedeuten, dass die Ölpest damit vorbei ist. Die Folgen werden uns noch für ein Jahrzehnt, wenn nicht sogar länger begleiten, sagt Steiner.

Greenpeace-Schiff auf dem Weg in den Golf

Um Wissenschaftlern unabhängige Daten zu den Auswirkungen der Ölpest zu ermöglichen, startet die Arctic Sunrise am 13. August von Key West, Florida, in den Golf von Mexiko. Mit an Bord ist die deutsche Greenpeace-Forschungstaucherin Regine Frerichs. Das Schiff wird sowohl noch nicht betroffene Gebiete als auch kontaminierte Regionen ansteuern, um im Vorher-Nachher-Vergleich die Auswirkungen der Ölpest auf die empfindlichen Ökosysteme der Golfregion zu dokumentieren.

Auf Spurensuche: Ein Jahr nach Deepwater Horizon - 2011 04

Auf Spurensuche: Ein Jahr nach Deepwater Horizon - 2011 04

Anzahl Seiten: 44

Dateigröße: 4.82 MB

Herunterladen
Datum
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Mehr zum Thema

zwei Schlauchboote mit Aktivist:innen auf der Ostsee, im Hintergrund das Schiff
  • 25.10.2024

Gefahr durch Schattenflotte: Warnemünde, Fehmarn und Damp wären im Falle einer Ölpest bedroht. Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern.

mehr erfahren
Brennender Tanker "Annika" von oben
  • 11.10.2024

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker "Annika" vor der Ostseeküste in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe. Dieser Brand verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

mehr erfahren
Nach der Havarie des Öltankers Prestige vor der galicischen Küste Spaniens

Öltanker transportieren mehr als die Hälfte des geförderten Rohöls über die Weltmeere. Obwohl die Schiffe seit 2010 Doppelhüllen haben müssen, passieren immer wieder Unfälle.

mehr erfahren
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland
  • 04.09.2024

Die Geschichte der SLAPP-Klage von Energy Transfer gegen Greenpeace in den USA - und welche Rolle sie weltweit spielt

mehr erfahren
In einem letzten Gefecht kletterten die Demonstranten auf den 125 m langen Fackelausleger der Plattform und schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „Bohren stoppen“. Fangen Sie an zu bezahlen.“ Unterdessen segelten fünf weitere Aktivisten unter der Leitung von Yeb Saño, Executive Director von Greenpeace Südostasien, an Bord des 8 Meter langen Tanker Tracker-Bootes von Greenpeace Nordic aus, um das 51.000 Tonnen schwere White Marlin-Schiff abzufangen, das von Shell unter Vertrag genommen wurde, als es
  • 09.11.2023

Vergangenen Februar protestierten Greenpeace-Aktivist:innen friedlich auf einer Shell-Ölplattfrom gegen Umweltzerstörung. Shell legt nun Einschüchterungsklage vor.

mehr erfahren
Canadian Activists Want 'Arctic 30' Home for the Holidays

2013 werden 28 Greenpeace-Aktivist:innen und zwei freie Journalisten für ihren friedlichen Protest gegen Ölbohrungen vor der Küste Russlands wochenlang inhaftiert. "Zu unrecht", urteilt die EU 2023.

mehr erfahren