Jetzt spenden
Zerlegter Fisch mit Plastikteilchen
The 5 Gyres Institute

Greenpeace-Report: Schadstoffbelastetes Mikroplastik – vom Meer in die Nahrungskette

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Peeling-Creme mit „Mikroperlen“ und Zahnpasta mit „Reinigungskristallen“: Was in den Produktbeschreibungen wie Wundermittel gegen Hautschuppen und Zahnverfärbungen klingt, sind meist nichts anderes als winzige Plastikpartikel. Kläranlagen können sie aufgrund ihrer geringen Größe oft nicht aus dem Abwasser filtern; sie landen schließlich in den Flüssen und Meeren. Aber auch größere Plastikteile wie Verpackungen oder Flaschen, die sich in der Umwelt zu Mikroplastik zersetzen finden sich unseren Ozeanen.

Ein neuer Greenpeace-Report zeigt, dass Fische und andere Meeresbewohner die kleinen Plastikteilchen fälschlicherweise für Nahrung halten – oder auch bereits Plastik-belastete Meeresorganismen fressen. So reichert sich Mikroplastik möglicherweise in der Nahrungskette an – und wird zur Gefahr für Meer und Mensch. Denn die winzigen Partikel binden wie kleine Schwämme Schadstoffe aus der Umwelt. Gleichzeitig werden im Wasser giftige Chemikalien, wie zum Beispiel Weichmacher oder Flammschutzmittel, aus Mikroplastik freigesetzt.

Fisch frisst Plastik, Mensch isst Fisch

Der Greenpeace-Report trägt aktuelle Forschungsergebnisse zu Mikroplastik in Fisch- und Meeresfrüchten zusammen. In verschiedenen Feldstudien fanden Wissenschaftler Plastikpartikel in unterschiedlichen Arten von Fischen, Krusten- und Schalentieren – von Thunfischen über Makrelen bis hin zu Garnelen und Muscheln. In der Nord- und Ostsee zum Beispiel wiesen fast sechs Prozent der untersuchten Fische Plastikrückstände auf. Laut einer weiteren Studie sind 86 Prozent der norwegischen Hummer, die vor Westschottland gefangen wurden, mit Mikroplastik belastet. Für Meerestiere wird die unnatürliche Futterbeilage zum Problem. Entzündungen im Darm oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung sind mögliche Folgen.

Landen die belasteten Fische und Meeresfrüchte beim Menschen auf dem Teller, könnte deren Verzehr durchaus bedenklich sein. Bei Schalentieren, wie zum Beispiel Muscheln, von denen das gesamte weiche Fleisch verzehrt wird, würden die Plastikpartikel einfach mitgegessen – schlimmstenfalls mitsamt den angedockten Giftstoffen. Inwieweit dadurch Gesundheitsrisiken entstehen, lässt sich allerdings nicht abschließend beurteilen: Die Forschung zu Mikroplastik im Meer steht noch am Anfang.

Umweltministerium in der Pflicht

Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Politik Zeit lassen darf. Gerade weil die Auswirkungen nicht ausreichend erforscht und als unbedenklich erwiesen sind, sollten schnell konkrete Maßnahmen ergriffen werden. „So lange Ausmaß und Folgen der Mikroplastikbelastung in unseren Meeren nicht bekannt sind, muss unbedingt das Vorsorgeprinzip angewandt werden“, sagt Dr. Sandra Schöttner, Meeresbiologin und Greenpeace-Expertin für Ozeane. „Um das Risiko für Mensch und Umwelt gering zu halten, brauchen wir dringend gesetzliche Lösungen.“ Deshalb sei nun Umweltministerin Barbara Hendricks in der Pflicht, gegen Mikroplastik vorzugehen.

Vor allem gegen industriell gefertigtes Mikroplastik, das täglich ins Abwasser gelangt, könnte die Bundesregierung per Gesetz schnell und effektiv vorgehen. Zwar hat sich die Kosmetikindustrie zum Verzicht auf Mikroplastik verpflichtet, jedoch sind ihre Maßnahmen unzureichend. Deshalb muss eine gesetzliche Vorgabe her, um Mikroplastik aus Verbrauchsgütern zu verbannen. Die sind ohnehin leicht zu ersetzen, denn natürliche Alternativen gibt es viele: Gemahlene Nussschalen oder mineralische Stoffe wie Salzkristalle, Tonerde und Kreide haben einen ähnlichen Effekt wie die Plastikperlen. Diese Ersatzstoffe würden den Meeresbewohnern viel unappetitliche Plastiknahrung ersparen – und Menschen und Umwelt vor möglichen Risiken schützen. Wie Sie Plastik in Kosmetik vermeiden können, zeigt Ihnen unsere praktische kleine Einkaufshilfe im Visitenkartenformat

  • Reagenzgläser mit Mikroplastik aus deutschen Flüssen

    Problem in Flüssen und Meeren

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Ehrenamtliche untersucht Wasserproben

    Zu klein für Klärwerke

    Überspringe die Bildergalerie
  • Mann hält kleines Plastikteilchen mit Biss-Spuren zwischen den Fingern

    Falsche Ernährung

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Report: Plastik in Fisch und Meeresfrüchten

Report: Plastik in Fisch und Meeresfrüchten

Anzahl Seiten: 20

Dateigröße: 3.44 MB

Herunterladen
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 08.11.2024

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren