Jetzt spenden
Schilder mit Gen-Maiskolben, darüber sind Paragraphnezeichen montiert
Paul Langrock / Zenit / Greenpeace [M]

Anbauverbote in Europa: Recht auf Nein zu Gen-Pflanzen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Gestern Nacht haben sich EU-Parlament, EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten auf neue Regeln zum Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen geeinigt. Seit Jahren verhandeln die Parteien über nationale Anbauverbote. Die aktuelle Entscheidung ist ein Erfolg für Verbraucher und Landwirte in Deutschland, die für eine gentechnikfreie Landwirtschaft eintreten. Dirk Zimmermann, Agrarbiologe und Greenpeace-Experte für Gentechnik, erklärt den Beschluss aus Brüssel.

 

Was ist das Ergebnis der Verhandlungen von Kommission, Parlament und Regierungen?

 

Die Parteien haben ein neues Gesetz für Anbauverbote von Gen-Pflanzen vorgelegt. Bisher stand den EU-Mitgliedsstaaten nur die sogenannte Schutzklausel für die Verhängung nationaler Anbauverbote zur Verfügung. Das Instrument war rechtlich umstritten und führt immer wieder zu Gerichtsverfahren. Mit dem Beschluss von gestern Nacht wird es ein Gesetz geben, mit dem nationale Anbauverbote rechtlich sicher umgesetzt werden sollen.

 

Was bedeutet der Beschluss für den Anbau von Gen-Pflanzen in Deutschland?

 

Der Beschluss von Kommission, Parlament und Regierungen muss nun in nationales Recht – in Deutschland das Gentechnikgesetz – gegossen werden. Wird der umstrittene Gen-Mais 1507 von der EU-Kommission zugelassen, muss Landwirtschafsminister Christian Schmidt den Anbau in Deutschland verbieten. Nichts anderes als ein Anbauverbot kann und darf angesichts der überwältigenden Ablehnung des Gen-Pflanzen-Anbaus hierzulande die Antwort der Bundesregierung sein.

 

Dem Beschluss gingen jahrelange zähe Verhandlungen voraus. Wer agierte gegen wen?

 

Die Positionen zur Gentechnik liegen in der EU weit auseinander. Niemand will sich am heißen Eisen Gentechnik die Finger verbrennen. Im aktuellen Fall stehen sich die gentechnikfreundliche Kommission und das kritische Parlament gegenüber.

So setzte sich die Kommission bisher dafür ein, dass verbotswillige Staaten als Bittsteller bei Biotech-Unternehmen antreten müssen. Regierungsvertreter hätten also Monsanto, Pioneer und Co. darum bitten müssen, ihr Land formal aus der Anbauzulassung herauszunehmen. Das EU-Parlament fordert hingegen nicht nur Verbote von Gen-Pflanzen, sondern zum Beispiel auch einen umfassenderen Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft und eine bessere Risikobewertung. Insofern ist es bemerkenswert, dass nun überhaupt ein Deal zustande gekommen ist.

 

Welche Gefahren birgt die Entscheidung?

 

Das Ende der Verhandlungen könnte bedeuten, dass mehr Gen-Pflanzen für den Anbau in der EU zugelassen werden. Denn der Gen-Mais 1507 ist nur eine Pflanze unter vielen, die sich in laufenden Verfahren befinden. Zudem müssen wir abwarten, ob zukünftige Anbauverbote vor Gericht Bestand haben, sollte die Industrie klagen. EU-Länder können ihre Entscheidung gegen die Agro-Gentechnik zum Beispiel mit einer kleinskaligen Landwirtschaft  begründen. Bekannte Umweltgefahren dürfen als Verbotsgründe jedoch nicht angeführt werden. Hier hat die EU-Kommission ihren Pro-Gentechnik-Kurs durchgesetzt. Umweltgefahren nicht als Verbotsgründe zu akzeptieren ist schon ziemlich abwegig bei einer Risikotechnologie, von der manche Auswirkungen bekannt und andere gar nicht abschätzbar sind.

Datum
Tierqual Ställe bei Bärenmarke

Mehr zum Thema

Gewinnerin Friederike
  • 16.04.2024

Kühe gehören auf die Weide! Zu diesem Thema haben über 150 Kinder Klappkarten selbst gestaltet und gebastelt. Die Einsendungen sind so großartig, dass es uns total schwer gefallen ist, drei Gewinner:innen auszuwählen. Darum zeigen wir euch hier auch noch ein paar weitere tolle Bastelarbeiten.

mehr erfahren
Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".
  • 29.02.2024

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!
  • 10.01.2024

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen
  • 30.07.2023

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren
Protest Against Food in Fuel in Berlin
  • 28.02.2023

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren
Martin Kaiser vor einem Kalb im Stall
  • 18.01.2023

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser spricht im Interview vor der Wir-haben-es-satt-Demo über die Bedeutung einer klimagerechten Agrarwende.

mehr erfahren