Jetzt spenden
Aktion gegen Atomkraftwerke in Deutschland
© Fred Dott / Greenpeace

Bundesverfassungsgericht verhandelt diese Woche über den Atomausstieg

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Dass der Atomausstieg zur Verfassungsfrage werden konnte, geht auf eine Klage der Stromkonzerne RWE, E.ON und Vattenfall zurück. Sie werfen der Bundesregierung vor, der beschleunigte Ausstieg komme einer Enteignung gleich. Sollte das Bundesverfassungsgericht ihnen recht geben, kommen hohe Entschädigungszahlungen auf den Staat zu. Die Rede ist von rund 20 Milliarden Euro.

Greenpeace geht davon aus, dass es so weit nicht kommen wird. Der Wortlaut der 13. Novelle des Atomgesetzes (ATG) stimmt im Wesentlichen mit dem Atomkonsens von 2001 überein – und den haben die vier großen deutschen Atomkonzerne damals selber unterzeichnet.

Das Grundgesetz fordert, dass Risiken bei der Nutzung der Atomenergie ausgeschlossen sein müssen. Schon ein Verfassungsgerichtsurteil von 1978 zum Schnellen Brüter in Kalkar sagt, der Staat sei verpflichtet, „alle Anstrengungen zu unternehmen, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und ihnen mit den erforderlichen verfassungsmäßigen Mitteln zu begegnen" (BVerfGE 49, 89). Nach der Katastrophe von Fukushima war endgültig klar, dass es Sicherheit in der Atomenergienutzung nicht geben kann. Die Risiken der Atomkraft sind nicht beherrschbar. 

Unterschreiben und aussitzen

Der Atomausstieg hat in Deutschland eine wechselhafte Geschichte. Umstritten war die Atomkraft schon in den Siebzigerjahren, der Super-GAU von Tschernobyl 1986 machte ihrem Image dann den politischen Garaus. Gestützt von massiven Protesten aus der Bevölkerung beschloss die rot-grüne Bundesregierung den Ausstieg aus der gefährlichen Technologie.

Das Ergebnis war der Atomkonsens von 2002, der vertraglich beschlossene Ausstieg aus der Atomkraft, unterzeichnet von den vier großen deutschen Energiekonzernen RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall. Für sie ging es von nun an darum, ihre Unternehmen umzubauen, den Atomstrom nach und nach durch Strom aus sauberen, umweltfreundlichen Quellen zu ersetzen.

Dafür hatten die Energieversorger rund zwei Jahrzehnte Zeit, genug also – vorausgesetzt man fängt zügig an. Was sie mitnichten taten: Die Erneuerbaren Energien fristeten für Jahre ein Schattendasein im Portfolio der Konzerne. Die großen vier Stromversorger  warteten einfach ab, bis sich der politische Wind wieder pro Atomkraft drehte. Beim Regierungswechsel 2009 standen sie in den Startlöchern ,um für den Ausstieg aus dem Atomausstieg zu werben. Und hatten damit Erfolg: Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete eine Laufzeitverlängerung für die bestehenden Atomkraftwerke um acht bis zwölf Jahre trotz Widerstands in der Bevölkerung und im Bundestag.  

Mehr erfahren

Projection on Emsland Nuclear Power Plant

Atomausstieg

Über 60 Jahre dauert die Ära des Atomstroms in Deutschland schon an. Über 60 Jahre enorme Risiken für die gesamte Bevölkerung und eigentlich die ganze Welt.

Lies mehr über Atomausstieg
Im Inneren des Morslebener Lagers für abgebrannte Brennstäbe, einem ehemaligen Salzbergwerk.

Atommüll

Überblick

Die Genehmigung von Atomkraftwerken ist an den Nachweis einer sicheren Endlagerung des strahlenden Mülls gebunden. Dieses Endlager gibt es bis heute nicht.

mehr erfahren über Atommüll

Atomausstieg: Zurück auf Start

Am 11. März 2011 katapultierte die Katastrophe von Fukushima die deutschen Atombefürworter in die Realität zurück. Die schwarz-gelbe Bundesregierung erkannte, dass Laufzeitverlängerungen für deutsche AKW der Öffentlichkeit nicht mehr zu vermitteln waren, sie leitete die nächste Kehrtwende ein: Die sieben ältesten Atommeiler und der Pannenreaktor von Krümmel wurden wenige Tage nach dem Unglück vom Netz genommen und nicht wieder hochgefahren. Ende Juni 2011 war der vollständige Ausstieg bis 2022 beschlossene Sache.

"Keine Geldgeschenke für Wortbruch"

Der Atomkonsens von 2001 erlaubte den Stromversorgern, nicht erzeugte Strommengen von einem AKW auf ein anderes zu übertragen, auch konzernübergreifend. Veraltete unsichere Kraftwerke sollten auf diese Weise schneller aus dem Verkehr gezogen werden, der Strom dafür in neueren Anlagen erzeugt werden.

Die Strommengenübertragung ist auch im Rahmen des nachgebesserten Gesetzes möglich, allerdings nicht beliebig lange. Feste Abschaltdaten für die verbliebenen Atomkraftwerke setzen dem Grenzen, schaffen aber auch Planungssicherheit. Es kann nicht dem Atomgesetz angelastet werden, wenn die Unternehmen ihre Möglichkeiten nicht nutzen.

„Der Wortbruch der Betreiber nach der unterzeichneten Atomkonsensvereinbarung von 2001 darf nicht durch Geldgeschenke belohnt werden“, fordert der Kernphysiker und Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. „Die Atomkatastrophe von Fukushima mahnt sogar zu einem schnelleren Atomausstieg.“ 

  • Protest gegen Atomkraftwerk in Deutschland

    Greenpeace protestiert vor dem Atomkraftwerk Brunsbüttel und fordert mehr Kontrolle über Atomkraftwerke.

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Nach dem Super-GAU 1986 schützte ein Sarkophag Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn nun schwer. Ein Greenpeace-Team war vor Ort, um das Ausmaß der Schäden zu untersuchen.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl
Karte der Region Fukushima in Japan, die die Ausbreitung der Strahlung nach der Atomkatastrophe im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zeigt.

Fukushima Nuklearkatastrophe: Was ist passiert

Der 11. März 2011 versetzte Japan in einen Ausnahmezustand, der bis heute anhält. Die dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami-Flutwelle und Super-GAU traf das Land bis ins Mark.

mehr erfahren über Fukushima Nuklearkatastrophe: Was ist passiert
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zieht über Europa. Nun gab es am Kraftwerk eine Explosion.

mehr erfahren über Tschornobyl
Großes gelbes X im Wald

Gorleben ist Geschichte!

Ein Wunder ist geschehen: Das Endlager Gorleben ist vom Tisch. Weil der Salzstock kein sicherer Platz für Atommüll ist. Persönliche Betrachtung eines unglaublichen Erfolgs - mit aktuellem Update.

mehr erfahren über Gorleben ist Geschichte!
Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2

Atomkraftwerke abschalten

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren über Atomkraftwerke abschalten
Atommeiler in Cattenom

Finanzrisiko Atomenergie

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren über Finanzrisiko Atomenergie