Jetzt spenden
Schauspieler Taro Yamamoto beim Protest gegen den Castor-Transport nach Gorleben, November 2011
Michael Loewa / Greenpeace

Aus Japan ins Wendland: Taro Yamamoto

Online-Redaktion: Du bist Schauspieler und seit dem Reaktorunglück bekennender Atomkraftgegner. Wie äußerst du deine Meinung?

Taro Yamamoto: Ich unterstütze die Bevölkerung bei ihren Anti-Atom-Protesten und bin bei den Aktionen dabei. Das ist schwierig für jemanden, der im Rampenlicht steht - es ist sehr ungewöhnlich.

Online-Redaktion: Wie ist die Öffentlichkeit damit umgegangen, dass sich ein prominenter Mensch so positioniert?

Taro Yamamoto: Wenn man in der Entertainmentwelt in Japan sagt, dass man gegen Atomkraft ist oder auch Kritik an Stromkonzernen äußert, dann hat man keine Arbeit mehr.

Man ist jedoch nicht nur Schauspieler oder Künstler, man ist auch immer noch Mensch. Und wenn man aufhört, als Mensch zu denken und aufhört, sich Sorgen um sein Menschsein zu machen, dann hat man keine Zukunft. Man muss immer an Morgen denken - und an Übermorgen und wie man als Mensch leben kann. Gerade deshalb sehe ich es als meine Aufgabe an, solche Bürgerbewegungen zu unterstützen, die sich gegen Atomkraft und für sauberen Strom aussprechen.

Online-Redaktion: Hat sich beruflich durch dein Engagement was verändert?

Taro Yamamoto: Die Aufträge sind auf ein Zehntel gesunken. Es ist aber nicht so, dass der Druck von oben ausgeübt wird - er kommt aus der Gesellschaft: Es sind die Fernsehsender, die diesen Druck ausüben.

Online-Redaktion: Wie sehen die Proteste in Japan aus?

Taro Yamamoto: So etwas wie die Bewegung gegen die Castortransporte wäre in Japan undenkbar. Das gibt es einfach nicht, die Leute würden alle verhaftet werden. Es gibt aber schon viele Wege, um in Japan aktiv zu werden: Es gibt Demos, es gibt Mahnwachen, es gibt auch Unterschriftenlisten. Einige Leute rufen auch bei den Politikern an.

Online-Redaktion: Wie groß ist die Protestbewegung in Japan?

Taro Yamamoto: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil die Medien sehr viel Rücksicht auf ihre Geldgeber nehmen. Sie verschließen sich sehr vor der Anti-Atom-Bewegung.

Online-Redaktion: Du fährst auch ins Wendland, was weißt du über den Prostest? Wie bewertest du ihn?

Taro Yamamoto: Ich habe mich im Internet auf speziellen Homepages und auf YouTube informiert, deswegen kann ich jetzt nicht sagen, dass ich alles darüber wüsste. Aber ich habe schon den Eindruck gewonnen, dass bei den Demos sehr viel erlaubt ist.

In Japan ist es so: Wenn es eine angemeldete Demo ist, die in drei Reihen durchgeführt werden muss und es entsteht irgendwo eine vierte, dann werden die Leute schon verhaftet und die Demo wird abgeblasen. Dass jetzt in Gorleben solche Blockaden stattfinden und auch durchgeführt werden dürfen, das ist schon eine große Sache. Und das vermittelt mir den Eindruck, dass die Bevölkerung sehr intensiv für ihre Überzeugung eintritt. Und das ist ein sehr gutes Gefühl.

Online-Redaktion: Du wirst in Dannenberg sein, was machst du dort?

Taro Yamamoto: Ich möchte mit den Leuten vor Ort sprechen und mir einen Eindruck verschaffen, wie so etwas abläuft.

  • Taro Yamamoto aus Japan auf der Essowiese in Dannenberg

    Taro Yamamoto in Dannenberg

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 16.08.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren
Atommeiler in Cattenom
  • 19.06.2024

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren
Nuclear Action at EnBW in Germany
  • 24.05.2024

Tausende von Jahren sollte das „Versuchsendlager“ im ehemaligen Salzbergwerk Asse II sicher sein. Knapp vier Jahrzehnte später säuft es durch Wassereinbrüche ab, die Schachtanlage droht einzustürzen.

mehr erfahren
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 09.04.2024

Happy Birthday, Atomausstieg! Auch wenn ein Jahr nach dem deutschen Ausstieg vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, laut einer aktuellen Studie sprechen die Fakten dagegen.

mehr erfahren