Gruppenaktionstag zum Schutz der Antarktis in 75 deutschen Städten
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Der Südpol liegt von Deutschland aus in weiter Ferne, zum antarktischen Weddellmeer sind es über 14.000 Kilometer. Nicht meine Baustelle? Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten in 75 deutschen Städten fühlen sich sehr wohl verantwortlich – und machten sich heute in Fußgängerzonen und an öffentlichen Plätzen für ein antarktisches Schutzgebiet stark. Im Oktober entscheidet die Antarktis-Kommission CCAMLR darüber, ob das Weddellmeer vor industrieller Großfischerei geschützt wird. Es wäre das größte Schutzgebiet der Welt – rund fünfmal so groß wie Deutschland.
Damit der Blick in die richtige Richtung geht, stellten die Umweltschützer: innen im ganzen Land Wegweiser auf, die zum Weddellmeer zeigten. Natürlich ist es für niemanden einfach, dort tatsächlich hinzukommen: Um mit eigenen Augen zu sehen, was es zu schützen gilt, braucht es schon ein hochseetüchtiges Schiff. Greenpeace hat eines: Die Arctic Sunrise ist derzeit in antarktischen Gewässern unterwegs, um die Schönheit und empfindliche Lebensräume am Meeresboden zu dokumentieren. Die ersten Unterwasserbilder der Forscher: innen an Bord legen nahe: Im vermeintlich lebensfeindlichen Eiswasser gedeiht in Hunderten Metern Tiefe ein außerordentlich schutzbedürftiges, vielfältiges Ökosystem.
Prominente Unterstützung
Bereits über eine halbe Million Menschen weltweit haben die Greenpeace-Petition zum Schutz der Antarktis bereit unterzeichnet, prominente Unterstützer: innen rühren in den Sozialen Medien die Werbetrommel. So ist der Schauspieler Javier Bardem („James Bond 007 – Skyfall“) derzeit mit Greenpeace auf Antarktis-Expedition, dank Twitter-Followerpower hat sich Seriendarsteller David Harbour („Stranger Things“) ebenfalls einen Platz an Bord schlawinert – die Einladung gab es für 200.000 Retweets seiner Bitte an Greenpeace, „mit Pinguinen tanzen“ zu dürfen.
„Die Antarktis erscheint vielen so weit weg, dabei ist sie unser gemeinsames Welterbe und gehört uns allen“, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe und Greenpeace-Experte für Ozeane. Allerdings ist der Lebensraum im Südpolarmeer bedroht – und das liegt an den Auswirkungen des Klimawandels. Aufgrund der Erderhitzung können dort, wo früher dichte Eisdecken waren, mittlerweile Schiffe fahren. Etwa auch die der industriellen Krillfischerei. Ihre Beute sind Schwärme von Kleinkrebsen, die zu Fischmehl oder Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet werden. In der Antarktis ist Krill allerdings Lebensgrundlage, er ernährt Pinguine, Wale und Robben.
Bundesregierung will das Schutzgebiet – reicht das?
Den Vorschlag, dieses Schutzgebiet in der Antarktis einzurichten, hat die alte Bundesregierung bei der Antarktis-Kommission eingebracht. Die neue Bundesregierung – wie es aussieht wieder eine Große Koalition – muss diesen Plan weiterhin selbstbewusst vertreten, auch gegen den Widerstand von Ländern mit starken Fischereiinteressen wie Norwegen, China, Südkorea und Japan. „Wir müssen die einzigartigen Ökosysteme der Antarktis erhalten, bevor die industrielle Fischerei dort neue Fanggebiete erschließt“, so Maack. Es wäre eine historische Entscheidung.