EU-Parlament entscheidet über Biokraftstoffpolitik
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Update 12.09.2013: Das Europäische Parlament hat über den zukünftigen Einsatz von Biokraftstoffen abgestimmt: Künftig soll der Anteil an Biosprit im Kraftstoff auf 6 Prozent begrenzt werden. Die sogenannten „indirekten Landnutzungsänderungen“ will das EU-Parlament erst ab 2020 in der CO2-Bilanz von Biokraftstoff berücksichtigen.
10.09.2013: "Das Abstimmungsergebnis ist leider nur ein fauler Kompromiss. Der Beschluss des EU-Parlaments bedeutet, dass auch zukünftig wertvolles Getreide und Pflanzenöl in den Tank wandern werden. Damit macht sich die EU mitschuldig am Hunger in der Welt", sagt Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace. "Die Gier nach Ackerflächen wird weltweit ansteigen, Urwälder vernichten und den Klimawandel vorantreiben. Die Parlamentsentscheidung wird somit weder den Ausstoß an Klimagasen reduzieren, noch zur Rettung des Urwaldes beitragen. Wir brauchen eine wirkliche Wende im Transportsektor und kein Herumdoktern, bei dem fossiler Kraftstoff durch klimaschädlichen Biosprit ersetzt wird."
Schon heute werden weltweit rund 150 Millionen Tonnen Getreide im Jahr zu Bioethanol verarbeitet. Deutschland baut derzeit über 1 Million Hektar Pflanzen – vor allem Raps - für die Erzeugung von Biosprit an.
Immer mehr Palmöl im Biodiesel
Die heimisch erzeugten Mengen Raps reichen nicht aus und zudem ist Palmöl deutlich billiger als Rapsöl. So ist der Einsatz von importiertem Palmöl in den vergangenen Jahren gestiegen, wie aktuelle Greenpeace-Tests belegen.
Eine Untersuchung von 15 Dieselkraftstoffproben in Deutschland kam im Juli 2013 zu dem Ergebnis, dass der Palmölanteil in Biodiesel sich im Vergleich zum Jahr 2011 verdreifacht hatte, der Rapsanteil stark gesunken war. Ähnliche Ergebnisse zeigte der Dieseltest des Branchenverbands UFOP aus dem Juli 2013, der ebenfalls 25 Prozent Palmöl in der Beimischung identifizierte.
Auch die Greenpeace-Tests in Österreich von September 2013 zeigen eine starke Erhöhung des Palmölanteils. Im Vergleich zu Testergebnissen von 2008 hatte sich dieser von maximal fünf Prozent auf bis zu 60 Prozent vervielfacht.
Europaweit bestätigt sich dieser Eindruck: So zeigt ein Report von Friends of the Earth Europe, dass die Verwendung von Palmöl in Biokraftstoffen höher ist als erwartet: Dieser macht mittlerweile rund 20 Prozent des Biodiesel-Mixes in Europa aus. Zudem seien die angestiegenen Importe von Palmöl in die EU zwischen 2006 und 2012 zu 80 Prozent auf die Kraftstoffpolitik der EU zurückzuführen.
Biosprit ist nicht klimafreundlich!
Auch die vorgesehenen Ziele zur Einsparung von Klimagasen werden durch den Großteil der Biokraftstoffe nicht erreicht, weil Anbau und Herstellung massiv Klimagase freisetzen. Seit langem fordern Umweltverbände, dass für eine saubere Gesamtberechnung der Klimagase von Biokraftstoffen auch indirekte Landnutzungsänderungen miteinbezogen werden. Ab dem Jahr 2020 soll das nun geschehen. Denn Energiepflanzen verdrängen häufig den Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Diese müssen auf neue Flächen ausweichen, zum Beispiel auf Waldflächen, die dafür erst in Ackerfläche umgewandelt werden müssen - verbunden mit massivem CO2-Ausstoß und der Zerstörung wertvoller Ökosysteme. Die Palmölbranche ist für die Zerstörung riesiger Flächen Regenwald in Indonesien verantwortlich. Auch Siegel wie der RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) verhindern dies nicht, wie ein aktueller Greenpeace-Report zeigt.
Biosprit führt zu höheren Pflanzenölpreisen
Ein kürzlich veröffentlichter Report des Joint Research Centers der Europäischen Kommission kam zu dem Ergebnis, dass sich ohne die Förderung von Biokraftstoffen auf EU-Ebene die Preise für Pflanzenöle bis 2020 auf einem deutlich niedrigeren Niveau befinden würden: Weltweit würden sie 15 Prozent weniger betragen, in Europa sogar bis zu 50 Prozent.
Die Politik wird derzeit ohne den Willen der Bürger gemacht. So zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage des BUND , dass sich mehr als zwei Drittel der Deutschen gegen die politische und finanzielle Förderung von Biokraftstoffen aussprechen.
Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace, fordert daher die Abgeordneten auf, ihre Verantwortung als gewählte Vertreter der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und den aktuellen Irrsinn bei der Biokraftstoffpolitik zu beenden.
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